Frage an Gabriele Molitor bezüglich Gesundheit

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Gabriele Molitor
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Frage von Axel J. •

Frage an Gabriele Molitor von Axel J. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Molitor,

im Chat-Protokoll der Redaktion "Mitmischen" zum Thema Cannabis vom 26.01. http://www.mitmischen.de/chat/index.jsp ist nachzulesen, dass Sie u.a. folgende Einwände gegen den Cannabisgebrauch vorbringen. Zitat:"der extrem gesundheitsschädliche thc-gehalt im cannabis hat sich ja in den vergangenen jahren extrem erhöht. man kann nicht mehr von einer unbedenklichen "weichen" droge sprechen. dieser hohe thc-gehalt führt zu einer schnelleren abhängigkeit und stärkeren gesundheitlichen schädigung als oft mals behauptet wird."

Dazu hat Frau Dr. Nicole Krumdiek bereits am Vortag anlässlich der Sachverständigen-Anhörung im Gesundheitsausschuss zutreffend vorgetragen, dass der THC-Gehalt seit 1997 NICHT signifikant angestiegen ist. Krumdiek bezieht sich nicht nur auf die Untersuchungsergebnisse des Bundeskriminalamts sondern auch auf die Beobachtungen der EMCDDA.
Ist dieser eklatante Widerspruch damit zu erklären, dass Sie als Abgeordnete in Sachen THC-Gehalte sachverständiger sind als die genannten Behörden und Experten?

Sollte tatsächlich eine "stärkere gesundheitliche Schädigung" durch hohe THC-Gehalte hervorgerufen werden, stellt sich die Frage, warum Bedrocan-NL dann in Abstimmung mit dem BfArM 19%iges Cannabis an deutsche Patienten mit sog. "Ausnahmegenehmigung nach § 3 Abs 2 BtMG" liefert und nicht ausschließlich Sorten mit niedrigem THC-Gehalt. Wenn denn schon Gesunde durch hohe Wirkstoffgehalte stärker gesundheitlich geschädigt werden, träfe dies nicht in erhöhtem Ausmaß auch auf Kranke zu, die natürlichen Cannabis verwenden dürfen?

Erlauben Sie mir, da die FDP den Gesundheitsminister stellt, noch folgene Zusatzfrage: Kanada hat bei 34 Mio. Einwohnern rund 12.000 registrierte med Cannabisverwender. Israel mit einer Population von 8 Mio. rund med. 4000 Cannabis-User. In Deutschland bringen wir es auf knappe 70 Cannabis-Genehmigungen. Sind Kanadier und Israelis in pucto Cannabisversorgung besser dran als Deutsche und warum?

MfG
A J

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Junker,

Sie haben die Erkenntnisse der Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss auf eine Aussage reduziert. Zu der Frage des steigenden THC-Gehaltes gab es bei der von Ihnen angeführten Anhörung auch andere Stimmen:

Der Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin e.V. hat ausgeführt, dass „ein Blick in die Kinder- und Jugendpsychiatrie dazu geführt“ habe, dass man „Cannabis neu bewerten“ müsse. „Die Händler steigern den Gehalt an THC“ mit einer neuen „Gewächshausgeneration“. Dafür gab es Zustimmung von einem Apotheker für experimentelle Pharmakologie und Toxikologie: Der Wirkstoffgehalt sei bereits auf „einen Gehalt von mehr als zehn Prozent THC“ in Cannabispflanzen und –erzeugnissen gestiegen.

„Das Festhalten des Gesetzgebers an der Verbotsentscheidung in Bezug auf Cannabis erscheint umso mehr geboten, da in den letzten Jahren bei illegalen Cannabisprodukten im Wege genetischer Umformung (Züchtung) kontinuierlich der Wirkstoffgehalt an THC (Tetrahydrocannabinol) intensiviert wurde“, hieß es in der Stellungnahme der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.

Aber auch zahlreiche Studien weisen auf die Gefährlichkeit von Cannabisgebrauch hin. Zum Beispiel zusammenfassende Reviews wie die Publikation „Auswirkungen von Cannabiskonsum und -missbrauch, eine Expertise zu gesundheitlichen und psychosozialen Folgen. Ein Systematisches Review der international publizierten Studien von 1996 bis 2006“ von Kay Uwe Petersen und Rainer Thomasius sowie die Übersicht „Reader zur Cannabis-Thematik: Globale Fragen und örtliche Erfahrungen. Perspektiven zu Cannabis-Kontroversen, -Behandlung und -Rechtsvorschriften in Europa“ (herausgegeben als Monografie Nummer 8 von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht; besonders Band 2, Teil II „Health effects of cannabis use“, S. 115 bis 198). Auch die Studien, über die in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Sucht“ (Heft 3, Juni 2011) berichtet wird, lassen darauf schließen, dass Cannabiskonsum und -missbrauch zu Störungen führen können. Die Herausgeber des genannten Hefts machen zusammenfassend darauf aufmerksam, dass die gesundheitliche Problematik, die sich aus dem Cannabismissbrauch in der Bevölkerung ergibt, weder verschwunden noch abnehmend ist. Im Gegenteil: Die Zahl der aufgrund cannabisbezogener Störungen Behandlungssuchenden steigt weiter an.

Als Abgeordnete des Deutschen Bundestages verlasse ich mich sehr wohl auf die pharmakologisch-wissenschaftliche Expertise von Sachverständigen für meine politische Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Gabriele Molitor