Frage an Jürgen Klimke bezüglich Jugend

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Jürgen Klimke
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Frage von Henry D. •

Frage an Jürgen Klimke von Henry D. bezüglich Jugend

Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
In Ihrem Beitrag in der "Welt am Sonntag" v. 29.3.09 antworten Sie auf einen Artikel aus der Vorwoche, wo es darum ging, dass (Klein-)Kinder in Flugzeugen oft zu erheblicher Belästigung der übrigen Passagiere führen. Sicher hatte der Autor hier etwas überzeichnet , aber ich kann ihm über weite Strecken aus gleicher Erfahrung nur beipflichten. Nun sollte man annehmen, dass Abgeordnete die Dinge differenziert betrachten, und gerade Sie als Jurist sollten auch die Argumente der anderen Seite abwägen. Auch Mitpassagiere haben Rechte ! Wieso fällt Ihnen in diesem Zusammenhang vor allem nur das immer schnell gebrauchte "Totschlagargument " ein, dass Kinder unsere künftige Rente sichern ? Heisst das für Sie , dass damit jegliches Tun und Verhalten von Kindern einen Freifahrschein bzw. Blankoscheck erhält ? Haben Sie schon einmal auf einem 11 -Stundenflug Kopfweh bekommen und kein Auge zugetan ,weil ständiger Kinderlärm und Geschrei vor oder hinter Ihnen einfach nicht aufhörten ? Das grenzt dann schon fast an Körperverletzung ! Soll man sich nach Ihrer Meinung darüber freuen, weil die Dauerschreier ja irgendwann " die Rente sichern " ? Sie machen es sich - als Vater von 4 Kindern - zu einfach , wenn Sie auf dem engen Raum eines Flugzeugs nicht auch die Eltern in eine besondere Pflicht nehmen. Davon steht in Ihrem Beitrag kein Wort . Sollte , wer im Tourismus-Ausschuss sitzt, nicht auch Reisenden ohne Kinder gewisse Rechte zubilligen ?

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Sehr geehrter Herr Dietrich,

herzlichen Dank für Ihre Frage auf www.abgeordnetenwatch.de. Lassen Sie mich vorab festhalten, dass ich in einem Leserbrief auf einen polemisch zugespitzten Beitrag in der Welt am Sonntag reagiert habe. Deshalb habe ich mir auch eine polemisch zugespitzte, emotionale Reaktion erlaubt. In der Sache kann ich Ihnen jedoch nur teilweise folgen: Selbstverständlich gibt es Eltern, die ihre Kinder nicht zur Ruhe erziehen können oder wollen. Auch ist es durchaus fragwürdig, wenn Eltern mit Kleinstkindern unbedingt in Thailand Urlaub machen müssen. Es gibt aber durchaus Unterschiede: Ich habe Eltern erlebt, die einen längeren Flug mit drei Kindern vorbildlich und ohne Belästigung der Mitpassagiere durchgezogen haben, es gibt natürlich auch andere Fälle. Schuld sind aber nicht immer die Eltern – das ist auch so ein „Totschlagargument“. Kinder weinen manchmal einfach, weil ihnen die ungewohnte Umgebung, die vielen fremden Menschen usw. Angst machen oder weil ein plötzlicher Wutanfall des Kindes sich nicht abstellen lässt, auch wenn die Kinder gut erzogen sind. Ich denke, alle Eltern haben das schon erlebt und sich in solchen Fällen weit weg gewünscht, aber Kinder sind eben keine Erwachsenen und benötigen (mit ihren Eltern) Nachsicht und Toleranz. In unserer heutigen Zeit, deren Kennzeichen die Mobilität ist, ist es unabdingbar, dass alle Personengruppen an dieser Mobilität teilhaben können. Deshalb setze ich mich – gerade als Mitglied des Tourismusausschusses – unter anderem für mehr Barrierefreiheit im Tourismus ein, damit auch Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt in den Urlaub reisen können. Wenn der Autor in der Welt am Sonntag kinderfreie Flüge fordert „ob sie sich durchsetzen, regelt dann der Markt“, dann argumentiert er perfide: Denn letztlich wird jeder Reisende ohne Kinder dieses Angebot gern nachfragen, weil er damit das Risiko einer Belästigung von vornherein ausschließt. Der Markt würde es also so regeln, dass Kinder als zahlenmäßig eher kleine Gruppe im Flugverkehr vielfach außen vor blieben und auf die wenigen Flüge ausweichen müssten in denen Kinder erlaubt wären. Überhaupt – was ist das für eine Idee: Man diskriminiert damit eine gesellschaftliche Gruppe und tut so, als seien Kinder ein unbelebtes Objekt, das man von der Teilhabe an Mobilität einfach ausschließen kann. Sollten Flüge ohne behinderte Menschen, Senioren oder Menschen die Schnarchen angeboten werden – die Aufregung wäre groß. Dass der Autor als Alternative die Mitführung von Ritalin im Flugzeug vorschlägt, hat mich dann wirklich vollends wütend gemacht. Wer sich diese Ruhigstellung der Kinder wirklich wünscht, der hat sicher keine Kinder, der hat seine eigene Kindheit verdrängt und den darf man schon mal daran erinnern, dass er zur Kinderfeindlichkeit beiträgt und dass aus Kindern irgendwann Erwachsene werden, die unter anderem auch die Rente sichern. Das mag ein Totschlagargument sein, aber es ist doch wohl etwas Wahres daran. Wenn Sie schreiben, ich sollte auch Reisenden ohne Kinder gewisse Rechte zubilligen, dann billige ich ihnen zunächst einmal das Recht auf Mobilität sehr wohl zu. Für Reisende mit Kindern wollen Einige dieses Recht gern einschränken. Dagegen setze ich mich zur Wehr.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Klimke