Frage an Fritz Schmalzbauer bezüglich Bildung und Erziehung

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Fritz Schmalzbauer
DIE LINKE
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Frage von Alfred M. •

Frage an Fritz Schmalzbauer von Alfred M. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Schmalzbauer

Mich freut schon mal, daß Sie meinen Vorschlag im Prinzip begrüßen. Es ehrt Sie, daß Sie dabei schon gleich an eine etwaige Ungleichbehandlung denken, weil Begüterte mehr Zeit haben könnten.

Muß ich aber von der Linken wirklich erwarten, daß sie Errungenschaften für die bildungsfernen Schichten blockiert, wenn die Kinder der Reichen auch etwas oder noch mehr davon haben könnten ? Verkennen Sie dabei nicht, daß die Kinder aus der Bildungsschicht nicht so sehr auf eine gut funktionierende Schule angewiesen sind wie die aus bildungsferneren Familien ? Hätte den Vorteil von mehr "Glasnost" in der Schule also nicht gerade die Klientel der Linken ? Nehmen Sie mir ab, daß es bei meinem Vorschlag nicht in erster Linie darum geht, daß die Eltern jeweils für ihre eigenen Kinder Vorteile herausschlagen können sollen, sondern daß sich bei Anwesenheit von irgendwelchen Eltern alle Beteiligten Mehr Mühe geben ?

Anmerkung:
Ich habe einer Ihrer Parteifreundinnen erzählt, daß ich Ihnen diese Frage gestellt habe. Sie konnte eine beeindruckendes Beispiel bieten. In einer 8. Klasse eines Gymnasiums haben die Eltern beim Direktorat durchgesetzt, daß immer mindestens 1 Vater oder 1 Mutter bei einem bestimmten Lehrer anwesend ist, dem die Schüler so auf der Nase herumgetanzt waren, daß ein Unterricht fast nicht mehr möglich war. Jetzt läuft der Unterricht bei dem im Prinzip hervorragenden Lehrer störungsfrei und mit großem Lernerfolg.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Brieffreund (mit Netzunterstützung)!

Von der Linken sollte man erwarten, dass sie jeden Vorschlag auf seine soziale Tauglichkeit hin beurteilt. Aber auch dann gibt es keinen Königsweg, sondern Diskussionsbedarf. Ich bin jedenfalls von einer Schulwirklichkeit geprägt, in der die Kinder wohlhabender "Harlachinger" bevorzugt wurden, weil sie "von Hause aus" dem Lehrer genehme Verhaltensweisen mitbrachten. Dazu gehörte die Dialektferne und die häusliche Umgebung von Büchern und Musikinstrumenten, wie man sie in einfacheren Haushalten damals nicht vorfand und auch heute nicht vorfindet. Wie sie wissen, rekrutieren sich heut zu Tage die vermeintlichen Eliten wieder viel stärker aus sich selbst heraus. Daher kommt es darauf an, dass ein klug organisiertes Schulsystem als Ganztagsschule möglichst früh diese Unterschiede ausgleichen hilft, weil wir natürlich Sprachfähigkeit, Literatur und Musik fördern wollen, ohne dass dabei eine soziale Auslese erfolgt. Weil die gelegentliche Präsenz von Eltern ja "allen" etwas bringen soll, unterstütze ich natürlich ihren Vorschlag, überlege aber, wer dann dieses neu geschaffene Recht mit welcher Zielsetzung wahrnimmt. Wie gesagt, ich werde ihre Idee nicht unter den Tisch fallen lassen.

Mit besten Grüßen

Fritz Schmalzbauer
Spitzenkandidat DIE LINKE (OBB)