Frage an Katharina Fegebank von Klaus-Peter S.
Hallo Frau Fegebank!
Die Dämmung der Außenwände von Häusern steht besonders bei Experten mit entsprechendem Fachwissen deutlich in der Kritik. Man liest und spricht ganz offen über Dämmwahnsinn. Als besonders preiswert gilt Polystyrol- Hartschaum. Er wird auch wegen seiner leichten Montage gern verbaut. Allerdings bestehen mittlerweile gravierende Zweifel an der Gebrauchs- und Funktionstauglichkeit gerade bei diesem Dämmstoff. Auch die spätere Entsorgung dieses später in riesigen Mengen anfallenden Sondermülls ist bisher völlig ungeklärt! Besonders aber im Fokus der Kritik steht das Brandverhalten von Polystyrol. Man nennt diesen Dämmstoff bereits "Brandbeschleuniger !" Im Brandfall ist eine rasante Ausbreitung des Feuers über die gesamte gedämmte Fassade nachgewiesen. Erst kürzlich haben die Bauminister der Länder entsprechende Brandtests durchführen lassen. Der entsprechende gefährliche Mangel wurde nachgewiesen . Nur passiert ist danach wieder nichts !
Fragen : Wann wird der Einsatz dieses Polystyrol- Dämmstoffes endlich untersagt ?Könnte man in Hamburg über die eigene Baugesetzgebung die Verbauung von Polystyrol künftig untersagen ? Gibt es bei den Grünen entsprechende Überlegungen , oder will man auch künftig die nachweisliche Gefährdung von Menschenleben lieber billigend in Kauf nehmen ? Hat vielleicht die Polystyrol-Lobby einen zu großen Einfluss ? Siegt Geld über Vernunft ? Auch der Umweltschutz kommt übrigens bei Verwendung dieses Dämmstoffes nachweislich zu kurz.
Mit freundlichem Gruß
K. S.
Sehr geehrter Herr Steinberg,
vielen Dank für Ihre Mail in der Sie die Frage nach der Brennbarkeit von Dämmstoffen thematisieren.
In Teilen der Presse läuft eine Kampagne gegen Hausdämmung: bringt nix, zu teuer, gefährlich, ungesund. Unsere Antwort: Ja, Fassadendämmung mit Styropor ist nicht immer der beste Weg zur Energieeinsparung in Gebäuden. Gut geplante energetische Gebäudesanierung wägt dagegen zwischen Lösungen ab und findet die beste Kombination. Es lohnt sich für Bauherren, das ganze Haus in den Blick zu nehmen und sich dabei von qualifizierten Energieexperten beraten zu lassen. Kommunen können mit dem Quartiersansatz Investitionen wirtschaftlicher machen.
Der beste Baustoff ist ein nachwachsender, ohne Erdöl, Gift und Brandgefahr. Wir stehen zu gesunder, ökologischer, bezahlbarer und wirtschaftlicher energetischer Gebäudesanierung und zum Erhalt der Baukultur. Nur so ist Gebäudesanierung gut fürs Klima und für uns alle.
Die GroKo setzt das Nichtstun von Schwarz-Gelb bei der Wärmewende fort. Der jetzt geplante Steuerbonus ist das Papier auf dem er steht erst wert, wenn er mit den Ländern beschlossen wird und Qualität damit verbunden ist.
Wir wollen den Energieverbrauch für Heizen deutlich senken und im Jahr 2050 klimaneutrale Gebäude und Quartiere erreichen. Denn so ersparen wir den Menschen Heizkosten und die Folgen des Klimawandels, und werden unabhängiger von fossilen Energieimporten. Eine gut gemachte Wärmedämmung von Dach und Keller kann dazu ebenso beitragen, wie ein modernes Heizsystem, zum Beispiel mit erneuerbaren Energien. Ja, das Dämmen braucht CO2 und graue Energie, die aber nach ein bis zwei Jahren eingespart sind - danach wird netto gespart. Mit Fördermitteln, kommunalen Wärmestrategien und Beratung müssen wirtschaftliche, ökologische und soziale Lösungen erreicht werden. Im Mietrecht brauchen wir mehr Möglichkeiten für Mieterschutz. Die Ausnahme umfangreicher Modernisierungen in der Mietpreisbremse öffnet Tür und Tor für Mieterverdrängung, wir lehnen sie ab. Die Umlage auf die Miete muss von 11 auf 9 % sinken, Energiesparen ins Zentrum rücken und Luxus ausklammern.
Wenn die Kommune sparsame und klimafreundliche Wärmeversorgung im Quartier organisiert, verteilt sich der Klimaschutz auf mehr Schultern und Baukultur bleibt erhalten. Auch der wirtschaftlichste Zeitpunkt für jede Maßnahme lässt sich ermitteln. Gut gemacht ist schon halb gedämmt und gezahlt. Wir brauchen: Sanierungsfahrpläne für das ganze Haus, den Quartiersansatz und den Schutz vor Verdrängung - aus dem grünen Energiesparfonds (2 Milliarden Euro/Jahr), Marktanreize für nachwachsende Baustoffe im KfW-Förderprogramm (+200 Mio. Euro/Jahr), Änderungen im Mietrecht, damit wir endlich Mieter vor Verdrängung schützen, Akzeptanz für die Gebäudesanierung sowie die nachhaltige Sicherung wirtschaftlicher und baukulturelle Werte. Für die Menschen, für´s Klima.
Die Frage ob und inwieweit die Verbauung von bestimmte Baustoffe untersagt werden kann, wird in Berlin durch das Deutsche Institut für Bautechnik, http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Institut_f%C3%BCr_Bautechnik ) entschieden (http://de.wikipedia.org/wiki/Polystyrol#Brandschutz_im_Bauwesen ) .
Hamburg hat ein Förderprogramm, welches die Verwendung von ökologischen Dämmstoffen fördert – dieses unterstützen wir selbstverständlich:
Ergänzungsmodul - Nachhaltige Dämmstoffe im Fassadenbereich - Der Einsatz von Dämmstoffen mit dem Gütezeichen RAL-UZ 132 bzw. 140 (Blauer Engel) oder dem natureplus-Siegel an Fassaden, auf Flachdächern oder auf obersten Geschossdecken führt zu einer Erhöhung der maximal förderfähigen Kosten um 24,- €/m2 Bauteilfläche. ( https://www.ifbhh.de/umwelt/modernisierung-von-wohngebaeuden/umfassende-modernisierung-b/ )
Ich hoffe Ihnen Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben, sollten Sie weitere haben, so können Sie sich jederzewit an mich oder meine Mitarbeiterin Frau Nadine Neumann nadine.neumann@gruene-fraktion-hamburg.de< mailto:nadine.neumann@gruene-fraktion-hamburg.de > oder an den zuständigen Fachreferenten Christian Trede, christian.trede@gruene-fraktion-hamburg.de< mailto:christian.trede@gruene-fraktion-hamburg.de > wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Katharina Fegebank