Frage an Sebastian Edathy bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Sebastian Edathy
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Frage von Derk H. H. •

Frage an Sebastian Edathy von Derk H. H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Edathy,

vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort auf meine Frage vom 02.12.2009; gestatten Sie mir hierzu noch eine Nachfrage.

Vorausschickend stimme ich Ihrer Prämisse zu, daß in diesem spezifischen Fall nachrangig ist, ob Sie sich auf Türken oder Moslems beziehen, insbesondere da Herr Sarrazin vor allem auf Türken und Araber rekurriert, die das Gros der islamischen Bevölkerung Berlins stellen.

Zudem verstehe ich Ihre Antwort so, daß Sie zugestehen, daß Sie Herrn Sarrazin nicht (wie in der Fernsehsendung suggeriert) zitieren, sondern ihn vielmehr interpretieren, woraus sich dann auch meine Nachfrage ergibt:

Warum wählen Sie die für Herrn Sarrazin ungünstigste Interpretationsmöglichkeit (und zugleich diejenige, die ihn nach Ihrer Auffassung zum Rassisten stempelt), und das noch, ohne deutlich darauf hinzuweisen, daß es sich um eine bloße Interpretation handelt?

Herr Sarrazin sagt, osteuropäische Juden hätten einen durchschnittlich höheren IQ als der deutsche Bundesdurchschnitt. Außerdem stellt er fest, daß dies für Türken und Araber nicht gelte.

Ist damit eine logische Interpretation - und diejenige, die man fairerweise zugunsten Herrn Sarrazins annehmen muß - nicht, daß Türken und Araber im Durchschnitt einen vergleichbaren IQ wie der Bundesdurchschnitt haben? Oder anders ausgedrückt:

Sie wählen eine vom Wortlaut abweichende Interpretation aus, die in Ihren Worten einen "rassistischen Unterton" hat und nehmen dann diesen wahrgenommenen "rassistischen Unterton" als Beleg, daß Herrn Sarrazins Aussagen, also sein Wortlaut falsch sei. Halten Sie dies nicht für einen argumentativ unzulässigen Zirkelschluß?

Mit freundlichen Grüßen
Derk H. Hunne

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Antwort von
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Berlin, 15.12.2209

Sehr geehrter Herr Hunne,

vielen Dank für Ihre neuerlichen Zuschrift bezüglich meiner Bewertung der Äußerungen von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin zum Thema Integration.

Meines Erachtens ist es KEINE Frage der Interpretation, ob die Aussage von Herrn Sarrazin rassistisch ist oder nicht. Denn unabhängig davon, welcher Ethnie er einen höheren oder niedrigeren IQ zuspricht: die Aussage wird dann rassistisch, wenn er die Trennlinie entlang der ethnischen Zugehörigkeit zieht. Und dies tut er offenkundig.

Im Übrigen verweise ich auf Art. 1 der UN-Rassendiskriminierungskonvention (International Convention on the Elimination of All Forms of Racism) von 1969, die auch von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet wurde: „1. In diesem Übereinkommen bezeichnet der Ausdruck «Rassendiskriminierung» jede auf der Rasse, der Hautfarbe, der Abstammung, dem nationalen Ursprung oder dem Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschliessung, Beschränkung oder Bevorzugung, die zum Ziel oder zur Folge hat, dass dadurch ein gleichberechtigtes Anerkennen, Geniessen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird.“

Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Edathy, MdB