In Bremen, mit einer Impfquote von 87,7%, beträgt die 7-Tage-Inzidenz 1032. In Portugal betrug sie am 6.1 bereits 1670, bei einer Impfquote von 89,65%. Könnte das auch in anderen Orten passieren?

Rote kurze Haare, lächelnd, schwarzer Blazer und schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt, kleine hängende Ohrringe mit weißer Kugel
Susanne Ferschl
DIE LINKE
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Frage von Reinhard G. •

In Bremen, mit einer Impfquote von 87,7%, beträgt die 7-Tage-Inzidenz 1032. In Portugal betrug sie am 6.1 bereits 1670, bei einer Impfquote von 89,65%. Könnte das auch in anderen Orten passieren?

Sehr geehrte Frau Ferschl,

in Bremen und Portugal gibt es hohe Impfquoten, starke Kontakt-Beschränkungen und hohe 7-Tage-Inzidenzen. Inwieweit liegt das schon an Omikron?

https://www.corona-in-zahlen.de/bundeslaender/
https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/portugal/
https://www.stern.de/gesundheit/98-prozent-impfquote--diesen-weg-geht-portugal-gegen-das-coronavirus-30910886.html (98 % der über 12-Jahrigen sollen dort geimpft sein)

Kann eine hohe Impfquote eine hohe Ansteckung verhindern? Könnten Impfstoffe, die nicht an neue Virusvarianten angepasst sind, das Virus stärker machen und zu weiteren "Fluchtmutationen" am Spike-Protein führen? Kann Omikron, bei mildem Verlauf, auch hilfreich sein?

Wie denken Sie über die Lage in Australien, wo es besonders einschneidende Maßnahmen geben soll? https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/anti-corona-festung-wie-die-pandemie-australien-veraendert,Skh6GcC
https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/australien/

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr G.,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Vielleicht etwas Grundsätzliches zu Beginn: Politker*innen müssen Entscheidungen auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse treffen, d.h. die Einschätzungen bestimmter Szenarien oder Entwicklungen im Infektionsgeschehen müssen letztlich Virologen und Epidemiologen vornehmen.  Ich selbst kann also nicht beantworten, wie sich Omikron in Gegenden mit hoher Infoquote und starken Kontaktbeschränkungen verhält, ich kann nur die Zahlen und Einschätzungen zur Kenntnis nehmen und daraus, gemeinsam in der Diskussion mit anderen,  Entscheidungen ableiten.

Aus Ihren Fragen kann ich herauslesen, dass Sie von der aktuellen Omikron-Welle sehr irritiert sind. Wenn trotz hoher Impfquoten eine hohe Zahl von Ansteckungen auftreten, was bringt dann eine Impfung überhaupt? Ich kann diese Irritation verstehen. Es ist aber mittlerweile klar, dass die Zweifach-Impfung bei Omikron zwar kaum mehr gegen die Infektion, aber weiterhin recht gut gegen einen schweren Krankheitsverlauf schützt. Die (meist noch relativ frische) Boosterimpfung wirkt auch gegen eine Infektion, und nochmals deutlich besser gegen schwere Verläufe und Tod. Ähnliches gilt auch bei einer durchgemachten Infektion: Wenn man mit der Ursprungsvariante, mit Alpha oder Delta infiziert war, scheint die so erlangte Immunität bei Omikron auch schwächer auszufallen. Eine spezifische Omikron-Impfung ist in Entwicklung und wird voraussichtlich im März oder April verfügbar sein.

Dennoch bieten auch die verfügbaren Impfungen, insbesondere wenn diese frisch sind und wenn dreifach geimpft wurde, einen deutlichen Schutz vor Ansteckung und auch vor der Weitergabe. Und ja, natürlich kann es Escape-Varianten zu dem bestehenden Immunschutz in der Bevölkerung geben, umso wahrscheinlicher, je höher die Krankheitslast ist. Das gilt für durch Impfungen oder durch Ansteckung erworbenen Immunschutz allerdings grundsätzlich gleichermaßen. Nur, dass eben für einen durch Ansteckung erworbenen "natürlichen" Immunschutz Infektionen stattfinden müssen, die wiederum dem Virus mehr Gelegenheit geben, zu mutieren. Auch diesbezüglich bietet die Impfung einen Vorteil, da sie den Immunschutz VOR der Infektion erzeugt.

Dieser Artikel bestätigt die Wirksamkeit der Impfungen: https://www.tagesschau.de/inland/intensivpatienten-ungeimpft-101.html

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Ferschl

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