Wie kann es sein, dass eine finanzschwache Kommune wie Krefeld am Ende über 20 Mio. EUR in ein Stadion für -gemessen an den Einwohnern - eine Hand voll Bürger:innen investiert, statt in Infrastruktur

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Katharina Nowak
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Frage von Ulf A. •

Wie kann es sein, dass eine finanzschwache Kommune wie Krefeld am Ende über 20 Mio. EUR in ein Stadion für -gemessen an den Einwohnern - eine Hand voll Bürger:innen investiert, statt in Infrastruktur

Wie kann es sein, dass eine finanzschwache Kommune wie Krefeld am Ende über 20 Mio. EUR in ein Stadion für -gemessen an den Einwohnern - eine Hand voll Bürger:innen investiert, statt in Infrastruktur, öffentl. Grün, Sportstätten und Badeanstalten.
Ich erwarte von einer Volkspartei, dass Sie Politik für die breite Mehrheit macht, statt für einzelne Gruppierungen.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr A.,

für Ihre Anfrage zur Sanierung des Grotenburg-Stadions bedanke ich mich

recht herzlich. Sie befasst sich zwar mit einem originär

kommunalpolitischen Thema, dennoch möchte ich als Landtagskandidatin

gerne versuchen, Ihnen die Haltung der SPD Krefeld in dieser Frage zu

erläutern. Die Investitionssumme ist nun - das nur als kurze Vorbemerkung - im Rat am vergangenen Mittwoch auch mehrheitlich dadurch reduziert, dass das Stadion zunächst nicht mehr zur Drittliga-Tauglichkeit saniert wird und dadurch einige Posten wegfallen. Dennoch bleibt es selbstverständlich bei einer hohen finanziellen Aufwendung, die aber aus verschiedenen Gründen gerechtfertigt ist - dazu komme ich im weiteren Verlauf ausführlicher.

Sicherlich hat die geplante und inzwischen begonnene Stadionsanierung

eine große Rolle in der öffentlichen Debatte der vergangenen Monate

gespielt – dies aufgrund ihrer Tragweite auch aus nachvollziehbaren

Gründen. Insofern mag hierdurch tatsächlich der Eindruck entstehen, dass

die getroffene Entscheidung für eine Sanierung weitere gewichtige

Themen der Stadtentwicklung wie die von Ihnen skizzierten

vernachlässigt.

Diesem Eindruck muss jedoch ausdrücklich widersprochen werden. So

möchte ich an dieser Stelle beispielsweise auf den Beschluss zum

städtischen Haushalt 2022 hinweisen, der sich klar zu der Prämisse

bekennt, dass Investitionen in städtische Immobilien, Schulen,

Kindertagesstätten und Sportanlagen Investitionen in das aktuelle und

zukünftige Eigentum der Stadt darstellen – und somit in das Eigentum der

Krefelderinnen und Krefelder. Sie sind zugleich Investitionen in die

Zukunft. Vor diesem Hintergrund wurden etwa unter Führung der Krefelder

SPD-Fraktion die städtischen Zuschüsse an den Eigenbetrieb Zentrales

Gebäudemanagement und den Kommunalbetrieb kontinuierlich in der

mittelfristigen Finanzplanung bis einschließlich des Haushaltsjahres 2025

um 29,5 Mio. EURO bzw. 9 Mio. EURO zusätzlich erhöht.

Auf Grundlage der Arbeit der Sportstättenkommission wird die sukzessive

Sanierung der Krefelder Sportstätten vorangetrieben, mittelfristig stehen

zur Sanierung und Erweiterung von fünf Sportstätten 14,5 Mio. EURO

bereit. Im Rahmen des Programms „Gute Schule“ standen und stehen

insgesamt 143 Millionen Euro für die Sanierung der Schullandschaft zur

Verfügung. Ähnliches gilt für die Sanierung der Straßen und Radwege (70

Mio. Euro in der mittelfristigen Finanzplanung seit 2017).

