Frage an Gottfried Milde bezüglich Bildung und Erziehung

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Gottfried Milde
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Frage von Carmen H. •

Frage an Gottfried Milde von Carmen H. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Milde,

die meissten Studiengänge sind mittlerweile auf Bachelor/Master umgestellt. Die erste Runde der Zweitakkreditierung steht kurz bevor.
Meine Fragen an Sie:
-Wie beurteilen Sie die Akkreditierungsverfahren?
-Gibt es Pläne eine staatliche Akkreditierungsagentur einzurichten, wie es Niedersachen hat?
- Wie sind die Erfahrungen der Studierenden hessenweit mit den modularisierten Studiengängen (Umfragen aus Berlin zeigen ja erhebliche Defizite an den neuen Studiengänge)
- welche Konsequenzen würden Sie ziehen?
- Wer und wieviele Studierende sollten nach Ihrer Ansicht einen Master machen? Für wieviel % der Bachelor-Studenten ist die CDU bereit, einen Masterstudienplatz zu finanzieren?
- wird die CDU in einer möglichen weiteren Amtszeit vermehrt staatliche Studienstipendien fördern?

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CDU

Sehr geehrte Frau Heuser,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich Ihnen gerne kurzfristig beantworte. Bitte haben Sie aber Verständnis, dass ich bei derart spezifischen Fragen eines Fachgebietes, für das ich nicht unmittelbar zuständig bin, wenigstens einige Informationen einholen muß.

Mit freundlichen Grüßen
Gottfried Milde

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CDU

Sehr geehrte Frau Heuser,

nochmals vielen Dank für Ihre Anfrage. Nachfolgend finden Sie nun die entsprechenden Antworten mit Erläuterungen.Herzliche GrüßeIhrGottfried Milde, MdL

zu 1.) Wie beurteilen Sie die Akkreditierungsverfahren?

Mit der am 21. Dezember 2004 in Kraft getretenen Änderung des Hessischen Hochschulgesetzes sind in Hessen der Bachelor und der Master anstelle von Diplom und Magister als Regelabschlüsse eingeführt worden. Bis zum Jahre 2010 soll die Umstellung der bestehenden Studiengänge in die Bachelor- und Masterstruktur (Bologna-Prozess) abgeschlossen sein. Derzeit können die hessischen Hochschulen neben den Bachelor- und Mastergraden Diplomgrade und Magistergrade verleihen. In den Lehramtsstudiengängen, den medizinischen Studiengängen, ferner im Fach Pharmazie und dem Fach Rechtswissenschaft wird das Studium durch das Erste Staatsexamen abgeschlossen. Im Fach Theologie gibt es neben dem Diplomabschluss auch die kirchliche Prüfung als Studienabschluss. Dieses zweigliedrige Studiensystem ermöglicht den Studierenden, bereits nach drei bis vier Jahren den Bachelorgrad als ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss zu erwerben und eine Berufstätigkeit aufzunehmen. Die Studierenden können aber auch in einem ein- bis zweijährigen Masterstudiengang das erste Studium vertiefen, interdisziplinär erweitern oder sich spezialisieren. Zugangsvoraussetzung für einen Masterstudiengang ist immer ein berufsqualifizierender erster Hochschulabschluss (Bachelor, Diplom). Darüber hinaus wird das Masterstudium von besonderen weiteren Zugangsvoraussetzungen abhängig gemacht, die in der Prüfungsordnung für den Masterstudiengang geregelt sind.Die Qualität der Bachelor- und Masterstudiengänge wird in einem unabhängigen Akkreditierungsverfahren und in regelmäßigen Evaluationen überprüft.. Bei positiver Akkreditierung vergibt die Akkreditierungsagentur das Siegel des Akkreditierungsrates. Alle akkreditierten Studiengänge werden in einer Liste des Akkreditierungsrates veröffentlicht.Dieses System hat sich grundsätzlich bewährt! Das deutsche Akkreditierungssystem ist dezentral organisiert und dadurch gekennzeichnet, dass die Akkreditierung von Studiengängen durch Akkreditierungsagenturen erfolgt, die ihrerseits wiederum von der Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland (vom Akkreditierungsrat) akkreditiert worden sind. Der Akkreditierungsrat als zentrales Beschlussgremium der Stiftung definiert die Grundanforderungen an das Akkreditierungsverfahren und trägt dafür Sorge, dass die Akkreditierung auf der Grundlage verlässlicher, transparenter und international anerkannter Kriterien erfolgt. Das von der Kultusministerkonferenz im Zusammenwirken mit der Hochschulrektorenkonferenz etablierte System der Akkreditierung hat sich grundsätzlich bewährt. Um auch künftig seine Aufgaben erfüllen zu können, wurde es in wesentlichen Punkten weiterentwickelt.Die bewährte Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen soll nach einem Grundsatzbeschluss des 318. Plenums der Kultusministerkonferenz am 14./15.06.2007 durch eine Überprüfung und Zertifizierung hochschulinterner Qualitätssicherungssysteme ergänzt werden. Ziel einer solchen Systemakkreditierung ist es, den Verfahrensaufwand der Hochschulen bei Nachweis eines verlässlichen hochschulinternen Qualitätssicherungssystems zu reduzieren und die Zertifizierung damit zu beschleunigen.Damit ist das Akkreditierungsverfahren auch in Zukunft das richtige Verfahren!

zu 2.) Gibt es Pläne eine staatliche Akkreditierungsagentur einzurichten, wie es Niedersachen hat?

Nein. Solche Pläne werden derzeit nicht verfolgt.

zu 3.) Wie sind die Erfahrungen der Studierenden hessenweit mit den modularisierten Studiengängen (Umfragen aus Berlin zeigen ja erhebliche Defizite an den neuen Studiengänge)?

Die Erfahrungen der hessischen Studierenden mit den modularisierten Studiengängen sind sehr positiv! Gerade mit dem Bachelor-Abschluss erhalten die Studierenden heute bereits deutlich schneller einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss. Berufsqualifizierend bedeutet, dass bereits während der Ausbildung ausgelotet wird, wo es mögliche berufliche Einsatzfelder gibt. Dies wird in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen anders zu bewerkstelligen sein als im Bereich der Geisteswissenschaften. Die einfache Formel, dass ein Studiengang oder ein Fach auch einem konkreten Berufsbild zugeordnet werden kann, geht nicht auf. Es geht vielmehr um die Vermittlung von Fähigkeiten, die ein Absolvent einer Hochschule als Rüstzeug braucht. Nur so kann er den geänderten Anforderungen an Akademiker auf dem Arbeitsmarkt gerecht werden.Dieser Markt verlangt heute eine breite Grundlagenausbildung, einschließlich der Schlüsselqualifikationen. Berufliche Karrieren verlaufen heute nicht mehr linear in einem Berufsfeld oder einer fachlichen Ausrichtung. Daher kann man heute nicht mehr verlangen, dass der erste berufsqualifizierende Abschluss alle Kenntnisse für das ganze Berufsleben vermittelt.Solide Grundkenntnisse und berufsfeldorientierte Schlüsselkompetenzen sind die Basis für ein lebenslanges Lernen.Auf dem Arbeitsmarkt gehen die öffentlichen Arbeitgeber mit gutem Beispiel voran: Bachelor- und Master-Absolventen haben Zugang zum gehobenen bzw. höheren öffentlichen Dienst.

zu 4.) Welche Konsequenzen würden Sie ziehen?

Im Rahmen des Hochschulreformprozesses hat die Hessische Landesregierung mit den Hochschulen des Landes bereits zum zweiten Mal einen Hochschulpakt geschlossen. Ergänzend wurde mit allen Hochschulen auch wiederum Zielvereinbarungen mit konkreten Aussagen über die weitere Struktur- und Entwicklungsplanung der jeweiligen Hochschule unterzeichnet.In der Rahmenzielvereinbarung wurden hochschulübergreifende Ziele festgelegt:Umsetzung des Bologna-Prozesses bis 2010, eine gemeinsame Struktur- und Entwickungsplanung, die Bildung strategischer Partnerschaften und die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Evaluierung und Qualitätssicherung. In den Zielvereinbarungen zwischen den Hochschulen und dem Ministerium werden die genannten Punkte konkretisiert und weitere Verpflichtungen geregelt. Diese betreffen die Themenbereiche Lehre, Forschung, Wissens- und Technologietransfer, Nachwuchsförderung, Frauenförderung und Internationalisierung.Damit stellt die CDU Hessen gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sicher, dass der eingeleitete und von uns ausdrücklich begrüßte Bologna-Prozess und die Modularisierung sowie die Einführung konsekutiver Studiengänge bis 2010 abgeschlossen sind!

zu 5.) Wer und wie viele Studierende sollten nach Ihrer Ansicht einen Master machen?

Für wie viel % der Bachelor-Studenten ist die CDU bereit, einen Masterstudienplatz zu finanzieren?Hinsichtlich des Verhältnisses zwischen den Kapazitäten für den Bachelor- und Masterbereich werden keine nominalen Vorgaben gemacht. Vielmehr folgt eine „Übergangsquote" zwischen Bachelor und Master aus dem Zusammenwirken verschiedener politischer Prämissen und struktureller Faktoren.Daher möchte die CDU Hessen keine Vorgaben machen, wie viele Studierende ein Masterstudium aufnehmen.Wichtig in der Diskussion ist uns aber Folgendes: Der Bachelor-Grad hat ein eigenes Profil und Gewicht. Dies bedeutet: Die neuen Abschlüsse sind kein "Abbrecherzertifikat". Sie sind auch kein früher Ausstieg aus den herkömmlichen Diplom- und Magisterstudiengängen. Insgesamt wird die deutsche Hochschullandschaft durch die neuen Studiengänge eine einfache, einheitliche und flexible Struktur bekommen. Ein ganz wichtiger Punkt: Der Bachelor führt deutlich schneller zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag das Durchschnittsalter der 207 900 Erstabsolventen und -absolventinnen des Prüfungsjahrgangs 2005 bei 27,8 Jahren. Es ist zu erwarten, dass das Durchschnittsalter im Zuge der fortschreitenden Etablierung der neuen Bachelorabschlüsse – deren Regelstudienzeiten deutlich kürzer sind als in den herkömmlichen Diplomstudiengängen an Universitäten und Fachhochschulen – und wegen des niedrigeren Durchschnittsalters der Studienanfänger und -anfängerinnen in den nächsten Jahren deutlich

Mit freundlichen Grüßen
Gottfried Milde