Frage an Harald Terpe bezüglich Bildung und Erziehung

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Harald Terpe
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Martin S. •

Frage an Harald Terpe von Martin S. bezüglich Bildung und Erziehung

Was werden sie konkret unternehmen um das Bildungssystem in Deutschland zu modernisiern und einheitlich zu gestalten?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmidt,

Herzlichen Dank für Ihre Frage.

Die einheitliche Gestaltung des Bildungssystems in Deutschland ist von Seiten des Bundes allein nicht zu bewerkstelligen, da viele Bereiche dieses Bildungssystems, beispielsweise Schulen und Hochschulen, in der Kompetenz der einzelnen Bundesländer liegen.

Meine Partei und ich haben allerdings bestimmte Vorstellungen, wie ein besseres Bildungssystem aussehen könnte. Grundgedanke ist, dass Menschen darin unterstützt werden sollen, die eigenen Potenziale zu entfalten, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder Geldbeutel der Eltern. Die Schulbildung eines Kindes entscheidet heutzutage über gesellschaftliche Teilhabe oder Ausschluss bzw. Armut. Statt die Chancengerechtigkeit zu erhöhen und individuelle Förderung und Durchlässigkeit in den Mittelpunkt zu stellen, orientiert sich das deutsche Bildungssystem derzeit immer noch an Auslese und Abgrenzung. Es hält an der überkommenen Struktur sogenannter "begabungsgerechter" Bildungsgänge fest. Das wollen wir ändern.

Konkret fordern wir
- einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen und qualitativ hochwertigen Kita-Platz ab Vollendung des ersten Lebensjahres sowie einheitliche Qualitätsstandards für die Kinderbetreuung.
- mehr individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen in einem integrativen Schulsystem, d.h. längeres gemeinsames Lernen aller Kinder – am besten bis zum neunten Schuljahr.
- den flächendeckenden Ausbau von echten Ganztagsschulen bis 2020 durch Vereinbarung eines Ganztagsschulausbauprogramms II.
- Kostenerstattung für Mittagessen, Lernmittel und Schultransport bei Kindern und Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien.
- mehr Angebote für Schulabbrecher und Schulverweigerer nach dem Prinzip der Produktionsklassen und Produktionsschulen.
- Einbeziehung von überbetrieblichen Ausbildungsstätten als dritter Lernort in qualifizierte Ausbildungen
- Sinnvolle Nachqualifizierungsmaßnahmen für Schulabgängerinnen und Schulabgänger, die auf eine zukünftige Berufsausbildung anrechenbar sind und Jugendliche nicht nur „verwahren“
- mindestens 275.000 zusätzliche Studienplätze in den kommenden beiden Jahren sowie bessere Studienbedingungen und Abbau von Zugangshürden.

Für all diese Maßnahmen muss der Staat mehr Geld zur Verfügung stellen und andere Prioritäten setzen als bisher. Wir fordern daher die Einführung eines Bildungssoli aus Mitteln des Solidarpaktes. Investitionen in Köpfe dürfen nicht mehr schlechter gestellt sein als Investitionen in Beton.

Unserer Ansicht nach muss der Bund im Bildungsbereich wieder mit gestalten dürfen. Es kann nicht sein, dass der Bund in diesem zentralen Zukunftsfeld nur in Fällen einer außerordentlichen Notlage handeln darf, wie es die Große Koalition durch die Föderalismusreform im neuen Art. 104b GG festgeschrieben hat. Diese Entscheidung wollen wir rückgängig machen.

Falls Sie Interesse haben, finden Sie noch mehr Informationen unter http://www.gruene-bundestag.de/cms/bildung/rubrik/3/3815.bildung.html

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Harald Terpe

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