Frage an Stefanie von Berg bezüglich Verkehr

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Stefanie von Berg
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Frage von Wiechel A. •

Frage an Stefanie von Berg von Wiechel A. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Dr. von Berg,

seit 3 Jahren wohne ich jetzt in Eidelstedt. Die Zustände der Fahrradwege zwischen Eidelstedt und Eimsbüttel, bzw. in Richtung Bahrenfeld / Altona sind katastrophal. Durch eine hohe LKW-Dichte und rasantes Tempo des motorisierten Verkehrs ist zudem ein erhebliches Gefahrenpotential vorhanden. Die Lärmbelastung durch den Straßen-, Schienen- und Luftverkehr ist besonders in den frühen Morgenstunden, aber auch während des Tages oft sehr belastend. Während der Deckelbauphase wird die Belastung im Zweifel noch deutlich zunehmen. Sollten die Grünen sowohl im Senat als auch im Bezirk über ein deutliches Stimmvolumen nach der Wahl verfügen, wie sehen Ihre konkreten Ziele für die Bereiche Mobilität per Rad und öffentlichen Nahverkehr aus. Wie soll der Lärmschutz konkreter als bislang umgesetzt werden.

Mit freundlichem Gruß
Angelika Wiechel

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Wiechel,

herzlichen Dank für Ihre Fragen, die ich sehr gut nachvollziehen kann (ich wohne in der Osterstraße). Ihnen geht es um folgende Punkte:

1. Zustände der Fahrradwege
2. Gefahrenpotential
3. Lärmbelastung
4. Deckelbauphase

1. In der Tat sind die Fahrradwege teilweise in einem jämmerlichen Zustand. Die GAL hat zwar eine Verkehrswende in Punkto Radfahren eingeleitet - aber davon ist in unserem Wahlkreis noch nichts angekommen. Da ich selber viel mit dem Rad fahre, kenne ich die schlimmsten Strecken gut (und versuche sie auch zu vermeiden). Grundsätzlich ist meine Position so, dass Radfahrer auf die Straße gehören - und zwar in ausgewiesene Rad- und Schutzstreifen. Dies würde die Kosten der Instandsetzung von Radwegen senken und zugleich die Sicherheit an "normalen" Straßen erhöhen. An viel befahrenen Straßen sieht das aber anders aus (siehe 2.). Auf jeden Fall muss zukünftig wesentlich mehr Geld in Radwege und Velorouten investiert werden - ich bin fest davon überzeugt, dass das Rad immer mehr genutzt werden wird und die zusätzlichen Kosten für die Radwege aus niedrigeren Kosten für die Instandhaltung von Straßen finanziert werden könnten. Mit gedacht werden muss meiner Ansicht nach auch, dass die Mitnahme von Rädern in Bussen (zu bestimmten Uhrzeiten wäre das möglich) und Bahnen (jederzeit) ermöglicht/vereinfacht werden sollte. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Netz des Stadtrades dringend ausgeweitet werden muss.

2. Das Gefahrenpotential ist an einigen Stellen in der Tat sehr hoch. Hier muss man intelligente und kreative Lösungen schaffen. An diesen Stellen ist ein Radfahren auf der Straße auch nicht möglich - hier müssen Radwege her. Zugleich müssen die Straßenübergänge sicherer werden. Man wird nie etwas gegen die Nachlässigkeit und Unachtsamkeit von LKW- und PKW-Fahrern tun können - aber man kann den Rahmen ändern (z. B. längere Umschaltzeiten an Ampeln zwischen Rot für Radfahrer und Grün für Autos, damit nicht zu früh losgefahren wird, Blinklichter).

3. Die Lärmbelastung ist sicherlich auch ein Teil des Wohnortes Stadt. Dennoch lässt sich hier etwas ändern. Zum einen ist es dringend notwendig, das Benzin-/Diesel-Auto als primäres Fortbewegungsmittel durch andere, alternative Mittel zu ersetzen: Das Fahrrad (s. o.), den Nahverkehr und die Elektromobilität. Dazu gehört also eine Ausweitung des Nahverkehrs (meines Erachtens ist die Taktung nicht gut und auch der Abstand zwischen den Haltestellen zu groß), die Schaffung barrierefreier Zugänge zu U- und S-Bahnen sowie ein Austausch der Busse mit Dieselmotoren durch wasserstoffbetriebene Busse (die sind wesentlich leiser). Dazu gehört auch die verstärkte Forschung zum Thema Elektromobilität (was natürlich bundesweit betrieben werden muss).

Das Problem Lärmbelastung wird auch dadurch verschärft, dass immer mehr Menschen die Stadtmitte verlassen und in das Umland ziehen - aber in der Stadt arbeiten. Dieser Drang kann meiner Ansicht nach (auch) nur dadurch gestoppt werden, dass endlich mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Und zugleich für die Menschen, die unbedingt ins Grüne wollen, der Nahverkehr eine gute Alternative zum Auto darstellt, indem er eine individuellere Mobilität zulässt.

Das Problem des Fluglärms wird sicherlich immer bestehen bleiben - hier treffen ökonomische und ökologische Probleme tatsächlich direkt aufeinander. Solange immer mehr geflogen wird, werden auch die Bestrebungen bleiben, die Flugzeiten auszuweiten. Es kann nur darum gehen, wenigstens die Nachtstunden zu schützen. Zurückgehende Fluggastzahlen werden erst zu erwarten sein, wenn die Preise extrem steigen. Das ist durch die Hamburger Politik aber leider nicht zu steuern.
Die Lärmbelastung lässt sich auch dadurch verringern, dass der Güterverkehr stärker von der Straße auf die Schiene geleitet wird. Dies ist bislang nicht in ausreichendem Umfang geschehen - auch dafür wird die GAL und werde ich eintreten.

4. Laut Auskunft der Behörde für Stadtentwicklung und Umweltschutz werden während der Bauphase immer 6 Spuren auf der BAB zur Verfügung stehen und daher wird kein Verkehr auf den entsprechenden Stadtstrecken umgeleitet. Der Verkehr wird sogar von der Kieler Straße ab dem Eimsbütteler Marktplatz über den Holstenkamp zur BAB umgeleitet während der Bauphase (und umgekehrt). Das könnte das Stadtgebiet entlasten - wenn der Elbtunnel frei ist. Ich bin aber auch realistisch genug um zu wissen, dass dies nicht immer der Fall sein wird. Die Bauphase wird eine Belastung werden - hier gibt es einen klassischen nicht wirklich lösbaren Zielkonflikt zwischen den Anwohner/innen, die endlich den Deckel haben wollen und den Anwohner/innen, die die drohende - und zu erwartende - Belastung während der Bauphase nicht wollen.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantworten!

Freundliche Grüße, Ihre
Stefanie v. Berg