Frage an Christin Bernhold bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Christin Bernhold
DIE LINKE
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Frage von Jan W. •

Frage an Christin Bernhold von Jan W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Bernhold,

was bewegt eine Sozialistin dazu, für eine Partei zu kandidieren, die ihr Personal, aus Sozialistensicht, überwiegend aus bürgerlichen bis kleinbürgerlichen Organisationen rekrutiert (SPD, Grüne, Gewerkschaften u.s.w.), dem man dann einen grundsätzlichen Willen zum Systemwechsel auch nicht wirklich anmerkt.

mit freundlichen Grüßen,

Jan Wulf

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Wulf,

ich denke, der Entwurf für ein Programm auf Bundesebene oder das Wahlprogramm in Hamburg stehen ihrem Eindruck entgegen. Im Wahlprogramm steht z.B. „DIE LINKE findet sich mit den kapitalistischen Verhältnissen nicht ab, sondern will sie überwinden.“ Und im Programmentwurf heißt es: „DIE LINKE steht in grundsätzlicher gesellschaftlicher und politischer Opposition zu Neoliberalismus und Kapitalherrschaft, imperialistischer Politik und Krieg.“ Und ganz zu Beginn steht explizit: „Wir kämpfen für einen Richtungswechsel der Politik, der den Weg zu einer grundlegenden Umgestaltung der Gesellschaft öffnet, die den Kapitalismus überwindet.“

Eine Partei, die sich auf das Ziel einigen kann, die kapitalistische Produktionsweise zu überwinden, ist zumindest sozialistischer als die SPD nach dem Godesberger Parteitag (1959). Dabei spielt es keine Rolle, woher die Menschen stammen, die sich in der LINKEN organisieren. Entscheidend ist, was unsere gemeinsame Basis ist und was wir erreichen wollen. Und da gibt es keinen Zweifel, dass die Realisierung einer wahrhaft friedlichen und gerechten Gesellschaft nicht unter der Herrschaft der Kapitalistenklasse möglich ist.

Selbstverständlich bin auch ich nicht mit allem einverstanden, was Teile der LINKEN sagen oder machen. Aber fragen Sie doch mal Herrn von Beust und andere „liberale“ CDU-Mitglieder, ob sie mit allem einverstanden sind, was Herr Ahlhaus macht.

Außerdem kann man sich auch als Marxistin im 21. Jahrhundert die Bedingungen und die historische Konstellation nicht aussuchen, unter denen man kämpft. Man ist aber den Opfern der westlichen Zivilisationsgeschichte gegenüber verpflichtet, Widerstand zu leisten und die Geschichte gegen den Strich zu bürsten. Wie man das am besten tun kann, darüber diskutiere ich oft und gerne mit Leuten innerhalb und außerhalb der Partei. Ein Weg ist, sich in und mit der LINKEN für Frieden und eine sozialistische Gesellschaft einzusetzen, ein anderer, sich Gruppen und Organisationen der außerparlamentarischen antikapitalistischen Opposition anzuschließen.

Herzliche Grüße

Christin Bernhold