die illegale Aholzung des Amazonaswaldes soll bis 2028 eingestellt werden. Jetzt wird abgeholzt wie verrückt (allein im Februar 199qkm ) War dies nicht vorauszusehen ?

Porträt von Stephanie Aeffner
Stephanie Aeffner
Bündnis 90/Die Grünen
88 %
30 / 34 Fragen beantwortet
Frage von Wolfgang S. •

die illegale Aholzung des Amazonaswaldes soll bis 2028 eingestellt werden. Jetzt wird abgeholzt wie verrückt (allein im Februar 199qkm ) War dies nicht vorauszusehen ?

Meinen Sie bis 2028 steht noch in dem Gebiet ein Baum???

Porträt von Stephanie Aeffner
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.

herzlichen Dank für Ihre Frage.

Die Abholzung im Amazonas nimmt leider bereits seit 2015 wieder jährlich rasant zu. Die Gründe dafür sind vielfältig - politisch, ökonomisch, gesellschaftlich – insbesondere unter dem aktuellen Präsidenten Jair Bolsonaro erreicht die Regenwaldzerstörung jedes Jahr neue Höchstwerte. Auch wenn das auf der COP26 angekündigte Ziel Brasiliens, zumindest die "illegale Entwaldung" bis 2028 zu stoppen sowie das Abkommen, die Abholzung insgesamt bis 2030 zu beenden, vorsichtig positiv zu bewerten ist, lassen die Umweltgesetzgebung und die tatsächliche Abholzung doch an der Ernsthaftigkeit dieser Ankündigung zweifeln. Ob das Versprechen in der Amazonasregion eingehalten werden wird, ist stark abhängig von der Wahl in Brasilien im Herbst 2022 und den damit verbundenen politischen Entscheidungen in dem Land, vor allem vom politischen Willen, den Regenwald effektiv zu schützen. Entscheidend ist u.a. was als "illegale Abholzung" gelten soll, aber auch inwiefern der Schutz der Wälder gegen illegale Rodungen mit finanziellen sowie politischen Initiativen untermauert wird. Besondere Bedeutung hat dabei auch die versprochene internationale Finanzierung durch öffentliche und private Geber.

Es ist daher zum jetzigen Zeitpunkt zu früh, um eine Aussage über zukünftige Entwaldungsraten zu machen. Hoch besorgniserregend ist aber in jedem Fall, dass aktuelle Studien zeigen, dass der Amazonasregenwald kurz vor dem Kipppunkt steht oder ihn in einigen Gegenden bereits überschritten haben könnte. Dies bedeutet, dass sich das Ökosystem ab einer Zerstörung von schätzungsweise 20-25% der ursprünglichen Gesamtfläche nicht mehr selbst erhalten könnte und sich nach und nach in eine  Savanne verwandelt. Dies liegt daran, dass er dann selbst nicht mehr genügend Wasser produzieren kann.
Leider sind die Handlungsmöglichkeiten von außen begrenzt, solange es keinen politischen Willen zum Waldschutz vonseiten der brasilianischen Regierung gibt. Wichtig sind aber unter anderem die internationalen Lieferketten: Einer der größten Regenwaldzerstörer ist Soja, das hierzulande vor allem als Treibstoff und Futtermittel eingesetzt wird. Die Bundesregierung setzt sich für entwaldungsfreie Lieferketten ein. Solange die globale Nachfrage nach Soja und anderen waldschädigenden Produkten allerdings steigt, wird dies alleine nicht ausreichen. Langfristig muss sich z.B. unser Fleischkonsum reduzieren. Jedoch kann die Hauptverantwortung nicht auf den Verbraucher*innen liegen sondern auf politischer Ebene. U.a. deshalb lehnen wir als Bündnis 90/Die Grünen das Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosurstaaten in seiner jetzigen Form ab und fordern mindestens eine ambitionierte Ausgestaltung der Nachhaltigkeitskapitel, die die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards überprüfbar und sanktionierbar machen.

Wir werden uns auch im internationalen Kontext dafür einsetzen das Amazonasgebiet zu erhalten, indem wir sowohl administrativ als auch finanziell über die Entwicklungszusammenarbeit Brasilien und weitere Amazonasländer beim Waldschutz unterstützen. Unter anderem wollen wir prüfen, inwiefern die brasilianische Regierung ernsthafte Bemühungen im Regenwaldschutz zeigt, um den Amazonasfonds gemeinsam mit Norwegen und Großbritannien wieder aufbauen zu können. Besonders wichtig ist es auch, die Rechte indigener und traditioneller Völker zu schützen und die Demarkierung indigener Gebiete voranzutreiben. Dies ist unter der aktuellen brasilianischen Regierung besonders schwierig, aber als Fraktion setzen wir uns in Briefen, Appellen und Gesprächen dafür ein, dass die Indigenenrechte in Brasilien nicht noch weiter ausgehöhlt werden.

Nochmals vielen Dank für Ihr Interesse und alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Stephanie Aeffner

Mitglied des Deutschen Bundestages

Fraktion Bundnis 90/Die Grünen

 

Was möchten Sie wissen von:
Porträt von Stephanie Aeffner
Stephanie Aeffner
Bündnis 90/Die Grünen