Frage an Hans-Christian Ströbele bezüglich Gesundheit

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Hans-Christian Ströbele
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Doris D. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Doris D. bezüglich Gesundheit

Geehrter Herr Ströbele,
Helmut Gobsch schrieb in 2005
seit J. werden in Deutschl. Flugzeuge beobachtet, die Tag u. Nacht, oft mehrere Tage hintereinander, chemische Kondensstreifen hinterlassen, sogenannte „Chemtrails“. Diese Chemtrails lösen sich nicht auf, wie das normale Kondensstreifen tun. Die Flugzeuge hinterlassen meistens gitternetz- oder sternförmige Muster am Himmel, die nach einiger Zeit ein wolkenähnliches Gebilde hinterlassen. Die Sonne verschwindet hinter einer dichten weiß-grauen Masse. Infolgedessen sinken die Temperaturen. Zu den Chemtrails gibt es im Internet mehrere Tausend Fotos. Auch treffen sich in Foren Menschen, die über Sprüheinsätze berichten. Vermehrt wird dabei von gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie z. B. Schlappheit, brennende Augen usw. berichtet. Dazu habe ich nun folgende Fragen:

Wer führt diese Sprüheinsätze aus?
Das Kondensat der Flugzeuge soll Aluminiumpartikel und Bariumsalze enthalten. Aluminium steht in dringendem Verdacht, Co-Faktor für die Alzheimer-Erkrankung zu sein. Diese rieseln auf uns nieder und es ist nicht vorhersehbar, wie groß die gesundheitlichen Gefahren wirklich sind. Können langfristig gesundheitliche Schäden auftreten? Welche?

Kann ich künftig noch Getreide- und Milchprodukte sowie Obst und Gemüse aus Deutschland bedenkenlos verzehren?
Wer bezahlt die Vergiftung des Himmels? Wird das etwa von unseren Steuergeldern bezahlt? Wenn Sie der Meinung sind, daß ich und andere Menschen einer Sinnestäuschung erliegen, d. h. es handelt sich nach Ihrem Wissenstand um „harmlose“ Kondenstreifen:
Warum lösen sich die Kondensstreifen nicht auf, wie diese es bisher immer getan haben?
Wie ist es mit der Flugsicherheit vereinbar, daß zeitgleich so viele Maschinen kreuz und quer, scheinbar ziellos, über bewohnte Gebiete fliegen?
Wie kommt es, daß eine, ganze Landstriche abdeckende, weiß-graue Masse urplötzlich in gerader Linie wie abgeschnitten endet und dahinter ein toller blauer Himmel sichtbar wird?
MfG
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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Dornemann.

Auch ich habe mich schon über die vermehrt sichbaren Kondensstreifen am Himmel, die von Flugzeugen verursacht werden, gewundert. Ich habe mich auch geärgert, wenn diese Streifen sich nicht ganz auflösen und einen Schleier über große Teile des blauen Himmels bilden, der lange festzustellen ist.
Schon vor Jahren habe ich mich dazu auf Anfragen hin geäußert.

Ihre Annahme, daß diese Nebelschleier auf gezielte Sprüheinsätze von Flugzeugen zurückzuführen sind, die Aluminiumpartikel und Baliumsalze in der Atmosphäre verteilen, ist nach meiner Kenntnis bisher seriös nicht belegt und schon gar nicht bewiesen.
Die Flugzeuge, die für alle sichtbar diese Kondensstreifen verursachen, sind nichts Geheimes, sondern von der ständigen Luftüberwachung registriert. Sie sind bei Starts und Landungen auch am Boden sichtbar und identifizierbar. Die, die den Himmel in einer klar erkennbaren geraden Linie in großer Höhe durchqueren sind Verkehrsmaschinen auf bekanntem Kurs vom Startort zum Zielort. Die, die kreuz und quer und in Schleifen fliegen sind in der Regel Militärflugzeuge mit Stand- und Bestimmungsort, die der Fluüberwachung ebenfalls bekannt sind. All solche Flugzeuge werden auch bei Starts und Landungen oder sonst auf den Flughäfen auch von privaten Gruppen, NGOs und Einzelpersonen beobachtet und zuweilen auch fotographiert. So sind sogar Starts und Landungen von Flugzeugen, die Geheimdienste in geheimer Mission benutzt haben, von Privatpersonen bei Starts und Lanunge festgestellt, enttarnt und identifiziert worden. Bis heute ist mir kein Fall bekannt, in dem an Passagier- oder Militärflugzeugen Vorkehrungen oder Anlagen für Sprüheinsätze festgestellt werden konnten.

Neben diesen meinen eigenen Erkenntnismöglichkeiten aus der Arbeit im parlamentarischen Untersuchungsausschuß hat die grüne Bundestagsfraktion sich seit 2007 mit Anfragen zu Chemtrails befaßt. Sie hat selbst nicht die Möglichkeit, eigene wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Sie ist daher auf die Angaben der Fachleute angewiesen.
Dem Umweltbundesamt (UBA) und auch dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind die beschriebenen Phänomene nicht bekannt. Im DLR werden seit Jahren die Wirkungen der Emissionen des Luftverkehrs auf die Atmosphäre beobachtet und entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Die Bildung von Kondensstreifen auch in ungewöhnlicher Formation wird wissenschaftlich aus dem Zusammenspiel von Luftverkehr und Atmosphäre/Wetterbedingungen erklärt. Für das Einbringen von Aluminiumverbindungen in die Atmosphäre sehen die wissenschaftlichen Institutionen der Bundesregierung keinerlei wissenschaftlichen Beleg.
Gäbe es die so genannten Chemtrails, müssten dem DLR darüber Informationen vorliegen; die Messungen enthalten jedoch keinerlei Hinweise darauf. Die Deutsche Flugsicherung GmbH hat bestätigt, dass im Rahmen der Luftraumüberwachung keine auffälligen Flugbewegungen beobachtet wurden, die etwas mit dem Sachverhalt zu tun haben könnten. Darüber hinaus hat der Deutsche Wetterdienst mitgeteilt, dass in den Beobachtungsdaten keine Besonderheiten auffindbar sind, die auf abweichende Formen von Kondensstreifen hindeuten könnten. Auch das Bundesverteidigungsministerium hat keine weitergehenden Erkenntnisse.

Hinzu kommt, daß die Behauptungen zu Chemtrails bisher hauptsächlich von der Zeitschrift Raum und Zeit verbreitet wurden, diese aber in den letzten Jahren auch Beiträge zu anderen Themen veröffentlicht hat, die vom gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Kenntnisstand abweichen, so zum Beispiel Gegenthesen zur Relativitätstheorie, den Ursachen von AIDS und BSE. Auch gibt es Artikel, die den anthropogenen Treibhauseffekt und die damit verbundene Klimaänderung bestreiten. Dies erscheint besonders widersprüchlich angesichts der Behauptung an gleicher Stelle, Chemtrails seien der Versuch, die Wirkungen des menschgemachten Klimawandels zu mildern.

Auf der Basis meines Erkenntnisstandes und der Zusammenschau der zuvor erwähnten Auskünfte bewerte ich die Behauptungen über die Existenz von Chemtrails äußerst skeptisch und als nicht bewiesen.

Sie können deshalb auch kein Grund sein, den Verzehr von Obst und Gemüse aus Deutschland zu meiden.

Mit freundlichen Grüßen
Ströbele