Frage an Hans-Christian Ströbele bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ralf O. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Ralf O. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Ströbele,

1)ursprünglich hiess es, dass die ca. 200 KSK-Kräfte aus Afghanistan abgezogen wurden.Nun erfährt man, dass KSK-Kräfte in Form der Task Force 47 noch in Afghanistan weilen.Das hat etwas den Anschein von Verwirrung der Öffentlichkeit.Durch welches Mandat ist dies gedeckt?

2)Sind sie nicht auch der Ansicht, dass wenn nicht eine gehörige Anzahl paschtunischer Afghanen selbst gegen die Taliban kämpfen will, dieser Krieg nicht zu gewinnen ist.Man kann das Land dann noch mit soviel ausländischen Soldaten vollstellen, es wird nicht viel ändern.Zum Konzept der selbsttragenden Sicherheit sagte Karzai, es werde 5 Jahre dauern, bis die Afgahnische Natioanlarmee selbsttragend sei, inzwischen hat er die Zahl auf 10-15 Jahre revidiert.Sind die Afghanen so kriegsmüde oder wie erklärt sich, dass ein Volk, dass wegen seines archaischen Kriegerimages noch vor Jahren als Prototyp des Kämpfers gesehen wurde,sich nun allen Anschein nicht mehr selbst zu verteidigen weiss.

3) Gibt es eigentlich schon weiterblickende Pläne,falls Afghanistan und Pakistan in die Hände der Taliban fallen?Was dann?Dann wäre denkbar, dass sich Iran und Indien direkt bedroht fühlen und der Konflikt dann zwischen diesen Staaten eskaliert.Wäre gar eine indisch-iranische Allianz denkbar, die vom Westen unterstützt würde?Wäre es nicht denkbar, dasss sich Iran wegen talibanpakistanischer A-Waffen selbst welche zulegt?Halten sie einen Präventivkrieg Indiens und der USA für möglich, falls die Gefahr besteht, dass die Taliban und/oder Al Kaida Zugang zu psakistanischen Atomwaffen erhalten?

4) Ist es nicht logisch, dass die Bundeswehr in Afghanistan nicht nur defensiv abwartend agiert, sondern auch aktiv und offensiv, ja auch mit gezielten Tötungen, Überraschungsangriffen und
Offensiven und nicht nur abwartet, bis sie beschossen wird, um dann zurückzuschiessen?

Mit freundlichen Grüssen

Ralf Ostner

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Ostner.

Sie haben insofern recht, die Frage nach dem Einsatz der KSK in Afghanistan zu stellen, als von der früheren Bundesregierung immer wieder behauptet wurde, diese besondere Truppe der Bundeswehr sei dort gar nicht mehr im Einsatz. Nun hören und lesen wir, daß das nicht stimmt, sondern daß diese Einheit vielfach im Norden tätig ist, offenbar Taliban-Kämpfer jagd und gar über eine eigene besonders gut ausgestattete Kommandozentrale in Kundus verfügt.
Mindesstens die Öffentlichkeit in Deutschland war darüber nicht informiert.
Aber der Einsatz der KSK fällt unter das vom Bundestag genehmigte Mandat, das ja für die Bundeswehr erteilt wird.

Der Hinweis auf die Außerung von Präsident Karsai ist zutreffend. Diese Äußerung über die Länge des Einsatzes der ausländischen Truppen in Afghanistan läßt Schlimmes befürchten.
Vermutlich ist das afghanische Volk längst kriegsmüde. Aber der immer intensivere Krieg wird auch durch die immer größere Zahl der ausländische Soldaten ins Land getragen. Und die Aufständigen kommen ganz überwiegend aus dem eigenen Volk es sind schon lange nicht mehr nur Taliban, sondern auch viele andere Gruppen z.T. mit nationalem Hintergrund.

Ihr Hinweis auf Indien, Pakistan und den Iran und die Interessenlage dieser Länder ist richtig. Wie diese ihre Interessen zur Geltung bringen werden, ist kaum vorauszusagen. Aber ohne deren Einbeziehung in Gespräche und Verhandlungen über das Schicksals Afghanistans ist sicher keine dauerhalfte Lösung erreichbar.

Die Beteiligiung der Bundeswehr an der Offensivstrategie der US-Truppen mag in der Logik des Krieges liegen, aber sie ist fatal, verhängnisvoll und falsch. Sie trägt gerade auch wegen der sog. Kollateralschäden - also der Tötung von unbeteilgten Zivilisten - zur weitere Eskalation des Krieges bei und fördert den Haß auf die ausländischen, auch die deutschen Truppen und damit den Terrorismus.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele