Frage an Monika Kuske bezüglich Kultur

Monika Kuske in der Natur
Monika Kuske
MLPD
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Frage von Stefan R. •

Frage an Monika Kuske von Stefan R. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Frau Kuske,

wie weit unterscheidet sich die MLPD von der damaligen DDR Regierung was das Grundrecht auf die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit angeht?
Ich lese gelegentlich die Rote Fahne und treffe dort recht häufig auf Dinge die die MLPD gern verbieten würde.

Nehmen wir z.B. Killerspiele.
Die Regierung wollte schon des öfteren Killerspiele und Paintball verbieten, anstatt sich damit Auseinander zu setzen, dass Amokläufe ein gesellschaftlichen Problem und wohl nicht den Killerspielen zu verdanken sind.
Die MLPD ist leider auf diesen Zug mit aufgesprungen.

Auch sonst habe ich das Gefühl, dass die MLPD ihre erzieherische Aufgabe ziemlich überreizt.

Was hätten wir mit der MLPD zu erwarten?
Würden dann auch Kriegsspielzeug verschwinden und nur noch mit Bauklötzen gespielt?
Würden dann die Nachtclubs gegen Mitternacht zu machen und 22:00 Uhr Ausweiskontrollen durchgeführt?

Ich habe ganz ehrlich den Eindruck das die MLPD sich nicht wundern muss mit dem verglichen zu werden was einmal war und das dies sicher einer der Gründe ist, warum die MLPD von Vielen abgelehnt wird.

Meine Frage ist also wo die Grenze liegt und in wie weit sich die Ziele der MLPD mit Art. 2 der Verfassung nicht vereinbaren lasen?

Monika Kuske in der Natur
Antwort von
MLPD

Sehr geehrter Herr Richardt,

Sie sprechen sich derart vehement für Killerspiele und Paintball aus, daß Sie ihre ganze Einschätzung der MLPD davon abhängig machen. Trotzdem, ich kann Ihnen nicht zustimmen.
Zunächst: Meinen Sie nicht, es gibt viel wichtigere Fragen in der Politik, an der man die Parteien messen müßte? In Japan droht der Super-Gau, das wird auf Jahrzehnte Folgen haben: Mißgebildete Kinder, enormer Anstieg der Krebstoten wie nach Tschnernobyl. Das kann auch in Deutschland passieren. Jeden Tag verhungern Kinder, obwohl die Erde doppelt so viele Menschen leicht ernähren könnte. Selbst in unserem reichen Land breitet sich Armut aus. Darum ist die MLPD ein entschiedener Gegner des Kapitalismus, und setzt alles daran, diese überholte Gesellschaftsordnung durch den Sozialismus zu überwinden. Die anderen kandidierenden Parteien gehen davon aus, daß es keine Alternative zum Kapitalismus gibt.
Damit komme ich auf die DDR zu sprechen, mit der Sie die MLPD vergleichen. Die MLPD ist der Meinung, daß sich die DDR nach vielversprechendem Beginn bereits 1956 in einen bürokratischen Kapitalismus verwandelt hat. Es gab soziale Reformen, in manchem war die Situation für die Bevölkerung nicht so unsicher wie heute. Aber es gab keine wirkliche Freiheit. Es herrschten Kapitalisten mit dem SED-Parteibuch in der Tasche. Zu dieser Einschätzung kam die Vorläuferorganisationen der MLPD bereits 1968.
Das hat viele Menschen vom Sozialismus abgeschreckt. Die Bespitzelung durch die Stasi, die Mauer, die Phrasendrescherei wurden von den westlichen Medien gerne genutzt im Sinn des Antikommunismus. Erst wenn größere Teile der Bevölkerung verstehen, daß schlechte Erfahrungen eben nicht aus dem Sozialismus stammen, sondern aus dem Gegenteil, einer anderen Art des Kapitalismus, wird es einen neuen Anlauf zum Sozialismus geben.
Wegen ihrer Gegnerschaft zum bürokratischen Kapitalismus war die MLPD in der DDR eine verbotene Partei. Wir haben aus der negativen Entwicklung in der DDR, der Sowjetunion und nach Mao TseTungs Tod 1976 in China die Lehre gezogen, daß es im Sozialismus eine demokratische Kontrolle über die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft geben muss, um so eine negative Entwicklung zu vermeiden. Die MLPD ist der Meinung, daß der Sozialismus eine viel weitergehende Demokratie für die Bevölkerung bringt und damit viel mehr Rechte für den Einzelnen, als unsere heutigen Zustände, wo Banken und Konzerne die Macht haben. Die MLPD hat in ihrem Parteiprogramm (im Internet online zu lesen) 2 Kapitel zu den positiven und negativen Erfahrungen im Sozialismus.
Allerdings ist die MLPD der Meinung, daß die Ausbeuter unterdrückt werden müssen. Das Profitstreben hat in Japan dazu geführt, daß Sicherheitsregeln mißachtet wurden. So wurde erst nach einigen Tagen die Reaktoren mit Meerwasser gekühlt, weil die Betreiberfirma davon einen Schaden für den Weiterbetrieb befürchtete - und nun wird die Kernschmelze nicht aufzuhalten sein! Wie kann denn eine solche Frage von den Profitinteressen Einzelner abhängig sein?
Zu den Killerspielen und Paintball - das lehne ich ab. Es ist ein Ausdruck einer Verrohung und Militarisierung unserer Kultur. Das beeinflusst schon Kinder und Jugendliche. Das US-Militär und Faschisten sehen das gerne und fördern es. Was soll daran positiv sein? Paintball ist eine Kriegsspielerei. Was würden die Paintballspieler tun, wenn sie in einen echten Krieg geraten? Es kommen genug Bundeswehr-Soldaten aus Afghanistan traumatisiert nachhause - von den Leiden der afghanischen Bevölkerung ganz zu schweigen. Viele Leute spielen heute Killerspiele, die wenigsten laufen Amok - aber einige Amokläufer haben jahrelang diese Spiele gespielt. Kann man denn keine anderen Computerspiele entwickeln oder spielen? Ich finde, man sollte darüber diskutieren, warum jemand diese Spiele anziehend findet, statt sich der allgemeinen Strömung in der Kultur unkritisch anzupassen.
Zu den Nachtclubs - die MLPD wird nicht alle ab 22:00 ins Bett schicken, Jugendschutz ist allerdings sinnvoll. Ehrlich gesagt, bei mir ist fast nie um 22:00 Bettruhe. Mein Mann arbeitet 3 Schichten und muss deshalb ständig seinen Schlafrythmus ändern. Schichtarbeit ist ungesund. Sie ist nötig in Bereichen wie Krankenhäuser und Energieversorgung, sollte dann aber mit mehr Freizeit zur Erholung ausgeglichen werden. Heute wird sie aber auf immer weitere Teile ausgedehnt. Ist das nicht eine viel grössere Einschränkung der Freiheit durch den Kapitalismus?
Um eine solidarische und internationalistische Kultur zu entwickeln, muss mit einer Kulturvorstellung nach kapitalistischem Vorbild regelrecht gebrochen werden. Das praktizieren wir auch und fördern es wie beim Pfingstjugendtreffen oder beim Frauenpolitischen Ratschlag, wo der Rebell, die Jugendorganisation der MLPD einen Song-Contest organisiert hat. Dieser Contest zeigte, was in der Jugend steckt. Bei der MLPD ist Kultur ein fester Bestandteil. Im Gegenteil, gemeinsam feiern gehört zum Leben dazu.
Also nichts für ungut, aber da gehen unsere Meinungen doch auseinander.

Mit freundlichen Grüßen,

Monika Kuske