Frage an Katharina Fegebank bezüglich Bildung und Erziehung

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Katharina Fegebank
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von hans g. •

Frage an Katharina Fegebank von hans g. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte frau Fegebank,

als Vorstandsmitglied des Regionalverbands Hamburg im Verein Deutsche Sprache darf ich Ihnen folgende Fragen vorlegen und um deren Beantwortung bitten:

1. Welche Bedeutung hat für Sie und Ihre Partei die Pflege und Förderung der deutschen Sprache als kulturpolitische Aufgabe?

2. Wollen Sie dafür eintreten, dass Gesetze, Verordnungen, offizielle Verlautbarungen und Bezeichnungen in gepflegtem, bürgernahem und verständlichem Deutsch formuliert werden?

3. Wollen Sie sich für eine aktive Sprachpolitik in den öffentlich-rechtlichen Einrichtungen und Medien einsetzen (z.B. für ein Sprachgesetz nach französischem Vorbild)?

4. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie Deutsch als Wissenschaftssprache fördern?

5. Für wie wichtig halten Sie gute Deutsch-Kenntnisse für die Integration von Einwanderern, vor allem im Blick auf die demografische Entwicklung und auf die mögliche Bildung von Parallelgesellschaften? Welche Maßnahmen befürworten Sie hier?

6. Wollen Sie sich dafür einsetzen, Deutsch als offizielle Landessprache der Bundesrepublik Deutschland im Grundgesetz zu verankern?

7. Wie wollen Sie dazu beitragen, dass Deutsch im Rahmen der EU seiner Bedeutung gemäß gleichberechtigt als Arbeitssprache neben Englisch und Französisch benutzt wird?

Mit freundlichen Grüßen,

Prof. Hans Gebhard

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Prof. Gebhard,

ich danke Ihnen für Ihre Fragen, die ich nachfolgend gerne beantworte.

*1. Welche Bedeutung hat für Sie und Ihre Partei die Pflege und Förderung der deutschen Sprache als kulturpolitische Aufgabe? *

Jede Sprache schafft Kultur, prägt Identität, ermöglicht Kommunikation und gestaltet das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt. Da der Grad der Beherrschung der deutschen Sprache ganz wesentlich über die Teilhabe des Einzelnen am gesellschaftlichen Leben, über Befähigung zur Wahrnehmung der Informationsfreiheit, der freien Meinungsäußerung und demokratischen Willensbildung entscheidet, sehen wir Grüne in der Förderung und Pflege der deutschen Sprache einen besonders wichtigen Kernbereich der kulturellen Bildung.

*2. Wollen Sie dafür eintreten, dass Gesetze, Verordnungen, offizielle Verlautbarungen und Bezeichnungen in gepflegtem, bürgernahem und verständlichem Deutsch formuliert werden? *

Leider sind unsere Gesetze, Verordnungen und offizielle Verlautbarungen für viele BürgerInnen immer noch faktisch unlesbar. Das schafft nicht nur Intransparenz. Es ist m. E. eine Grundvoraussetzung demokratischer Teilhabegerechtigkeit, dass sich Politik und Verwaltung bemühen müssen, auch komplizierte Sachverhalte klar und verständlich auszudrücken.

*3. Wollen Sie sich für eine aktive Sprachpolitik in den öffentlich-rechtlichen Einrichtungen und Medien einsetzen (z.B. für ein Sprachgesetz nach französischem Vorbild)? *

Wir Grüne sind der Auffassung, dass sich die öffentlich-rechtlichen wie auch die privaten Rundfunkanstalten und Medien ihrer sprachlichen Vorbildfunktion noch stärker bewusst sein sollten. Ein Sprachgesetz nach französischem Vorbild lehnen wir aber als zu restriktiv ab. Jede Sprache ist ein offenes, dynamisches System, das auf die Veränderungen der Realität sensibel reagiert. Wir begrüßen die Vielfalt der kulturellen Ausdrucksformen. Auch Jugendsprache, Slangs und Dialekte sind bedeutsam und anerkennenswert.

*4. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie Deutsch als Wissenschaftssprache fördern? *

Wissenschaft lebt vom internationalen Austausch. Dieser Austausch hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer stark europäischen Dominanz über eine v.a. transatlantische Phase hin zu einem globalen Austausch entwickelt. Die jeweilige Fach-Sprache entscheidet jeder Wissenschaftsbereich für sich. Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass v.a. die öffentlich finanzierte Wissenschaft ihre Arbeit und ihre Ergebnisse transparent macht und sich einem gesellschaftlichen Diskurs stellt. Dazu ist es notwendig, sowohl Veröffentlichungen als auch Präsentationen oder Tagungen in deutscher Sprache anzubieten. Dies sollten Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Stiftungen etc. regelmäßig leisten.

*5. Für wie wichtig halten Sie gute Deutsch-Kenntnisse für die Integration von Einwanderern, vor allem im Blick auf die demografische Entwicklung und auf die mögliche Bildung von Parallelgesellschaften? Welche Maßnahmen befürworten Sie hier? *

Ich halte Deutsch-Kenntnisse für die Integration von MigrantInnen für sehr wichtig. Deshalb sollte das Erlernen der deutschen Sprache umfassend und durch alle Bildungsbereiche hindurch gefördert werden. Die Qualität der Deutschkurse des Zuwanderungsgesetzes und die Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen müssen verbessert werden. Wir Grüne wollen in allen Bildungsbereichen eine interkulturelle Qualifizierung von PädagogInnen. Im Bereich der beruflichen und der Hochschulbildung kann und sollte das Potential von Mehrsprachigkeit viel besser genutzt werden. Wir setzen uns außerdem dafür ein, den Erwerb berufsbezogener Sprachkenntnisse zu fördern.

*6. Wollen Sie sich dafür einsetzen, Deutsch als offizielle Landessprache der Bundesrepublik Deutschland im Grundgesetz zu verankern? *

Bündnis 90/Die Grünen sehen keine Notwendigkeit für eine nachträgliche Verankerung der deutschen Sprache im deutschen Verfassungsrecht.

*7. Wie wollen Sie dazu beitragen, dass Deutsch im Rahmen der EU seiner Bedeutung gemäß gleichberechtigt als Arbeitssprache neben Englisch und Französisch benutzt wird? *

Sprache der Schlüssel für die Beteiligung an der Europäischen Union ist. Deshalb haben wir Grüne die Bundesregierung wiederholt dazu aufgefordert, die Vielsprachigkeit der EU auch in der Praxis einzufordern. Vielsprachigkeit ist ein wichtiges Element, das die Europäische Union ausmacht. Sie muss sich daher auch in der Arbeit der Institutionen niederschlagen. Eine leichte Verbesserung haben wir durch unsere Forderungen bereits erzielen können. Mehr Dokumente werden nun auch auf Deutsch übersetzt. Wir sind aber noch nicht zufrieden mit der derzeitigen Praxis. Die EU muss transparenter und verständlicher werden. So haben wir gemeinsam mit drei anderen Fraktionen des Deutschen Bundestages mit dem Antrag "EU-Übersetzungsstrategie überarbeiten"; BT-Dr. 16/9596) ein starkes Signal an die Bundesregierung und nach Brüssel schicken können.

Bündnis 90/DIE GRÜNEN
GAL Hamburg
Eva-Maria Werner
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit