Frage an Martina Bunge bezüglich Gesundheit

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Martina Bunge
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Frage von Thomas P. •

Frage an Martina Bunge von Thomas P. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Bunge,

im Gesundheitswesen könnte man durch bessere Kommunikation und regionale Koordinierung sicherlich Synergien gewinnen und Geld sparen.
Sollte man nicht die ärztlichen Behandlungsergebnisse durch regionale Diagnose- oder Beratungszentren, also einer "Gesundheits-Lotsenstelle" systematischer erfassen und auswerten und dem Patienten und den regionalen Ärzten zurückkoppeln?
Wäre das nicht eine lohnende Aufgabe zB. für den medizin. Dienst der K.kassen?
Wie sollen denn stattdessen die Hausärzte einer solchen Lotsenfunktion gerecht werden? Ein Hausarzt ist doch mit der nebenbei ausgeübten ´Lotsenfunktion´ überfordert und auch befangen. Jeder, der eine schwierige Krankheit hat , weiß, wie sehr man selber recherchieren muss, ehe man den richtigen Arzt oder die richtige Therapie findet.

* Diese Lotsenzentren würden von den regionalen Praxen und Krankenhäusern über deren aktuellen Fähigkeiten und Behandlungsverläufe auf dem Laufenden gehalten und könnten sich einen Überblick verschaffen.
* Umgekehrt würden sie ihre Erfahrungsberichte an die Ärzteschaft und an ratsuchende Patienten weitergeben. Es würde also ein laufender Lernprozess gefördert.
* Die Patienten könnten zielgerichtet an den bestgeeigneten Arzt in der Region überwiesen werden. Bei schwierigen Krankheitsbildern könnten dadurch Unsummen gespart werden.
* Durch Honorierung erfolgreicher Therapien bzw. Überweisungen könnten Anreize geschaffen werden.
* Nebenbei könnte auch die Wirksamkeit neuer, noch strittiger Heilverfahren verfolgt werden
* Ein neuer Verwaltungsmoloch wäre vermeidbar, der Überverwaltung könnte man entgegenwirken.

Aber ohne solche Lotsenzentren wird es oft ein Lotteriespiel bleiben, ehe man an den richtigen Arzt gerät.
Der stetig expandierende medizinische Fortschritt zwingt doch zu vermehrtem Info-Austausch und intensiverer Auswertung.
Sollte man die Vernetzung im Gesundheitswesen nicht ernsthafter angehen?
m. freundl. Grüßen
T. Peltason

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Peltason,

Ihr Anliegen einer stärkeren Vernetzung im Gesundheitswesen ist für mich ein besonders erstrebenswertes Ziel, für das meines Erachtens insbesondere die zentralen Prinzipien der Solidarität, der Selbstverwaltung und Subsidiarität weiterentwickelt werden müssen.

Das Gesundheitswesen der Bundesrepublik Deutschland ist immer noch sehr leistungsfähig – dies zeigt nicht zuletzt der Vergleich mit anderen Ländern. Nichtsdestoweniger sind angesichts weitestgehend abgeschotteter Versorgungsbereiche, dem geringen Stellenwert von Gesundheitsförderung und Prävention sowie der sozialen Ungleichheit von Gesundheitschancen und Lebenserwartung einige wesentliche Strukturreformen notwendig. Diese Defizite des Gesundheitswesens können jedoch nur unter der Voraussetzung einer intensiven Diskussion zentraler Gesundheitsziele behoben werden, die in der gegenwärtigen gesundheitspolitischen Auseinandersetzung zu meinem Bedauern nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Denn auch der Entwurf des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes zielt in erster Linie auf eine weitere Privatisierung der Krankheitskosten, in deren Folge eine weitreichende Umverteilung der Finanzierungslasten zwischen Arbeitgebern und Versicherten einerseits sowie innerhalb der GKV-Versichertengemeinschaft andererseits stattfindet. Doch der vorliegende Gesetzesentwurf scheitert nicht nur an seinem Anspruch, die Finanzierung der GKV nachhaltig zu sichern. Vielmehr verstärken die weitere Einführung von Wettbewerbselementen in die GKV und die weitere Aufwertung des Marktes im Gesundheitswesen eine Kultur des Misstrauens und der Konkurrenz.

Die skizzierten Handlungserfordernisse setzen jedoch die Etablierung einer Kultur des Vertrauens und der Kooperation voraus, die es ermöglicht, Antworten auf die zentralen Probleme gemeinsam zu entwickeln und umzusetzen. Voraussetzung dafür ist, wegzukommen von einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik und hinzukommen zu einer aufgabenorientierten Aufgabenpolitik. Einen wichtigen Ansatzpunkt für künftige Diskussionen bietet meines Erachtens die Verbesserung der regionalen Gesundheitsversorgung durch eine kommunale Gesundheitsplanung, die unter anderem Bedarfs- und Bedürfnisanalysen für die dort lebenden Personen vornimmt und notwendige Diagnose- und Behandlungsdienste definiert. In Verbindung mit einer bundesweiten Koordination dieser Maßnahmen könnte damit eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe flächendeckend verwirklicht werden.

Eine solche subsidiäre Gestaltung des Gesundheitswesens würde zugleich die aktive Teilnahme von Versicherten an der Gesundheitsversorgung ermöglichen und die Transparenz über Qualität und Kosten im Gesundheitswesen stärken.

Ein Thesenpapier zu einer nachhaltigen Gesundheitsreform in der Bundesrepublik Deutschland hat die Fraktion DIE LINKE. durch Dr. Ellis Huber erstellen lassen und im Oktober 2006 auf einer Gesundheitskonferenz diskutiert. Bei näherem Interesse können sie dieses unter 030-227-70067 beziehen.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Bunge