Frage an Diana Golze bezüglich Familie

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Diana Golze
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Frage von Miriam F. •

Frage an Diana Golze von Miriam F. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Golze,

Die grossen Parteien bekunden immer, dass sie die Wahlfreiheit für Eltern schaffen wollen, ob sie ihre Kinder daheim erziehen möchten, oder sie in eine Krippe geben.

Nun hat die Bundesregierung mit dem Ausbau der Krippenplätze schon einiges für Eltern getan, die gern eine Kinderbetreuung in Anspruch nehmen möchten. Aber was ist mit den anderen Eltern?

Da viele Arbeitsplätze immer schlechter bezahlt werden, reicht für viele Familien das Gehalt eines erwerbstätigen Elternteils nicht aus, um sich über Wasser zu halten. Dadurch sind vorallem viele Mütter aus finanziellen Gründen gezwungen erwerbstätig zu sein. Diese Eltern haben de facto überhaupt keine Wahlfreiheit.

Welche Unterstützung erhalten Eltern, die ihre Kinder gerne zuhause erziehen und betreuen möchten, aber dies nicht können, weil die Familie auf zwei Verdiener angewiesen wäre?

Warum wird diesen Familien dann nicht angeboten, anstatt eines staatlich finanzierten Krippenplatzes eine gleichwertige, finanzielle Unterstützung zu erhalten, damit sich zumindest ein Elternteil ganztägig um die kinder richtig kümmern kann?

Für den Staat ist es doch kein Unterschied, ob er 1000 Euro für einen Krippenplatz aufwendet, oder den Eltern die 1000 Euro Unterstützung zukommen läßt, damit die Erziehung und Forsürge der Kindes im Elternhaus stattfinden kann.

Ich finde es traurig, dass die Familien in Deutschland immer so pauschal diffamiert werden, als würden alle Eltern staatliche Unterstützung "versaufen" und ihre Kinder verwahrlosen lassen.

Um eine echte Wahlfreiheit zu gewährleisten, müssen die Eltern doch auch wirtschaftlich frei sein zu entscheiden, ob ein Elternteil zu Hause bei den Kindern bleibt oder das Kind lieber in eine Krippe soll.

Wenn Eltern ihr Kind nur in die Krippe geben, weil sie auf ein zweites Gehalt angewiesen sind, ist das doch keine freie Wahl.

Welche Vorstellung haben sie, um eine echte Wahlfreiheit zu schaffen?

Mit freundlichen Grüßen

Miriam Fischer

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DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Fischer,

vielen Dank für Ihre Frage.
Ich habe bei der Diskussion um die Kindertagesbetreuung einen anderen Ansatzpunkt: Mir geht es nicht um die Eltern, sondern in erster Linie um die Kinder. Kindertagesstätten gehören für mich zur Bildungskarriere der Kinder. Sie bieten Kontakte zu gleichaltrigen Kindern, erleichtern den Spracherwerb und üben das Agieren mit anderen Menschen. Ein Aufwachsen in einer Gruppe von Kindern ist schließlich bei der zurückgehenden Kinderzahl heute kaum noch möglich. Diese Angebote kann eine noch so engagierte Familie (in den meisten Fällen die Mutter, die zu Hause bleibt) dem Kind allein nicht bieten.

Demzufolge ist jeder Euro, der in Kindertagesstätten investiert wird, eine Investition in die Bildung der Kinder und damit in ihre Zukunft. Wie Sie sicher wissen, ist laut Untersuchungen des UN-Sonderberichterstatters Munoz in keinem Land der Bildungserfolg so von der familiären Herkunft abhängig, wie in Deutschland. Kindertagesstätten bieten also gerade für Kinder aus einkommensschwachen und sogenannten "bildungsfernen" Schichten die Chance, Armutsspiralen durch frühe Bildung zu durchbrechen. Dafür ist mir kein Euro zu viel.

Desweiteren sehe ich nicht wie Sie den Gegensatz zwischen Eltern, die ihre Kinder zu Hause selbst betreuen und solchen, die ihre Kinder in der Kita "betreuen lassen". Auch die Eltern, die ihr Kind in eine Einrichtung geben, haben den Anspruch, ihr Kind selbst zu erziehen. Aus o.g. Gründen tun sie nach meiner Ansicht etwas Gutes für ihr Kind. Es kommt zudem auch darauf an, wie intensiv die gemeinsame Zeit mit dem Kind genutzt wird.

Zudem kommt auch der Aspekt der Aufteilung von Arbeit zwischen Müttern und Vätern hinzu. Mit dem Elterngeldgesetz wurden erstmals Anreize gesetzt, um
Erwerbs- und Erziehungsarbeit zwischen beiden Elternteilen gerechter aufzuteilen. Hier muss in unserer Gesellschaft noch einiges an Arbeit geleistet werden, um mit alten Klischees zu brechen. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Mutter auf ihre berufliche Karriere verzichtet. Und genauso darf es nicht sein, dass Väter, die sich auf die Erziehung der Kinder konzentrieren, belächelt werden. Beide haben den Anspruch auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Gesellschaft - und damit auch die Politik - muss dafür die Rahmenbedingungen schaffen.

Recht gebe ich Ihnen in Ihrer Auffassung, dass Familien mitnichten finanzielle Leistungen nicht den Kindern zugute kommen lassen würden. Wie jüngst eine Untersuchung in Nürnberg gezeigt hat, sparen einkommensschwache Eltern zuallererst bei sich selbst, beim Familienurlaub, bei Ausflügen, bei Kleidung und zuallerletzt bei den Kindern. Mit der Behauptung, das Geld würde in Flachbildschirme und Zigaretten umgesetzt werden, schafft man sich nur ein Scheinargument, um nicht mehr für Familien ausgeben zu müssen.

Mit freundlichen Grüßen
Diana Golze