Sehr geehrter Herr Wegener,

ich möchte gern Ihre persönliche Positionen zu der von Herrn Westerwelle angestoßenen Diskussion zum Thema Leistungsgerechtigkeit und Dekadenz wissen. Ich mache keinen Hehl daraus, dass zwischen den Meinungen von Herrn Westerwelle und mir quasi Welten liegen. Da Sie als potentieller Volksvertreter der nächsten Legislatur nur Ihrem Gewissen unterworfen sein werden, würde ich mich über die gewissenhafte Beantwortung der folgenden Fragen freuen:

Wie hoch schätzen Sie die Bewerbungs-Erfolgsquote von qualifizierten Erwerbslosen des produzierenden Gewerbes mit einem Lebensalter von 55 Jahren und darüber im Bergischen Städtedreieck ein?

Da die FDP den Leistungsgedanken sehr betont: Ich würde mich freuen, wenn Sie die folgenden, nur stichwortartig genannten Gruppen von arbeitenden Menschen in eine Reihenfolge nach der Leistung für die Gesellschaft zu bringen versuchten (von 1 - sehr hohe gesellschaftliche Leistung bis 5 sehr niedrige gesellschaftliche Leistung):
a) Altenpflege, b) Finanzanlageberatung, c) Lehrkräfte, d) Börsenanalyse, e) Facharbeiter Industrie, f) Steuer(vermeidungs)beratung, g) Handwerksmeister, h) Aufsichtsrat einer Privatbank.

Direkt daran anschließend: Denken Sie, dass die realen Nettoeinkommen dieser Tätigkeitsgruppen aktuell in einem nicht-dekadenten Verhältnis zur jeweils gesellschaftlichen Leistung stehen?

Mir kommt es dekadent vor, dass immer Menschen in NRW in so prekären Beschäftigungsverhältnissen schuften, dass sie ergänzende Transferleistungen beziehen müssen, um über die Runden zu kommen. Deren Arbeitgeber bekommen die ausbeuterischen Löhne quasi von der Allgemeinheit der "Leistungsträger" subventioniert - finden Sie das ok?

Was halten Sie von eine Tariftreue-Klausel für alle Unternehmen, die Aufträge des Landes NRW ausführen?

Danke für Ihre Stellungnahme!