Frage an Julia Verlinden bezüglich Umwelt

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Julia Verlinden
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Christoph H. •

Frage an Julia Verlinden von Christoph H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Dr. Verlinden,

die Elektromobilität wird zur Senkung des CO2-Ausstoßes von den Grünen gefordert.

a) Elektroheizungen (statt Öl) wären sehr viel schneller umzusetzen. Warum hört man dazu nichts von den Grünen?

b) Sind Ihrer Meinung nach Windkraftanlagen im Wald (= Waldrodungen) ökologisch sinnvoll?

c) Deutschland hat 33 % erneuerbare Energie. Verbleiben 67 %. Dazu Strom für die Elektromobilität und Wärme (Ersatz für Heizöl).
Wo soll der viele Öko-Strom herkommen? Der Platz für Maisfelder (für Biogasanlagen) und Windkraftanlagen ist fast ausgeschöpft.

Mit freundlichen Grüßen
Christoph Herrmann

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Herrmann,

Sie haben einige Fragen zur Energiepolitik der Grünen, die ich Ihnen hiermit gerne beantworten möchte.

a) Wir Grüne wollen, dass der Gebäudesektor - Neubau und Bestand - in Deutschland spätestens bis 2040 klimaneutral wird. Wie eine Wärmewelt mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien aussehen könnte, zeigt unsere Studie von 2015, die Sie unter folgendem Link einsehen können: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/publikationen/18-91-Die_neue_W%C3%A4rmewelt_Innenteil_komplett_webvariante-neutral.pdf
Auch strombasierte Heizsysteme spielen hier eine wichtige Rolle, Erdölheizungen hingegen nicht.
Leider subventioniert die Bundesregierung jedoch nach wie vor mit Millionensummen jährlich den Einbau neuer fossiler Heiztechnik. Und das, obwohl längst klar ist, dass diese kontraproduktiv für das Erreichen der Klimaziele im Gebäudesektor sind, weil sie die Abhängigkeit von fossilen Energien über Jahrzehnte zementieren.
Wie wir Gebäude in Zukunft so energiesparend wie möglich mit Wärme und Kälte versorgen, hängt stark vom jeweiligen Gebäude ab. Mit unserem "Aktionsplan Faire Wärme" haben wir ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das die Energiewende im Gebäudebereich entscheidend voranbringen kann: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/109/1810979.pdf

b) Die Flächenverfügbarkeit für Windenergieanlagen wird von einer Vielzahl von Faktoren begrenzt. Windenergieanlagen können zum Beispiel nicht zu nah an Siedlungsgebiete gebaut werden. Um ausreichend Flächen für die Nutzung der Windenergie an Land zu bekommen ist daher eine Nutzung von Windenergie in Wirtschaftswäldern durchaus sinnvoll. Gerade bei forstwirtschaftlich genutzten Wäldern bestehen sowieso schon Zufahrtswege. Die benötigte Fläche für die Windenergieanlagen ist sehr begrenzt, zudem können über vorgeschrieben Ausgleichsmaßnahmen an anderen Orten neue Bäume gepflanzt werden.

Die konkrete Standortwahl bestimmt dabei, ob Windstrom naturverträglich erzeugt wird. Im Rahmen der regionalen Raumordnung entscheiden kommunale Gremien, welche Gebiete für Windenergienutzung i Fragekommen. Außerdem gibt es Einschränkungen für die Nutzung Erneuerbarer Energien in Schutzgebieten.

c) Wir Grüne wollen die Energieversorgung auf 100 Prozent erneuerbaren Energien umstellen. Wie das im Stromsektor möglich ist, zeigt unsere Studie von 2015, die Sie unter diesem Link einsehen können: https://www.gruene-bundestag.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/18-28-Die_neue_Stromwelt-ONLINE.pdf

Im bundesweiten Durchschnitt beträgt der Flächenbedarf für 100 Prozent erneuerbaren Strom nach der obigen Studie 1,5 Prozent der Landesfläche. Zu berücksichtigen ist hierbei auch, dass große Teile des Flächenbedarfs für die notwenigen Abstände dennoch für andere Nutzungszwecke zur Verfügung stehen.
Die Studie zeigt außerdem, dass nach dem dort vorgestellten Szenario für Bioenergie KEIN weiterer Flächenzuwachs zu erwarten ist. Hinzu kommt für die Stromversorgung schließlich auch noch die Photovoltaiktechnik, die sich gut in bestehende Bauwerke integrieren lässt und daher bezüglich des Flächenverbrauchs unproblematisch ist.
Jedenfalls ist der Flächenbedarf für eine zukunftsfähige Energieversorgung naturverträglicher als der Abbau von fossilen Rohstoffen z. B. aus Braunkohletagbauen: riesige Löcher in der Landschaft.

Ergänzend möchte ich darauf hinweisen, dass Elektomobilität nur ein Baustein für den Klimaschutz ist. Auch der Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs ist wichtig, um eine nachhaltige, sichere und bequeme Mobilität für alle zu ermöglichen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen. Wenn Sie in Zukunft über meine Arbeit im Wahlkreis und im Bundestag informiert werden möchten, können Sie gern hier meinen monatlichen E-Mail-Newsletter abonnieren, falls Sie diesen nicht bereits regelmäßig bekommen:
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Mit freundlichen Grüßen
Julia Verlinden

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