Frage an Reinhard Grindel von dieter w. bezüglich Bildung und Erziehung
sehr geehrter herr grindel,
wie stehen sie persönlch zu der forderung, staat und kirche strikt zu trennen? falls ihre persönliche meinung nicht der vorgabe ihrer partei entspricht: was tun sie - oder was haben sie bisher getan -, um diese forderung durchzusetzen?
mit freundlichen grüssen
d. wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
die rechtliche Trennung zwischen Staat und Kirche besteht in Deutschland seit Langem und ist Teil unserer geschichtlichen Entwicklung. Aktuell wird die Beziehung durch verfassungsrechtliche und vertragliche Regelungen festgelegt. Staat und Kirche befinden sich dadurch in einem Verhältnis der „wohlwollenden Neutralität“ wie es der ehemalige Verfassungsrichter Udo di Fabio gesagt hat. Dies ist auch Ausdruck der Erkenntnis, dass die Kirchen in besonderem Maße einen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in Deutschland leisten, was sich allein schon in so handfesten Dingen wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern zeigt.
Wenn Sie von einer „strikten“ Trennung sprechen, nehme ich an, dass sie eine dezidiert laizistische Position meinen. Davon halte ich in der Tat wenig, weil es der deutschen Geschichte und der gesellschaftlichen Wirklichkeit in unserem Land widerspricht. Ich sehe auch im europäischen Vergleich keine Notwendigkeit für einen solchen Schritt, da sich die deutsche Position in der Mitte zwischen z.B. der Position der Kirchen in Frankreich bzw. in Großbritannien befindet. Nur am Rande sei erwähnt, dass eine über die bisherigen Regelungen hinausgehende „strikte“ Trennung von Staat und Kirche über Jahre hinweg einen ganz erheblichen gesetzgeberischen und finanziellen Aufwand bedeuten würde, dessen Nutzen sich mir nicht direkt erschließt. Außerdem fühle ich mich dem Gottesbezug unseres Grundgesetzes verpflichtet.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Grindel MdB