Frage an Harald Terpe bezüglich Gesundheit

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Harald Terpe
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Frage von Rolf S. •

Frage an Harald Terpe von Rolf S. bezüglich Gesundheit

Guten Tag Herr Dr. Terpe,

in der Ostsee-Zeitung habe ich kürzlich erst gelesen, daß bereits ca. 20 Prozent der Bienenvölker in M-V an einer rätselhaften Erkrankung gestorben sind (sog. Bienen-AIDS). Wie weiter zu lesen war, vermuten Wissenschaftler als Verursacher dieser Immunerkrankung bei den Bienen den genmanipulierten Mais (Pollen) des amerikanischen Gen-Saatgutlieferanten Monsanto (MON).

Meine Fragen an Sie, Herr Doktor Terpe:
Ist völlig auszuschließen, daß der Honig von bereits erkrankten Bienen in die (menschliche) Nahrungskette gelangt?

Können gesundheitliche Schäden für den Menschen durch einen Honig, gewonnen aus genmanipulierten Pflanzen in der Landwirtschaft, völlig ausgeschlossen werden? Reichen die von Bundesminister Seehofer mit einer Gesetzesvorlage eingebrachten 150m Sicherheitsabstand zwischen Gen-Pflanzen und Öko-Pflanzen wirklich aus? Bienen fliegen doch unbestreitbar erheblich weiter.

Wie ich anderen Fragen an Abgeordnete entnehme, betrachten christliche Parteien die Genmanipulation in der Landwirtschaft sogar als Gottes heiligen Willen und stützen sich dabei auf Fundstellen in der Heiligen Schrift ab. Denken Sie auch, dass sich eine ausdrückliche Legitimierung zur Genmanipulation aus der Bibel ergibt? In der OZ stand in dem genannten Artikel weiter, daß in Kanada und den USA bereits ca. 80 Prozent der Bienenvölker dort verstorben sind, wo genmanipulierte Saat (GVO) ausgebracht wurde. Müssen wir diese Entwicklung auch in M-V befürchten, denn es wurden ja bereits Zulassungen für eine Vervielfachung des Gen-Anbaus durch die Landesregierung (Dr. Backhaus/SPD) erteilt? Kann man wirklich noch von einem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sprechen, wenn man diese trostlose und unselige Entwicklung sieht? Der Papst nannte die Genmanipulation an der Schöpfung: SÜNDE. Wie kommt es, daß die CDU SÜNDE in ihr Parteiprogramm aufnimmt? Wie wollen die Grünen diese Natur-SÜNDE in der Landwirtschaft wirksam bekämpfen?

Hochachtungsvoll
R. Schiller

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Sehr geehrter Herr Schiller,

die Ursachen für das rätselhafte Verschwinden ganzer Bienenvölker bei uns aber auch in anderen Teilen Europas und in Nordeuropa sind bislang noch nicht abschließend geklärt. Möglicherweise haben diejenigen Forscher recht, die gentechnisch veränderten Mais für die Ursache halten. Davon abgesehen halten wir den Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen wie zum Beispiel den Mais der Sorte MON 810 (Monsanto) grundsätzlich für gefährlich. Auch das Bundesamt Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat daher de facto ein Handelsverbot für diese Maissorte verhängt. Allerdings sind die praktischen Auswirkungen dieses Verbots bislang nicht klar, denn das Bundesamt hat seine neuen Bestimmungen pünktlich zum Ende der Maisaussaat 2007 veröffentlicht.

Der Mais, dessen Handel nun faktisch zunächst untersagt wurde, produziert in jeder Zelle der Pflanze mit Hilfe eines artfremden Gens ein Gift (Bt-Toxin), das den Maiszünsler töten soll. Das Problem ist jedoch, dass das Gift möglicherweise auch anderen Insekten, Bienen und Schmetterlingen zum Verhängnis wird, die den Pollen der Pflanzen fressen. Darüber hinaus reichert sich das Toxin auch im Erdreich an, wo es Bodenlebewesen beeinträchtigt und zur weiteren Verarmung der Böden beiträgt.

Aus all diesen Gründen klagen mehrere Imkerinnen und Imker in ganz Deutschland derzeit zu Recht gegen den Anbau von MON810-Sorten. Einen ersten Erfolg gibt es bereits: Das Verwaltungsgericht Bayern hat Anfang Mai beschlossen, dass der Honig eines Imkers vor Gentech-Maispollen geschützt werden muss. Die Landwirtschaftsverwaltung des Freistaats Bayern muss ihr Versuchsfeld (rund 50 ha) nun vor der Blüte abernten oder die Pollenfahnen während der Blütezeit abschneiden.

"Neu" sind die nun vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vorgebrachten Erkenntnisse nicht. Seit der Zulassung von MON810 durch die EU-Behörden vor rund zehn Jahren wurden immer wieder neue wissenschaftliche Studien vorgelegt, die Zweifel an der gesundheitlichen und ökologischen Unbedenklichkeit aufkommen ließen. Bekannt ist schon länger, dass das von dem Gentech-Mais produzierte Gift nicht nur Mais-Schädlinge, sondern auch andere Insekten wie zum Beispiel Schmetterlinge, Fliegen, Wespen oder Spinnen schädigt. Hierzu hatte die Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen im Herbst 2006 bereits ein umfassendes Gutachten anfertigen lassen.

Um die von Ihnen geschilderten Folgen abzuwenden, fordern wir von Minister Seehofer und von Minister Backhaus, nicht nur den Handel sondern auch den Anbau dieser Maissorte zu untersagen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Harald Terpe

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