Frage an Eva Bulling-Schröter bezüglich Umwelt

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Eva Bulling-Schröter
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Frage von Wolfram K. •

Frage an Eva Bulling-Schröter von Wolfram K. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Bulling-Schröter,

wir stehen vor der Notwendigkeit, mit Energie sparsam umzugehen. Der private Konsumenten verbraucht die meiste Energie für Heizung und für Autofahren. Hier sind also die größten Einsparpotentiale.

Im Bereich Altbauten hat die Bundesregierung in der neuen Energie-Einspar-Verordnung zu diesem Ziel ja einiges getan.
Bei der Festschreibung des Energiespar-Mindeststandards für NEUBAUTEN hingegen ist sie weit hinter dem Möglichen zurückgeblieben.

Ich will dazu keine Maximalforderungen aufstellen, wie den Standard "Nullenergiehaus" (bei dem dank Dachsolarzellen übers Jahr gemittelt keine Energie gekauft werden muss) oder gar den Standard "Plusenergiehaus" (bei dem sogar noch ein Überschuss herausspringt).

Aber der Standard "Passivhaus" (bei dem die übliche Heizung entfallen kann und ersetzt wird durch eine Umluftheizung mit Wärmetauscher (und bei ängstlichen Leuten mit einem kleinen Zusatzbrenner), auch "Anderthalb-Liter-Haus" genannt wegen seines Jahres-Ölverbrauchs von < 1,5 l pro qm Wohnfläche, ist heute leicht zu verwirklichen. Die Mehrkosten sind sehr zivil - ca. 6 - 8 % des Hauspreises (ohne Grundstückspreis); und denen stehen ja von Anfang an Einsparungen bei den Enerigeverbrauchskosten gegenüber, so dass heute schon unterm Strich sogar noch eine finanzielle Einsparung dabei herausspringt - erst recht mit auf längere Sicht unvermeidlich steigenden Energiepreisen. (Genaueres: s. unter "Passivhaus" in der Wikipedia.). Und das ist ja wohl klar: es ist auf alle Fälle viel billiger und umweltschonender, gleich beim Neubau Nägel mit Köppen zu machen, als später aufwändig nachzurüsten! (Und eine bessere, zukunftssicherere Sicherheit für eine Hypothek kann eine Bank ja kaum in die Finger kriegen.)

Also:
Schluss mit energieverschwendenden Neubauten -
Mindest-Energiestandard "Passivhaus" JETZT !

Welche Unterstützung wird Ihre Partei dafür leisten ?

Sehr gespannt auf Ihre Antwort:

Wolfram Kirchhoff

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Kirchhof,

ich stimme Ihnen zu, dass im effizienzten und sparsamen Umgang mit Energie enorme ungenutzte Potenziale liegen. Dies ist umso ärgerlicher, da Maßnahmen in diesem Bereich mittelfristig für viele Probleme der Energiepolitik (Energiekostensenkung, Versorgungssicherheit, Klimaschutz) den schnellsten, größten und wirtschaftlichsten Lösungsbeitrag leisten und dabei positive Nettoeffekte für Wirtschaft und Beschäftigung bewirken. Um dieses Potenzial zu erschließen, bedarf es nach Meinung unserer Fraktion einer "Energieeffizienz-Offensive". Neben ordnungsrechtlichen Maßnahmen müssen insbesondere Investitionszuschüsse bereitgestellt werden, aber auch Informationskampagnen und Handwerkerschulungen durchgeführt werden. Im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen fordern wir beispielsweise die Einrichtung eines sog. "Energiesparfonds", wie er u.a. vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie vorgeschlagen wurde.

Der Gebäudesektor ist ein zentraler Ansatzpunkt für eine solche "Energiesparoffensive". Was die Vorgaben für Neubauten angeht, so sind die Standards der Energieeinsparverordnung (EnEV) sicherlich verbesserungswürdig. Allerdings wird die EnEV nicht im Bundestag beraten, sondern tritt nach Zustimmung durch den Bundesrat direkt in Kraft. Insofern sind uns hier als Bundestagsfraktion die Hände gebunden.

Durch das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz gibt es ab 2009 zumindest eine Verpflichtung zur Nutzung erneuerbarer Energie zur Deckung des Wärmebedarfs bei Neubauten. Bei den Beratungen im Bundestag haben wir immer wieder auf die Notwendigkeit ähnlicher Verpflichtungen für den Gebäudebestand hingewiesen. Der Großteil der Einspar- und Erneuerbarenpotenziale liegt ja im Gebäudebestand. Unseren Entschließungsantrag zu den Beratungen über das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz finden Sie hier: http://dokumente.linksfraktion.net/drucksachen/7762896661_1609488.pdf

Auch wenn wir den größeren Handlungsbedarf im Gebäudebestand sehen, sprechen wir uns auch bei Neubauten für deutlichere Maßnahmen aus, die den Weg hin zum Passsivhaus ebnen. Neben den bestehenden Fördermöglichkeiten, beispielsweise durch die KfW, haben wir in unserem Antrag "Nationales Sofortprogramm und verbindliche Ziele für den Klimaschutz festlegen" u.a. eine verbesserte Förderung des Passivhausstandards und des Projekts "Niedrigenergie im Bestand" der Deutschen Energieagentur gefordert (vgl. http://dokumente.linksfraktion.net/drucksachen/7799492068_1605129.pdf).

Weitere Informationen zur Energiepolitik der LINKEN finden Sie unter www.linksfraktion.de/energie.

Entschuldigen Sie die späte Antwort.

Mit freundlichen Grüßen,

Eva Bulling-Schröter MdB