Frage an Bärbel Höhn bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

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Bärbel Höhn
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Peter W. •

Frage an Bärbel Höhn von Peter W. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

sehr geehrte Frau Bärbel Höhn

nach der ARD Sendung vom Montag 3.9.2012 Wie billig kann Bio sein? in der die " gleiche Massentierhaltung " für Bio Produkte der Diskounter gezeigt wurde, haben wir uns entschlossen wie in den 60er Jahren nur 1 bis max.2 mal die Woche "hochwertiges gesundes Fleisch zu essen" .
Trotzdem stellt sich die Frage:
Kann Fleisch aus Massentierhaltung in dunkel Ställen ohne Tageslicht und Auslauf der Tiere überhaupt gesund sein?
Sie erwähnen " die deutsche Gesellschaft für Ernährung" die für Kinder und Schwangere Fleischkonsum empfiehlt!
Dieses Fleisch aus der og. Massentierhaltung kann doch nicht gesund sein!
Wir können doch auch nicht unsere Kinder ohne Sonenlicht monatelang ohne gesundheitliche Schäden im Haus einsperren! Die Kinder hätten dann Mangelerscheinungen!
Wie soll Fleisch und Milch diese Säugetiere bei Erzeugung ohne Sonnenlicht ein gesundes Lebensmittel werden?
Wurde schon einmal wissentschaftlich untersucht ob die tierischen Produkte; Fütterung von Kühen mit Mais statt Gras etc. ( USA üblich in Fleischproduktion) , den gleichen WERT / Nährwert/ Mineralien/ Vitamiene etc.hat wie von Tieren die auf der Wiese weiden,Auslauf haben und Artgerecht gefüttert werden?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Wulf,

auch wenn insgsamt in der Tierhaltung im Bio-Bereich die Haltungsbedingungen deutlich tiergerechter sind als im konventionellen Bereich, so werden auch dort in Einzelfällen Defizite bzw. Missstände entdeckt. Unter dem Kostendruck von Discountern kann so auch die Qualität der Produktionsbedingungen leiden. Während die Standards bei einzelnen deutschen Bio-Siegeln sehr hoch sind, sind diese beim EU-Bio-Siegel an einigen Stellen verbesserungswürdig. So dürfen nach EU-Öko-Verordnung z.B. in der Schweinehaltung wie im konventionellen Bereich auf 50% des Stallbodens Spalten sein, die den Tieren das Laufen und Liegen erschweren, während bei biologischen Demeter-Betrieben beispielsweise die Bestandsgröße an Schweinen im Durchschnitt nur 22 Tiere umfasst. Spalten sind hier ebenso tabu wie in der artgerechten Neuland-Haltung. Unterschiede gibt es auch z.B. in der Antibiotikabehandlung. Während für konventionelle Betriebe lediglich gilt, dass im Fleisch keine Antibiotikarückstände mehr auftreten dürfen, weshalb die Medikamente oft kurz vor der Schlachtung abgesetzt werden, darf bei der EU-Ökoverordnung nur maximal 1 Behandlungsgang pro Mast erfolge. Bei Neuland dürfen Schweine, die ab 25 kg Lebendgewicht mit anderen als Naturheilmitteln behandelt wurden, nicht mehr unter dem Label für artgerechte Haltung vermarktet werden. Je nachdem, an welchem Label Sie sich beim Einkauf orientieren, kriegen Sie also mehr oder weniger Tierschutz. Was welches Label genau bedeutet, können Sie hier nachlesen: http://www.label-online.de/

Wir werben als Grüne sehr dafür, weniger und dafür besseres Fleisch zu essen. Dies ist nicht nur gesünder, sondern vor allem auch umweltfreundlicher, da durch die Massentierhaltung riesige Flächen außerhalb Europas für den Anbau größtenteils gentechnisch veränderter Futtermittel beansprucht werden: http://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/fraktion/beschluesse/veggieday.pdf http://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/fraktion/beschluesse/Beschluss_artgerechte_Tierhaltung.pdf

Bei Untersuchungen des Fleischs ergeben sich zwar keine dramatischen Unterschiede. Es hat sich aber z.B. gezeigt, dass Rindfleisch aus artgerechter Haltung ca. doppelt so viele Omega-3-Fettsäuren wie Fleisch von Tieren, die nur im Stall standen. Und insgesamt trägt die ökologische Landwirtschaft mit ihrem wesentlichen geringeren Einsatz von Antibiotika auch dazu bei, dass sich Resistenzen nicht so schnell bilden und verbreiten und damit lebensnotwendige Medikamente erhalten bleiben.

Die Ernährungsempfehlung der DGE finden Sie hier: http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=15 Tatsache ist, dass die meisten Deutschen viel mehr Fleisch essen als die empfohlene Menge.

Mit einer "Langen Nacht der nachhaltigen Ernährung" in Berlin in dieser Woche haben wir die Diskussion um eine andere Landwirtschaft und Ernährung weiter in die Öffentlichkeit getragen. Der Veranstaltungsbericht wird in Kürze auf der Seite der Grünen Bundestagsfraktion eingestellt: www.gruene-bundestag.de

Mit freundlichen Grüßen,

Bärbel Höhn