Frage an Barbara Schmidt bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Barbara Schmidt
DIE LINKE
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Frage von Henrik R. •

Frage an Barbara Schmidt von Henrik R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Schmidt,

ich bin im letzten Jahr zum Studium nach Bielefeld gezogen und dementsprechend mit der hiesigen Landespolitik nur wenig vertraut. Mich würde interessieren, was Ihre Politik und die Politik Ihrer Partei im Hinblick auf die Hochschulen in NRW im Allgemeinen und die Hochschulen Bielefelds im Besonderen ist. Wie ist Ihre Einschätzung der Hochschullandschaft? Wo sehen sie qualitative Mängel, wo Strukturprobleme? Wie sehen Sie die Betreuungssituation durch Lehrende? Wie ist Ihre Einstellung zu Digitalisierung und Internationalisierung der Hochschulen? Wollen Sie benachteiligten Gruppen ("Arbeiterkinder", beeinträchtigte Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund) in Zukunft eher ein Studium ermöglichen? Wenn ja, wie? Sehen Sie Nachbesserungsbedarf bei den Möglichkeiten zur Studienfinanzierung? Und schließlich: Was ist Ihre Vision für die Zukunft der Hochschulen im Land?
Über Ihre Antworten würde ich mich sehr freuen. Ich danke Ihnen für Ihre Mühe.

Mit freundlichen Grüßen
H. R.
P.S.: Diese Fragen ergehen auch an die anderen Kandidaten des Wahlkreises Bielefeld I.

Antwort von
DIE LINKE

Wie ist Ihre Einschätzung der Hochschullandschaft? Wo sehen sie qualitative Mängel, wo Strukturprobleme?
Die Hochschulen im Land machen gute Arbeit und sind in der Frage von Forschung und Qualität gut aufgestellt. Schlecht sieht es allerdings im Bereich der Lehre aus: der Bologna-Prozess hat das Studium so verschult, dass ein kritischer Blick und Ansatz schon aus Zeitgründen kaum noch möglich ist. Bulimie-Lernen ist der Gegensatz zu jeder kritisch-interdisziplinären wissenschaftlichen Auseinandersetzung, die nötig wäre. Strukturprobleme gibt es insbesondere dort, wo die Hochschulen keine ausreichenden Ressourcen für ihre Arbeit, die Beschäftigung von wissenschaftlichem und nichtwissenschaftlichem Personal zunehmen prekär wird, die Verbindung von Forschung und Lehre nicht mehr umgesetzt oder für die Interessen der Wirtschaft missbraucht wird und die Betreuungskapazitäten für die Studierenden nicht ausreichen. Auch die Vernachlässigung geisteswissenschaftlicher Fächer ist falsch.

Wie sehen Sie die Betreuungssituation durch Lehrende?
Sie ist zu schlecht, um eine wirkliche Betreuung zu gewährleisten.

Wie ist Ihre Einstellung zu Digitalisierung und Internationalisierung der Hochschulen?
Digitalisierung ist heute ein unverzichtbarer Standard; dabei ist Datensicherheit insbesondere vor wirtschaftlicher Ausbeutung zentral. Internationalisierung muss ebenso zum Standard gehören.

Wollen Sie benachteiligten Gruppen ("Arbeiterkinder", beeinträchtigte Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund) in Zukunft eher ein Studium ermöglichen? Wenn ja, wie?
Ja, zu Chancengleichheit - die das Grundgesetz und die UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen verlangt - gehört, dass alle Menschen, gleich aus welchem sozialen Milieu oder mit welchen individuellen Voraussetzungen die gleichen Chancen haben müssen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Für Menschen aus finanzschwachen Familien, für Frauen, für Menschen mit Migrationserfahrung, für beeinträchtigte Menschen ist diese Chancengleichheit noch keine Realität. Deshalb müssen umfassende Maßnahmen zum Abbau von sozialen und praktischen Barrieren ergriffen werden (alles aufzuführen ist hier nicht möglich: dazu muss ich auf unser Programm verweisen).

Sehen Sie Nachbesserungsbedarf bei den Möglichkeiten zur Studienfinanzierung?
Ja, die finanzielle Ausstattung für die Hochschulen reicht nicht aus, um die Aufgaben zu erledigen: räumlich, personell und sächlich.

Und schließlich: Was ist Ihre Vision für die Zukunft der Hochschulen im Land?
Wissenschaft ist ein grundlegendes Element für die Gestaltung einer menschenwürdigen Zukunft. Dazu müssen aber Forschung und Lehre auf die Lösung von zentralen Menschheitsproblemen ausgerichtet sein. Forschungen für militärische Zwecke müssen verboten werden, der Einfluss der Wirtschaft auf die Hochschulen gestoppt und das Studium zu kritischem Denken gefördert werden.

Weitere Positionen können Sie unter http://wahl2017.dielinke-nrw.de/programm/wahlpruefsteine/wahlpruefsteine_die_linke_nrw_antwortet/landes_asten_treffen_nrw/