Frage an Clemens Rostock bezüglich Bildung und Erziehung

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Clemens Rostock
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Uwe P. •

Frage an Clemens Rostock von Uwe P. bezüglich Bildung und Erziehung

Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt?
Wie stellen Sie sich wirksame Medienbildung vor?
Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing ?

Welche Veränderungen werden Sie in den Kontexten Schulaufsicht, „Testeritis“, Schulvisitation, …, Schulrecht, sogenannte überregionale Rechtsangelegenheiten
bis hin zu Zweigstellen der Schulämter und ggf. des LISUM politisch auf den Weg bringen?

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr P.,

Vielen Dank für Ihre Fragen! Ich muss vorweg sagen, dass ich kein Bildungspolitiker bin und eher auf meine Co-Landesvorsitzende Petra Budke verweisen würde. Dennoch werde ich im Folgenden versuchen Ihre Fragen so gut ich es kann beantworten.

Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt?

Übergreifend habe ich dazu bisher eher wenig getan. In meinem eigenen privaten Umfeld (zwei meiner Kinder sind in der Schule, bis vor kurzem war ich auch Elternsprecher) versuche ich immer wieder Kontakte herzustellen, um auch außerschulische Dinge in die Schulen zu holen. Auch über unseren Hennigsdorfer Bürgerhaushalt, den wir Bündnisgrünen in Hennigsdorf eingeführt haben, sind immer wieder innovative Projekte für die Schulen beschlossen worden, bei deren Umsetzung ich mich eingebracht habe. Bezogen auf die landesweite Bildungspolitik wollen wir jungen Menschen schon früh die Möglichkeit geben, sich kreativ zu entfalten, eigene Ideen zu entwickeln und handwerkliche Fähigkeiten zu erwerben. Dafür wollen wir den Unterricht weg von Frontalvermittlung von Fakten hin zu neuen Unterrichtsformen wie projektbezogene Gruppenarbeit verschieben. Ein ganz konkreter Vorschlag unsererseits ist die Bereitstellung von entsprechenden Räumlichkeiten wie Werkstätten und sogenannte "Fablabs"" (Fabriktionslabore).

Wie stellen Sie sich wirksame Medienbildung vor?

Wir wollen Kinder und Jugendliche zu souveränen, aktiven Mediennutzer*innen machen. Medienbildung unter fächerübergreifenden und fächerverbindenden Aspekten ist Querschnittaufgabe jeden Unterrichts. Insbesondere die Möglichkeiten der Digitalisierung müsen dabei eine große Rolle spielen. Gut ist ein Grundverständnis von den Dingen hinter der Oberfläche. Programmieren kann schon spielerisch in der Kita gelernt werden und sollte auch in der Grundschule auf dem Stundenplan stehen. An allen weiterführenden Schulen wollen wir Informatik oder das neue Fach "Digitale Welten" als Wahlpflichtfach etablieren. Neben technischen Fähigkeiten müssen im Unterricht auch essentielle Kenntnisse zu ethischen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen unseres technischen Lebensumfelds vermittelt werden. Z.B. ist es in unserem Informationszeitalter kaum zu unterschätzen wichtig, eine Information in Bezug auf Quelle, Glaubwürdigkeit und kontext einordnen zu können.

Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing ?

Gewaltprävention ist v.a. ein Aufgabe, die vor Ort statt finden und in allen Schulen als Querschnittsaufgabe verankert werden muss. Wir unterstützen entsprechende Fortbildungen aller Beteiligten und Konzepte für eine gewaltfreie Schule. Die Schulsozialarbeit wollen wir weiter ausbauen und auch die schulpsychologische Betreuung schrittweise verbessern.

Welche Veränderungen werden Sie in den Kontexten Schulaufsicht, „Testeritis“, Schulvisitation, …, Schulrecht, sogenannte überregionale Rechtsangelegenheiten bis hin zu Zweigstellen der Schulämter und ggf. des LISUM politisch auf den Weg bringen?

Ich nehme an mit "Testeritis" meinen Sie eine übertriebene Anzahl an Tests , die vor allem kognitives Wissen abfragen. Das sehen wir sehr kritisch. Bei aller Bedeutung von Faktenwissen sollte Schule sich nicht auf das Auswendiglernen beschrönken, sondern auf das spätere (Berufs-)Leben vorbereiten und dabei auch Kompetenzen vermitteln, die insbesondere für ein soziales Miteinander in der Gesellschaft wichtig sind. Lernstandskontrollen sind ein wichtiges Instrument, um Unterricht und individuelle Förderung zu verbessern. Vergleichende Lernstandskontrollen wie VERA können den Lehrkräften (und damit auch Schüler*innen und Eltern) eine Rückmeldung geben, welchen Stand die Kompetenzentwicklung hat. Für öffentliche Rankings von Klassen und Schulen sind sie nicht geeignet. Vergleichsarbeiten (z. B. im bundesweiten Maßstab) sind von wissenschaftlichem Interesse, sollten aber den Schulalltag nicht allzu sehr belasten. Das LISUM ist eine wichtige Einrichtung zur Qualitätsverbesserung. Wir wollen es weiterentwickeln und können uns auch vorstellen, dass Fortbildungsangebote des LISUM nicht nur in Struveshof, sondern auch an den Schulen direkt stattfinden, z.B. mit einem ganzen Kollegium oder Jahrgangsstufenteams. Schulinterne Fortbildungen sind oft effektiver als das Multiplikatorenkonzept. Die Schulvisitation sollte vor allem ein Instrument zur Qualitätsverbesserung sein und sich auf die Schulen mit Entwicklungsbedarf konzentrieren. Analyse und Beratung wollen wir eng verzahnen. Dann kann sich auch die Akzeptanz verbessern und die Schulvisitation wirklich etwas bewirken.

Ich hoffe damit die Fragen in der von gewünschten Länge und Tiefe beantwortet zu haben. Sollten Ihnen die Antworten zusagen, würde ich mich über grüne Zweitstimmen freuen!

Mit freundlichen Grüßen
Clemens Rostock

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