Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für Ihre Frage. Auch wenn es schwer fällt, Ihre Frage pauschal zu beantworten, möchte ich doch allgemein sagen, dass wir als Grüne der Einwanderung positiv gegenüberstehen und diese als Chance begreifen.

Zuwanderung erfolgte und erfolgt noch heute im Wesentlichen entlang deutscher Wirtschaftsinteressen. Vor ca. 45 bis 50 Jahren wurden bildungsferne Arbeitskräfte gezielt angeworben ("Unterschichtimport"). Heute, in Zeiten von Globalisierung, kämpfen wir hingegen um die "besten Köpfe". Unser Arbeitsmarkt und unsere Wirtschaft bestimmen somit weitgehend, ob und in welcher Weise Zuwanderung stattfindet, bzw. begrenzt wird.

Tatsächlich ist vor diesem Hintergrund gerade das Thema der Integration eines, um das heute niemand mehr herumkommt. Lange Zeit wurde die Tatsache, dass Deutschland de facto ein Einwanderungsland ist, ignoriert, und die damit verbundenen Herausforderungen und Probleme wurden lange Zeit nicht angegangen. Mittlerweile hat dies jedoch glücklicherweise fast jedeR begriffen.
Schon heute hat in Hamburg etwa die Hälfte aller Kinder unter 6 Jahren (ca. 48%) einen Migrationshintergrund. Ob das Thema überhaupt auf die politische Agenda gehört, ist somit meiner Ansicht nach überhaupt keine Frage mehr, denn diese Menschen sind längst in unserer Gesellschaft angekommen. Vielen Menschen ohne Migrationshintergrund macht diese Entwicklung auf den ersten Blick Angst, auf den zweiten Blick bietet sie jedoch enorme Chancen für unsere Gesellschaft. Denn Mehrsprachigkeit sowie das Verständnis für andere Kulturen sind wertvolle und bereichernde Potentiale dieser Menschen, die zu vergeuden sich keine Gesellschaft leisten kann.

Vor diesem Hintergrund sind wir als Grüne uns sicher, dass Migration, verbunden mit guten Integrationskonzepten, Deutschland nur voranbringen kann. Zudem ist sie in Anbetracht des demografischen Wandels eine wichtige Komponente, um das Land langfristig zukunftsfähig zu machen.
Eine Frage ist jedoch, wie wir Einwanderung am besten gestalten können. Gute Konzepte zur Integration von Migrantinnen und Migranten sind deshalb der Schlüssel zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft. In Hamburg liegt mit dem "Handlungskonzept zur Integration von Zuwanderern" mittlerweile seit Dezember 2006 ein umfassendes politisches Konzept vor. Nun kommt es darauf an, dieses zügig und gewissenhaft umzusetzen. Zudem ist aus unserer Sicht noch nicht klar, inwieweit der Senat zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen tatsächlich finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Denn gute Integration gibt es nicht kostenlos.

Wir wünschen uns dafür ein zentrales Integrationsmanagement, welches die einzelnen Maßnahmen koordiniert, evaluiert und die Finanzierung überwacht.

Als GAL haben wir unsere Vorstellungen, wie gute Integrationspolitik aussehen sollte, in dem Konzept "Formel Vielfalt - Mehr Bildung=Mehr Integration" entwickelt, dass unter www.gal-fraktion.de zum Download zur Verfügung steht.

Herzliche Grüße,

Nebahat Güçlü