Frage an Karin Roth von Marinus S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Roth,
wie verhält sich die SPD zu der Tatsache, dass ein großer Teil des Arbeitsmarktes für Arbeitnehmer inzwischen rechtsfreier Raum ist? Ist Ihnen bekannt, dass normalqualifizierte Arbeitnehmer, die ihren regulären Arbeitsplatz im Handwerk oder in der Industrie verloren haben, nur noch im Ausnahmefall einen gleichwertigen Arbeitsplatz finden und, wenn überhaupt, statt dessen dauerhaft prekär von Zeitarbeitsfirmen beschäftigt werden (firmeninterner Jargon: Sklavenhandel), einem Gewerbe, das inzwischen auch noch den letzten Rest unternehmerischen Risikos auf die ihm Ausgelieferten abgewälzt hat? Wissen Sie, dass ein stetig wachsender Teil der Arbeitnehmerschaft des 21. Jahrhundert auf den Stand der Taglöhnerei herabsinkt und mit Arbeitseinkommen auskommen muss, die ein menschenwürdiges Leben nicht mehr zulassen? Welches Interesse kann ein Staat und eine Politik daran haben, Verhältnisse am Arbeitsmarkt zu tolerieren oder zu fördern, die im Kern darauf hinauslaufen,die (noch) bestehenden sozialen Sicherungssysteme zu zerstören? Verstehen Sie, warum Frau Merkel erst heute, 50 Jahre nach der Unterzeichnung der römischen Verträge, auf die Idee kommt, so etwas wie Sozialstandards für Europa zu vereinbaren? Glaubten Sie ebenfalls, wie Ihr ehemaliger Kollege Verheugen, dass, sofern man alles dem Markt überlasse, a l l e von der Erweiterung der EU profitieren könnten?