Diese Auflistung ließe sich noch weiter fortführen, sprenge aber sicherlich

diesen Rahmen. Zudem soll meine Antwort nicht gleichbedeutend damit

sein, dass wir uns der zahlreichen weiteren Aufgaben und

Herausforderungen, vor denen wir stehen, nicht bewusst wären. Auch

möchte ich sie nicht als Immunisierung gegen jegliche Kritik verstanden

wissen, denn Politik lebt auf allen Ebenen vom gegenseitigen Austausch.

Ich hoffe allerdings, diese Beispiele belegen, dass man sehr wohl das eine

tun kann, ohne das andere zu lassen - zumal die Sanierung des

Grotenburg-Stadions gleichsam eine wesentliche Investition in die

städtische Infrastruktur und Daseinsvorsorge ist. Es geht hier nicht um ein

vermeintliches „Lieblingsprojekt“, sondern um die Verantwortung für eine

Immobilie, die sich im Eigentum der Stadt Krefeld und somit im Eigentum

​aller Krefelderinnen und Krefelder befindet. Ihre Nutzung wieder zu

ermöglichen ist daher der Sinn und das Ziel der geplanten Sanierung.

Zur Sanierung des Grotenburg-Stadions war die Position der Krefelder SPD

immer die, dass das Stadion unabhängig von der sportlichen Entwicklung

und den handelnden Personen des Vereins in Angriff genommen werden

muss. An dieser Position halten wir fest. Denn der Punkt ist: Die

Grotenburg gehört nicht dem KFC Uerdingen, sondern als städtische

Immobilie den Bürgerinnen und Bürgern Krefelds. Es besteht daher

insbesondere vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen

Vernachlässigung und ausbleibenden Instandsetzungsinvestitionen eine

Verantwortung gegenüber diesem Eigentum. Das Stadion soll wieder

nutzbar gemacht und damit auch den Krefelderinnen und Krefeldern

wieder zurückgeben werden. Auch wenn dem KFC Uerdingen als

Hauptnutzer der sanierten Grotenburg eine besondere Rolle zukommt,

sind hier durch die Sanierung in Zukunft neben dem Fußball auch weitere

Nutzungen denkbar, die im unsanierten Zustand de facto nicht zulässig

und umsetzbar sind.

So sind im Nutzungskonzept u.a die Durchführung von Heimspielen der

KFC-Jugendmannschaften, von Spielen anderer Krefelder Vereine mit

entsprechenden Anforderungen (vgl. das Niederrheinpokalspiel zwischen

dem VfR Fischeln und Rot-Weiß Essen), Spielen der ersten Mannschaft der

Krefeld-Ravens e.V. (Football) oder der Fußball-Stadtmeisterschaft im

Junioren- sowie im Seniorenbereich vorgesehen. Ferner bietet ein

saniertes Stadion wieder die Möglichkeit, Junioren- und/oder Frauen-

Länderspiele oder DFB-Jugendturniere auszutragen. Hinzu kommen

wiederhergerichtete Flächen für den Schulsport, u.a. für die im

Einzugsgebiet liegenden Schulen Grotenburgschule, Gesamtschule

Oppum, Berufskolleg Glockenspitz, die Förderschule Franz-Stollwerck-

Schule und die Gesamtschule Kaiserplatz. Darüber hinaus kann auch der

Amateur- und Breitensport die beiden Flächen nutzen. Die

Kunstrasenfläche erfüllt die Maße eines Fußball-Kleinspielfeldes, sodass

zumindest Trainingseinheiten im unteren Jugendbereich absolviert werden

können. Des Weiteren können auf beiden Flächen weitere

Bewegungsangebote von Vereinen, sowie gemeinnützige Angebote (z.B.

Sport im Park) angeboten werden.

Wie sie sehen, erfolgt Sanierung des Stadions aus einer klar

gesamtstädtischen Perspektive, ist in diesem Sinne eindeutig eine

bedeutsame Investition in die nicht nur sportliche Infrastruktur Krefelds

und damit Politik für die von Ihnen zitierte „breite Mehrheit“.