Hip-Hopper meets Volksvertreter: Videoprojekt will zwei Welten zusammenbringen

Jungen Menschen eine angemessene Plattform zur Artikulation ihrer Anliegen zu bieten, sie für Politik zu sensibilisieren und ihnen das Gefühl der eigenen Handlungsohnmacht zu nehmen - darum geht es bei RAPutation. Weil politikferne junge Menschen im Normalfall wenig Möglichkeit haben, ihre Themen auf die politische Agenda zu setzen, holt RAPutation sie im Internet ab und setzt dabei auf Videos der Jugendlichen, mit denen später Politiker konfrontiert werden.

von Martin Reyher, 26.02.2013

Von Tim Sergio Gago

Ruft ein Jugendlicher einem Politiker entgegen: „Ihr behandelt uns wie den letzten Dreck.“

 

Kein guter Auftakt für einen Austausch, oder? Kommt drauf an.

Das Hip-Hop-Video des Jugendlichen, aus dem der Satz stammt, ist Teil des Projekts RAPutation der Initiative DU HAST DIE MACHT. Weil politikferne junge Menschen im Normalfall wenig Möglichkeit haben, ihre Themen auf die politische Agenda zu setzen, holt RAPutation sie im Internet ab und setzt dabei auf Videos der Jugendlichen, mit denen später Politiker konfrontiert werden. Hip-Hopper meets Volksvertreter sozusagen.

Jungen Menschen eine angemessene Plattform zur Artikulation ihrer Anliegen zu bieten, sie für Politik zu sensibilisieren und ihnen das Gefühl der eigenen Handlungsohnmacht zu nehmen - darum geht es bei RAPutation. Die Politiker sollen die Themen der Jugendlichen aus deren Perspektive erleben und dazu vor der Kamera Stellung nehmen. Die ersten Videoantworten von Volksvertretern stehen inzwischen im Netz. Die Reaktionen der Bundestagsabgeordneten Florian Bernschneider und Volker Beck sowie dem Berliner Landtagsabgeordneten Burkard Dregger zeigen, wie stark ihre Lebenswirklichkeit sich von der der Jugendlichen unterscheidet.

Die Videobotschaften der jungen Menschen soll deren Anliegen auf das Radar der Volksvertreter holen, so das Ziel. Aber auch das wird deutlich in den Antworten der Politiker: Ihr Bemühen, sich in die Welt der Jugendlichen hinein zu versetzen. Die Politik habe „zu wenig gemacht für die Lebenssituation der Menschen“, mein Volker Beck. Florian Bernschneider honoriert das Engagement der Jugendlichen. Allerdings findet er, dass der Bundestag als das „meistbesuchte Parlament“ hinreichend offen für alle Jugendlichen sei. Damit idealisiert Bernschneider die Situation, denn der Bundestag ist vor allem das meistbesuchte Parlament von privilegierten Schichten, aber ganz sicher nicht von den am Projekt beteiligten Jugendlichen.

Für Burkard Dregger ist der Aspekt der Integration zentral. Für ihn steht jedoch fest: „Mulitkulti ist am Ende.“ Er fordert die Jugendlichen auf, sich nicht in eine „Schmollecke“ zurückzuziehen. Der Berliner Landtagsabgeordnete verkennt allerdings, dass unter diesen Voraussetzungen ein gleichberechtigter Dialog nicht möglich ist. Wer so etwas empfiehlt, nimmt seinen Gesprächspartner nicht allzu ernst. Interessant wäre zu sehen, was die Jugendlichen selbst zu den Äußerungen der Politiker sagen. Warum nicht Volksvertreter und die jungen Leute an einen Tisch bringen? Dann würde aus den distanzierten Videobotschaften ein echter Dialog! RAPuation wird erfolgreich sein, wenn das Projekt es schafft, bei Politikern ein neues Bewusstsein für die Art des Dialogs mit jungen, politikfernen Menschen zu schaffen.

Es geht nicht nur um die Einstellung der Jugendlichen, sondern auch um die der Politikerinnen und Politiker, in deren Entscheidungen sich die Jugendlichen wiederfinden müssen, um sich ernstgenommen zu fühlen. RAPutation bietet Volksvertretern die Möglichkeit, ihr Kommunikationsverhalten gegenüber jungen Menschen zu überdenken und zu verbessern. Es liegt an ihnen, diese Chance auch zu nutzen!
 

Video mit Volker Beck:

 

Video mit Florian Bernschneider:

 

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