Sehr geehrter Herr Roberto,

die Einheitsschule ist im Moment v.a. deshalb Thema, weil man sich erhofft, das Problem "Hauptschule" damit zu lösen. Aber wenig oder schlecht geförderte Kinder blieben auch dann wenig oder schlecht geförderte Kinder. Und auch eine Einheitsschule würde die Probleme, die Hauptschüler haben oder die "man" mit Hauptschülern hat, nicht lösen, sondern nur verlagern.

Ich lehne nicht prinzipiell die Einheitsschule ab. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich schon Grundschulen schwer tun mit der Binnendifferenzierung (teils wegen der Rahmenbedingungen, teils wegen fehlender Erfahrung/Qualifikation von Lehrern), d.h. Kinder mit unterschiedlichen Fähigkeiten individuell zu fördern, würde dieser Zustand dann nur noch länger andauern. Es wäre sogar zu befürchten, dass unter diesen Umständen noch mehr Kinder daran gehindert würden, ihre Fähigkeiten zu entfalten.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass eine Einheitsschule zum Schaden der Schüler dazu benutzt würde, auf´s Neue Gelder einzusparen, indem man dann die Klassenstärken verglichen mit der jetzigen Hauptschule anhebt, mit der Begründung, dass dann ja nicht mehr der Bedarf gegeben wäre.

Deswegen: erst wenn funktioniert, was schon lange schief läuft, erst wenn in allen Grundschulen gelungene Binnendifferenzierung tatsächlich Realität ist, dann kann man überlegen, Schüler mit unterschiedlichen Fähigkeiten länger zusammen lernen zu lassen. Bis dahin sollten schnellstens die Ursachen beseitigt werden, die Schüler -egal welcher Begabung- zu Schulversagern werden lassen und gleichzeitig ein Wechsel zwischen den Bildungsgängen wesentlich erleichtert werden, damit die Entscheidung für einen bestimmten Bildungsgang nicht so endgültig ist.

Herzliche Grüße

Luna Weineck