Frage an Anette Hübinger bezüglich Bildung und Erziehung

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Anette Hübinger
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Frage von Gerhard G. •

Frage an Anette Hübinger von Gerhard G. bezüglich Bildung und Erziehung

Bildungsmisere der Jungen

Sehr geehrte Frau Hübinger,

seit den 80er Jahren fallen die Jungen in der Schule immer mehr hinter den Mädchen zurück. Mehr als ein Drittel eines Mädchenjahrgangs macht mittlerweile Abitur, aber nur ein knappes Viertel eines Jungenjahrgangs. Dies dann im Schnitt um eine Note schlechter. Die Leseleistungen hinken deutlich hinterher. Auf der anderen Seite sind zwei Drittel der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss Jungen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Bei den unter 25-Jährigen sind absolut und prozentual deutlich mehr junge Männer als junge Frauen arbeitslos. Allgemein ist Bildung ein wesentlicher Schlüssel für Aufstieg und den Spielraum für die eigene Lebensplanung.

Es liegt nahe, die Erfolge der Mädchen mit der seit den 70er Jahren praktizierten nachhaltigen Mädchenförderung in Verbindung zu bringen, die auch heute eine weit größere Dimensionen besitzt als die nur ganz vereinzelt zu findende Jungenförderung.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Bildungssituation der Jungen, welche Maßnahmen betrachten Sie als notwendig, für welche Maßnahmen werden Sie konkret eintreten und auf welche Weise beabsichtigen Sie das zu tun?

Vielen Dank.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Groß,

die von Ihnen geschilderte Problematik hat zum Glück in den letzten zwei Jahren vermehrte Aufmerksamkeit auf sich gezogen und auch in unseren Ministerien – wie dem BMBF und dem BMFSFJ – hat dieses Thema Fuß gefasst.

Die angesprochenen Bildungsmisserfolge von Jungen beziehen sich im Allgemeinen auf Misserfolge im schulischen Bereich. Dieser Bereich liegt in der Zuständigkeit der Länder, weshalb der nationale Bildungsbericht auch im Zusammenwirken von Bund und Ländern erstellt wird. Wie im nationalen Bildungsbericht und auch im Berufsbildungsbericht ersichtlich, werden die Daten im Bildungsbereich - soweit sie erhoben werden - auch geschlechtsspezifisch erhoben.

Vor dem Hintergrund dieser Zuständigkeitsverteilung hat sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung dem Thema "Jungenforschung" im Bereich der Bildungsforschung angenommen und wird dies auch in Zukunft tun. Die jüngste Publikation finden Sie unter: http://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf .

Auf dem Weg zu einem neuen, ausgewogenen und gerechten Geschlechterverhältnis nimmt beispielsweise die neue Gleichstellungspolitik des BMFSFJ Männer mit in den Blick. Mit der Festlegung des Entwicklungsthemas „Neue Perspektiven für Jungen und Männer“ im BMFSFJ wird erstmals explizit Gleichstellungspolitik als Politik, die auch die Anliegen von Männern und Jungen berücksichtigt, definiert.

Seit Anfang 2005 fördert das BMFSFJ das bundesweite Projekt "Neue Wege für Jungs", http://www.neue-wege-fuer-jungs.de und http://www.respekt-jungs.de . Neue Wege für Jungs vernetzt und unterstützt lokale Initiativen, die für Jungen der Klassen 5-10 schulische und außerschulische Angebote zu den Schwerpunkten Berufswahlorientierung, Sozialkompetenz und Lebensplanung bereitstellen. Das BMFSFJ hat 2008 im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung von "Neue Wege für Jungs" die Expertise "Neue Wege für Jungs?! - Ein geschlechtsbezogener Blick auf die Situation von Jungen im Übergang Schule-Beruf" veröffentlicht.

Ich bin mir bewusst, dass wir mit unseren Erkenntnissen zum Thema noch relativ weit am Anfang stehen. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass das Thema „Gleichstellung“ nicht nur von der weiblichen Seiten betrachtet wird, sondern dass auch die Probleme von Jungen bzw. jungen Männern in Bezug auf den Bildungserfolg thematisiert werden. Um in dieser Hinsicht adäquat handeln zu können, brauchen wir wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse und an dieser Stelle besteht nach wie vor Nachholbedarf.

Mit freundlichen Grüßen

Anette Hübinger, MdB