Frage an Harald Ebner bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Portrait Harald Ebner mit blauem Hemd vor grünem Hintergrund. Lächelnd.
Harald Ebner
Bündnis 90/Die Grünen
93 %
27 / 29 Fragen beantwortet
Frage von Dieter M. •

Frage an Harald Ebner von Dieter M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Hallo Herr Ebner
Sie vertreten die Meinung das Windräder nicht so viel Insekten vernichten wie angenommen . Kann sein ich glaube der Wissenschaft auch nicht alles. Aber was halten Sie von der Ausage das die UMTS Strahlen bzw. Die Strahlen unserer Handys im allgemeinen die Insekten beinflußen.? Und was hat die Straßenbeleuchtung für einen Einfluß?MfG D. M.

Portrait Harald Ebner mit blauem Hemd vor grünem Hintergrund. Lächelnd.
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Es ist unstrittig, dass auch Lichtverschmutzung zum Insektenrückgang beiträgt. Naturschutzverwaltungen, Umweltverbände und Kommunen arbeiten hier bereits seit Jahren an entsprechenden Lösungen wie die Umstellung auf insektenschonende Systeme wie LED-Lampen sowie die Optimierung der Straßenbeleuchtung auf eine zielgerichtete bedarfsgerechte Ausleuchtung (siehe u.a. https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/Skript_336.pdf , https://www.nabu.de/stadtbeleuchtung/cd-rom/Inhalte/PDF/H3-1.pdf und https://www.bund-sh.de/stadtnatur/lichtverschmutzung/ ). Allerdings lässt sich allein dadurch der massive Insektenschwund der letzten knapp 30 Jahre nicht annähernd erklären. Denn von den massiven Bestandsabnahmen sind nicht nur Nachtfalter betroffen, sondern auch tagaktive Falter, Wildbienen, Heuschrecken, und Wespen. Das haben zahlreiche Untersuchungen von Entomologen aus verschiedenen Regionen Deutschlands gezeigt.

Unter Fachleuten des Naturschutzes und der Entomologie besteht weitgehend Einigkeit, dass den Auswirkungen der intensiven Agrarwirtschaft eine Schlüsselrolle beim Insektensterben zukommt. Wo grundlegende Lebensbedingungen wie geeignete Blütennahrung und Nistbereiche als Folge einer sehr intensiven Landbewirtschaftung fehlen, ist das Zusammenbrechen von Populationen der betroffenen Arten zwangsläufige Folge, unabhängig von Verlusten durch Lichtverschmutzung. Umgekehrt sind selbst in einer beleuchtungsintensiven Großstadt wie Berlin aufgrund vielfältiger Vegetations- und Lebensraumangebote fast 300 Wildbienenarten zu finden (Stand 2005), darunter 40 Prozent gefährdete Arten. Auch die Tatsache, dass Honigerträge in urbanen Gebieten teilweise doppelt so hoch ausfallen wie in landwirtschaftlichen Regionen ist ein klares Indiz für den drastischen Verlust an floraler Biodiversität in agrarisch geprägten Landschaften.

Die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung bzw. elektromagnetische Wellen auf Mensch und Umwelt sind zwar in Ansätzen untersucht. Dennoch scheint hier weiterer Forschungsbedarf zu bestehen, da noch keine ausreichende Zahl an Langzeitstudien unter realen Expositionsbedingungen vorliegt, um eindeutige Aussagen treffen zu können. Das gilt insbesondere für Auswirkungen auf Tiere wie Bienen.
Der neue Mobilfunkstandard 5G wird perspektivisch höhere Frequenzen nutzen, als die bisherigen Mobilfunkstandards. Dies erfordert einerseits eine höhere Zahl von Sendern wegen der niedrigeren Reichweite, andererseits ist die Eindringtiefe der Strahlung geringer. Zudem werden intelligente Antennensysteme (z.B. Beamforming) eingesetzt, die gezielt die Mobilfunkstrahlen zu NutzerInnen lenken (vgl. u.a. https://www.zeit.de/2019/04/mobilfunknetz-5g-datenuebertragung-gesundheitsgefahr-strahlenbelastung/komplettansicht und https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/mobilfunkstandard-5g-neues-netz-neue-sorgen-1.4303044).
Aus diesen Gründen ist eine eigenständige Risikobewertung für 5G nötig, weil eine Abschätzung der Strahlenbelastung vor diesem Hintergrund schwierig ist und sich Ergebnisse von Studien zu älteren Mobilfunktechniken nicht 1:1 übertragen lassen.

Bis belastbare Erkenntnisse zu Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung unter Praxisbedingungen vorliegen, werden meine Fraktion und ich uns bei der politischen Arbeit auf die zentralen Ursachen des Insektensterbens im Bereich der intensiven Landnutzung konzentrieren, über die ein breiter wissenschaftlicher Konsens herrscht.

Mit freundlichen Grüßen
Harald Ebner

Was möchten Sie wissen von:
Portrait Harald Ebner mit blauem Hemd vor grünem Hintergrund. Lächelnd.
Harald Ebner
Bündnis 90/Die Grünen