Frage an Markus Löning bezüglich Verkehr

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Markus Löning
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Frage von Wolfgang S. •

Frage an Markus Löning von Wolfgang S. bezüglich Verkehr

Hallo Herr Löning,

Welche Position haben Sie hinsichtlich der Bahnprivatisierung? Es muss doch möglich sein, diesen wahren Raub am Volksvermögen aufzuhalten. Wir haben uns die Bahn geleistet, wir wollen sie auch behalten!

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Suhrmann,

vielen Dank für Ihre Frage zur Privatisierung der Deutschen Bahn. Die FDP orientiert sich unverändert an den Zielen der Bahnreform, die wir 1993 als Regierungsfraktion maßgeblich auf den Weg gebracht haben. Wir wollen den Verkehrsträger Schiene stärken und die Belastungen des Steuerzahlers senken. Das Schlüsselinstrument dafür ist Wettbewerb auf der Schiene, den wir konsequent fördern wollen. Eine Wettbewerbsbranche Schienenverkehr ist auch die beste Gewähr für die Sicherung von Beschäftigung im Bahnsektor. Dies sind somit die Leitlinien für unsere Position zur Bahnprivatisierung.

Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt das Modell der geplanten Teilprivatisierung, das Verkehrsminister Tiefensee jetzt vorgestellt hat, entschieden ab. Nach Art.87e Absatz 3 Grundgesetz muss der Bund dauerhaft Mehrheitseigentümer der Infrastrukturgesellschaften bleiben. Das ist auch sinnvoll, weil die Infrastruktur - also vor allem das Schienennetz - dauerhaft nur mit hohen Zuschüssen des Bundes unterhalten werden kann. Eine Privatisierung würde dazu führen, dass die Zuschüsse letztlich in Aktionärsdividenden verwandelt würden, was selbstverständlich nicht Sinn der Sache sein kann. Außerdem muss auch berücksichtigt werden, dass die Infrastruktur als Drehscheibe des Verkehrs auch das Schlüsselinstrument ist, um Wettbewerb auf der Schiene zu behindern. Aus diesem Grunde wollen wir, dass die Infrastruktur erstens vom restlichen DB-Konzern getrennt und zweitens nicht privatisiert wird.

Nach unserer Auffassung kann es nicht im Interesse des Bundes oder allgemein des deutschen Steuerzahlers liegen, mit der Deutschen Bahn AG unter Einsatz von Steuermitteln einen global agierenden Mobilitäts- und Logistikdienstleister aufzubauen. Ein solcher Staatskonzern passt nicht in die Unternehmenslandschaft. Es wäre eine grobe Verletzung der ordnungspolitischen Spielregeln gegenüber privaten Unternehmen derselben Branche, die sich nicht auf eine staatlich garantierte Konkursfestigkeit verlassen können. Aufgabe des Staates ist die Wahrnehmung der Infrastrukturverantwortung – nicht mehr und nicht weniger. Als Transport- und Logistikunternehmer ist der Staat weder gefragt noch kompetent. Ein integrierter Börsengang verbietet sich aus allen diesen Gründen. Die Privatisierung der Transport- und Logistiksparten hingegen ist für die FDP eine selbstverständliche Forderung, denn diese Geschäftsfelder haben - anders als die Infrastruktur - nichts mit staatlichen Aufgaben zu tun.

Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach welchem der Bund zwar formaler Eigentümer der Infrastrukturgesellschaften bleiben soll, das wirtschaftliche Eigentum in diesen Gesellschaften jedoch der DB AG übertragen wird. Damit kommt es faktisch doch zu einer Teilprivatisierung des Schienennetzes. Es handelt sich um ein verkapptes Integrationsmodell. Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt dieses so genannte „Eigentumssicherungsmodell“ ab. Es besitzt alle Nachteile des Integrationsmodells im Hinblick auf nachteilhafte Wirkungen auf den Wettbewerb, die Stärkung der Schiene im intermodalen Wettbewerb und die Entwicklung der Kosten für die Steuerzahler. Besonders absurd ist, dass der Bund später - will er das Netz als bundeseigenes Unternehmen weiter führen - einen Wertausgleich zahlen muss, der mit mindestens 7,5 Milliarden Euro höher sein wird, als die jetzt für die Hälfte des Gesamtkonzerns zu erwartenden Privatisierungserlöse (5 - 8 Mrd. Euro).

Aus all diesen Gründen halten wir es für richtig, die Infrastruktur bei einer bundeseigenen Gesellschaft zu belassen und die Transport- und Logistiksparten der Bahn zu privatisieren. Durch unser Modell wäre auch sichergestellt, dass es zu keinen Streckenstilllegungen in der „Fläche“ kommt. Gleichzeitig würde das System Schiene insgesamt durch verbesserten Wettbewerb gestärkt.

Für Ihre Anregungen zu diesem Thema danke ich Ihnen.

Mit freundlichem Gruß
Markus Löning MdB