Frage an Roland Richwien von Mario P. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Richwien,
in einer Pressemeldung ihres Ministeriums wurde im Zusammenhang mit der Fortführung von Baumaßnahmen auf der MDV von Reisezeitverkürzungen über die NBS Leipzig/Halle - Erfurt - Nürnberg für verschiedene Städte gesprochen. So wurde für die Relation Jena - München 01:30 h Ersparnis angegeben, für Jena - Berlin 20 Minuten. In ihrer Beantwortung der Frage von Herrn Wenzel sprechen Sie von 2:41h für Jena - München, die ich auch noch als sehr gewagt betrachte. Wo bitte spare ich dann 01:30 h, wenn die Reisezeit heute etwa 03:30 beträgt? Wenn Sie natürlich Äpfel (über Ingolstadt) mit Birnen (über Augsburg) vergleichen wird die Fahrzeit von 02:41 Uhr auf der Relation über Augsburg auch weiterhin nicht erreicht werden und somit ist die Einsparung von 01:30 h die blanke Augenwischerei.
Ebenfalls meinen Sie das es über die NBS eine Fahrzeitverkürzung nach Berlin gebe. Worauf stützen sich diese Zeiten? Die Verbindung nach Berlin ist derzeit 2:09 h, die von ihne aufgeführten 2:19 enthalten den Zuschlag für ausgeschaltete Neigetechnik, somit relativiert sich die angeblich angezeigte Fahrzeitverkürzung auf ein Minimum, den der Reisende durch wesentlich höhere Fahrpreise als jetzt mitbezahlen muss.
Weiterhin sind in den Prognosen nur die Reisezeiten enthalten, die im günstigsten Fall mit 1 x Umsteigen und sofortigen Anschluss erzielen lassen.
Habe Sie eigentlich Fernverkehrsverbindungen von 1994 mit heute verglichen? Ansonsten könnten Sie nicht zur Aussage kommen, das der eigenwirtschaftlich betriebene Fernverkehr der richtige Weg war. Einstellung von Interregiolinien , ausgedünnte Takte in Tagesrandlagen widersprechen ihrer Meinung. Schauen Sie nach Brandenburg wieviele Züge bzw. Halte allein dort nicht mehr existent sind.
Was verstehen Sie bitte unter komfortabel und schnell, für mich sind das leider nur Phrasen, wenn ich sehe wie der aktuelle Zustand auf der stärkst befahrenen Nahverkehrstrecke Thüringens ist.
Viele Grüße
M. Putze
Sehr geehrter Herr Putze,
vielen Dank für Ihre Frage.
Lassen Sie mich zunächst feststellen, dass Fernverkehrszüge durch die Deutsche Bahn AG oder einen dritten Anbieter eigenwirtschaftlich erbracht werden und die Bundesländer nahezu keinen Einfluss auf die Ausgestaltung dieser Angebote haben. Die in der Pressemitteilung angeführten Reisezeitverkürzungen nach Inbetriebnahme des VDE 8 wurden unter Zugrundelegung der elektronischen Auskunftssysteme der DB AG (Fahrplan 2009) sowie nach Berechnungen von uns vorliegenden künftigen Fernverkehrszeiten ermittelt. Hierbei war uns bewusst, dass die derzeitigen Fernverkehrszeiten die ausgeschaltete Neigetechnik beinhalten. Hypothetische Vergleiche sollten jedoch absichtlich nicht vorgenommen werden, zumal der Neigetechnikgewinn von München nach Jena derzeit durch den Wegfall von Puffer- und Reservezeiten sowie gekürzten Haltezeiten nahezu kompensiert wird. Hieraus resultiert auch eine entsprechende Verspätungsanfälligkeit, die jedoch der Fernverkehr selbst zu verantworten hat.
Die prognostizierten Fahrzeiten unterstellen, wie Sie richtig darlegen, den günstigsten Fall mit einmaligem Umstieg und sofortigem Anschluss. Dies ist unser gemeinsam erklärtes Ziel einer optimalen Abstimmung zwischen den Fern- und Nahverkehrsangeboten, was sicherlich auch in Ihrem Interesse sein dürfte. Jena profitiert mit Inbetriebnahme des VDE 8 von kürzeren Reisezeiten nach Berlin und insbesondere München. Während sich die Reisezeit nach Berlin nur gering verkürzt, liegt die künftige Reisezeit zwischen Jena – München bei ca. 2:41 – 2:45 h und damit deutlich kürzer gegenüber den heutigen Angeboten (je nach Laufweg unterschiedlich).
Mit freundlichen Grüßen
Roland Richwien