Frage an Olaf Böttger bezüglich Gesundheit

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Olaf Böttger
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Frage von Dennis R. •

Frage an Olaf Böttger von Dennis R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Böttger

Meine Frage bezieht sich auf Ihre Antwort an Herrn Holm zum Thema Vogelgrippe.

Sie schreiben:
"Für den zurzeit nicht absehbaren Fall einer Grippe-Pandemie ist Deutschland gut gerüstet. Der wirksamste Schutz vor einer Pandemie ist die flächendeckende Impfung der Bevölkerung mit einem Impfstoff gegen den Pandemie-Grippevirus.

Der Bund hat mit zwei Herstellern Verträge geschlossen, die sicherstellen, dass für 100 Prozent der Bevölkerung der Impfstoff zum frühest möglichen Zeitpunkt bereitgestellt wird.

In Hamburg sind 68 Impfstellen darauf vorbereitet, im Falle einer Pandemie alle Hamburgerinnen und Hamburger zu impfen, sobald der Impfstoff verfügbar ist."

Meine Fragen dazu:
Was geschieht, wenn jemand nicht geimpft werden möchte? Werden dann Zwangsmaßnahmen ergriffen?
Wenn ja, welche? Zwangsimpfung? Quarantäne/Ausgehverbote?
Wenn ja, auf welcher gesetzlichen Grundlage würde dies geschehen? Schließlich müßte dazu der Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetzes „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ außer Kraft gesetzt werden, da eine Zwangsimpfung die körperliche Unversehrtheit aufhebt...

mit freundlichen Grüßen
Dennis Rodewyk

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Lieber Herr Rodewyk,

vor der Beantwortung ihrer Fragen möchte ich noch einige weitere Informationen voranstellen:

Was ist die Vogelgrippe?

Das Wort „Vogelgrippe“ ist eher in der Umgangssprache gebräuchlich und bezeichnet eine Erkrankung des Geflügels durch Vogel - Influenzaviren. Diese Viren kommen natürlicherweise in diversem Wassergeflügel vor, dem sie meist nichts anhaben. Es entstehen immer wieder neue Varianten, die beim Geflügel Erkrankungen mit tödlichen Verlaufsformen hervorrufen.

In diesen Fällen spricht man von Geflügelpest. Diese Tierseuche ist seit 1878 bekannt, als sie erstmals in Italien auftrat.

Ist die Vogelgrippe auch für Menschen gefährlich?

Bis vor wenigen Jahren waren keine tödlichen menschlichen Erkrankungen durch Vogelgrippeviren bekannt. 1997 sind dann erstmals in Hongkong 18 Menschen an dem Vogelgrippevirus H5N1 erkrankt, von denen sechs verstarben. Seitdem haben verschiedene Vogelgrippetypen in unterschiedlichen Erdteilen sporadisch menschliche Erkrankungen ausgelöst (auch in Europa: H7N7 i.d. Niederlanden 2003), wovon die meisten aber mild verliefen. Seit 2003 ist der Typ H5N1 in Südostasien auf dem Vormarsch, wo seitdem mehrere Millionen Vögel verendet sind.

Durch sehr engen Kontakt mit infiziertem Geflügel, z.B. beim Schlachten, oder Geflügelkot haben sich in Südostasien in den letzten zwei Jahren über 120 Menschen mit dem Virus infiziert. Von diesen sind 65 gestorben. Dieser Zahl steht die geschätzte Einwohnerzahl der betroffenen Länder von 3,8 Milliarden gegenüber.

Eine leichte Übertragung von Mensch zu Mensch, was die menschliche Grippe charakterisiert, ist bisher nicht möglich. Die Vogelgrippe ist für den Menschen daher nicht im klassischen Sinne „ansteckend“.

Weiter Informationen zur Vogelgrippe sind auf den Seiten des Reisemedizinischen Dienstes des Bernhard Nocht Instituts unter http://www.gesundes-reisen.de zu finden. Die in Hamburg zur Verhinderung einer möglichen Vogelgrippe ergriffenen Maßnahmen sind unter http://www.gesundheit.hamburg.de dargestellt.

Was ist eine Pandemie?

Eine Pandemie ist eine länderübergreifende oder sogar weltweite Epidemie (Seuche), ausgelöst durch einen bestimmten Erreger. Zu einer Grippe- oder Influenzapandemie könnte es kommen, wenn sich ein neuer Virustyp entwickelt, der hoch infektiös ist und von Mensch zu Mensch übertragen wird. Um dies frühzeitig zu entdecken, werden weltweite Überwachungssysteme unterhalten, die ein frühes Erkennen einer solchen Situation und entsprechende Gegenmaßnahmen ermöglichen.

Kann man sich jetzt schon gegen eine Pandemie impfen lassen?

Nein. Gegen ein noch nicht existierendes Virus kann es auch keinen Impfstoff geben!

Wenn die Weltgesundheitsorganisation WHO den Pandemiefall ausrufen sollte, würde es noch etwa drei bis sechs Monate dauern, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht.

Allerdings ist eine Impfung dann der sicherste Schutz gegen das Pandemie-Virus.

Zurzeit führen Bund und Länder intensive Gespräche mit den Herstellern von Impfstoffen in Deutschland, mit dem Ziel die Herstellung des Impfstoffes im Pandemiefall zu beschleunigen. Für entsprechende vorbereitende Maßnahmen und Forschungen hat die Bundesregierung 20 Mio. Euro bereitgestellt.

Welche Maßnahmen gibt es sonst gegen eine Pandemie?

Neben der Impfung als wichtigste Maßnahme sieht der nationale Influenza-Pandemieplan einen Ausbau der Influenza- Überwachungssysteme sowie die Anpassung von Alarm- und Katastrophenplänen, vor allem auch in den Krankenhäusern, vor. Darüber hinaus bevorratet Hamburg antivirale Medikamente für besonders gefährdete Menschen sowie für das Personal des Gesundheitswesens und der Beschäftigten, die für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung erforderlich sind.

Ist es sinnvoll, privat antivirale Medikamente zu beschaffen?

Nein, in jedem Fall sollte man vorher Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt/Ärztin halten. Nur aufgrund des Auftretens der Vogelgrippe in Tierbeständen ist eine vorbeugende Einnahme keinesfalls angebracht.

Weitere Informationen zu den Themen:
http://www.gesundheit.hamburg.de , http://www.verbraucherministerium.de,
http://www.gesundes-reisen.de, http://www.rki.de

Ihre Frage,was geschieht, wenn jemand nicht geimpft werden möchte, ist m.E. also ziemlich hypothetisch und wohl eher akademisch, wenn man noch nicht einmal mögliche gesundheitliche Folgen oder eine echte Bedrohungssituation abschätzen kann.

Ihre rechtlichen Fragen eignen sich m.E. eher dafür einem Juristen vorgelegt zu werden. Ich empfehle hier beispielsweise ein Mail an meine Kollegin Viviane Spethmann. Aus gesundheitspolitischer Sicht wäre eine Quarantänemaßnahme bei Ausbruch einer gefährlichen Seuche wie etwa dem Lassa - Fieber selbstverständlich ein Gebot der Stunde.
MfG

Olaf Böttger
Fachsprecher Drogen und Sucht