Frage an Peter Kallusek bezüglich Umwelt

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Peter Kallusek
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Alfons H. •

Frage an Peter Kallusek von Alfons H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Kallusek,

die CDU-/FDP-geführte Bundesregierung hat die Laufzeitverlängerung für die AKW durchgesetzt und so dem Ausbau der "DEZENTRALEN" Erneuerbaren Energien zugunsten der Energiekonzerne einen schweren Schlag versetzt.

Zudem beinhaltet das Wahlprogramm der CDU-Spitzenkandidatin Frau Klöckner im Titel 7) "die Schaffung eines europaweiten intelligenten Stromnetz mit Schaffung grenzüberschreitender Kuppelstellen und Ausbau der Netze, um Offshore-Windenergie von der Nord- und Ostsee oder dereinst etwa Sonnenstrom aus Afrika nutzen zu können".

Die Energiekonzerne verzögern seit Jahren den Ausbau der Stromtrassen zur Weiterleitung des Stroms aus den „DEZENTRALEN“ Windkraftanlagen in Norddeutschland, da in sensiblen Bereichen Erdkabel erforderlich sind und dies auch z.Zt. noch nicht ihren eigenen Offshore-Windkraft-Parks, die noch im Aufbau begriffen sind dient.

Müssen wir befürchten, dass der Netzausbau von Hessen und BW nach Frankreich erfolgen soll um den überschüssigen Strom aus den maroden alten AKW (siehe*) nach Frankreich zu fördern, um später nach Auslauf der Laufzeitverlängerung über FR den Strom aus den bis dahin fertig gestellten Offshore Windenergieanlagen und aus DESERTEC rückwärts fließen zu lassen, was auch wiederum den zügigen Ausbau der bis dahin durch EEG-Anpassung gedrosselten EE blockiert?

(*) TAZ 2.7.2010 Höchster Exportüberschuss in der Geschichte der BRD:
Deutschland hat im ersten Vierteljahr 2010 doppelt so viel Strom exportiert wie importiert. Allein der Ausfuhrüberschuss war größer als die Gesamtproduktion der sieben alten deutschen Atomreaktoren. Neckarwestheim I , Biblis A , Biblis B , Brunsbüttel , Isar 1 , Unterweser und Krümmel.

Sie engagieren sich bei den Landauer Montagsspaziergängern gegen Laufzeitverlängerung und nun aktuell bei der Menschenkette am 13. März in Stuttgart.

Was sind Ihre hauptsächlichen Beweggründe und haben Sie nähere Info zur Teilnahme?

Mit freundlichen Grüßen

Alfons Houben, Landau

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Houben,

vielen Dank für Ihre Frage zu einem wie ich finde sehr wichtigen Thema: dem erforderlichen Stopp der von Schwarz-Gelb geplanten Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und der Notwenigkeit des Ausbaus und der verstärkten Förderung Erneuerbarer Energien. Über viele Jahre hinweg haben die großen Energiekonzerne EON, Vattenfall, RWE und ENBW von ihnen geforderte Investitionen in neue Netze zur Beförderung von Erneuerbaren Energien, vor allem solcher aus Windenergie, klimapolitisch fahrlässig hinausgezögert oder ganz unterlassen.

Gründe hierfür sind offensichtlich geringer erwartete Gewinnmargen im Erneuerbaren Energienbereich als bei Kohle, Gas und vor allem Atomenergie und natürlich die Tatsache, dass zunächst die Pioniere der Erneuerbaren Energien wie bspw. die Energiewerke Schönau oder Naturstrom Nutznießer besserer Netze gewesen wären und nicht die großen Energiekonzerne selbst.

Die von der derzeitigen Bundesregierung geplante Verlängerung der Laufzeit der restlichen 17 noch aktiven Atommeiler in Deutschland verursacht bis zu 6.000 Tonnen zusätzlichen Atommüll, der anfällt, obwohl noch kein Endlager für atomare Abfälle gefunden wurde und bekannt ist, dass viele Atomreaktoren, wie Biblis, Neckarwestheim und Phillipsburg 1 gegen Terroranschläge und Flugzeugabstürze nicht geschützt sind. Die von CDU/CSU und FDP geführte Bundesregierung gibt damit die Bevölkerung in unverantwortlicher Weise einer erhöhten Strahlengefahr preis. Die Großkonzerne danken dies und verdienen sich goldene Nasen (je AKW im Monat bis zu 30 Mio € Gewinn)und planen auch im Geschäft mit dem Strom aus der Wüste Nordafrikas sich die Gewinne mit ihren europäischen Stromgiganten untereinander aufzuteilen. Wir Grüne fordern die Zerschlagung der Macht der Energiekonzerne, eine dezentrale Energieversorgung und den Ausbau aller Energiegewinnungsmöglichkeiten aus Erneuerbaren Energien, wie Biomasse, Sonnenenergie, Windkraft, Wasserkraft und sofern erschütterungsfrei möglich der Geothermie.

Wichtig ist, dass die Erzeugung und Verteilung von Erneuerbaren Energien von einer Bundesregierung, wie auch von Landesregierungen (gerade auch in Rheinland-Pfalz) gefördert wird und nicht wie es gegenwärtig am Bsp. Windkraft und Sonnenenergie zu erleben ist, immer weiter reduziert wird. Die gesteckten Klimaschutzziele der Bundesregierung können u.a. auch wegen der reduzierten bzw. nicht gegebenen finanziellen Förderung von Wärmedämmmaßnahmen im privaten wie auch im industriellen Bereich nicht erreicht werden. Die deutsche Innovationsführerschaft im Sonnen- und Windenergiesektor wird durch die Schwarz-Gelbe Regierung ohne Grund und gegen alle ökologische und ökonomische Vernunft verspielt. Durch einen Wechsel mit starken Grünen in Regierungsverantwortung wird sich eine ökologische Erneuerungsbewegung mit einer 100 %igen Versorgung mit Erneuerbaren Energie bis zum Jahre 2030 und einer Reduzierung von klimaschädlichem CO2 um 90 % bis 2050 vollziehen. Wir wollen, dass Rheinland-Pfalz zu einem ökologisch-ökonomischen Vorzeigeland sich entwickelt.

Hierfür trete ich ein und werde mit meinen grünen Freundinnen und Freunden und vielen Atomkraftgegnerinnen und Atomkraftgegnern auch bei der Menschenkette am 12.03. vom AKW Neckarwestheim zum RP in Stuttgart gegen die Atomlobby von EON, Vattenfall, RWE und ENBW und ihren schwarz-gelben Regierungen in Land und Bund wieder auf die Straße gehen und rufe alle LeserInnen hierzu ebenfalls auf. Vielen Dank!

Mit atomstromfreien Grüßen
Peter Kallusek