Frage an Tino Gaßmann bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Tino Gaßmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Detlef B. •

Frage an Tino Gaßmann von Detlef B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sie kandidieren in einem Wahlkreis der insbesondere die Stadt Mühlhausen (abgesehen von den neuen Ortsteilen) und einige Umfeldgemeinden umfasst.
Ich frage Sie daher:
- Welche konkreten Ziele stecken Sie sich für die Wiederbelebung unserer vom Land bisher abgehängte Region?
- Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Mühlhausen wieder Hochschulstandort wird? (Sachsen macht es vor mit 100Mio€ für einen neuen Standort einer Dresdner Nebenstelle)
- Würden Sie vor Ort sein und dafür werben, dass Mühlhausen und seine Umfeldgemeinden sich zu einem Oberzentrum zusammenfinden? (s. Südthüringen)
- Sehen Sie sich als der Vertreter der Wählerinnen und Wähler der Region Ihres Wahlkreises, oder als der Ihrer Partei?
Danke für Ihre Antwort.

Portrait von Tino Gaßmann
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Welche konkreten Ziele stecken Sie sich für die Wiederbelebung unserer vom
Land bisher abgehängte Region?

Zunächst vielen Dank für Ihre Fragen. Sicherlich sind in der Vergangenheit
von Seiten des Landes und des Bundes auch Fehler gemacht worden, aber die
Verantwortung für die bisherige regionale Entwicklung ist immer auch eine
gemeinsame Verantwortung aller staatlichen Ebenen. Mein Ziel ist ein
lebenswerter Unstrut-Hainich-Kreis, der für die aktuellen Herausforderungen
unserer Zeit gut aufgestellt ist. Dazu braucht es insbesondere eine bessere
Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, d.h. ein besseres Angebot
(höherer Takt) von Bus und Bahn, damit die Menschen tatsächlich die Wahl
haben, ob Sie ein Auto nutzen wollen oder eben nicht - gerade für
diejenigen die auf dem Land leben. Außerdem braucht es gute Bildung für
Alle von Anfang an, d.h. gut ausgestattete Kitas und Schulen, in denen
guter Unterricht tatsächlich stattfindet und nicht ausfällt. Unsere
Berufsschule muss gestärkt werden, damit die Unternehmen vor Ort eine
wohnortnahe und hochqualitative Ausbildung garantieren können. Eine
ausschließliche Stärkung von Berufsschulen die nur an der Städtekette
liegen, lehne ich vehement ab. In der regionalen Wirtschaftspolitik setze
ich vor allem darauf, die bereits ansässigen Unternehmen bestmöglich zu
unterstützen, also die Betriebe und Unternehmen die bereits vor Ort
produzieren und tätig sind. Außerdem müssen wir den Fachkräftemangel mit
wirksamen Strategien begegnen und offen für Zuwanderung zu sein. Bis 2030
braucht es in Thüringen mehr als 300.000 zusätzliche Fachkräfte, nur um den
Status Quo zu halten. Daher müssen wir endlich eine wirkliche
Willkommenskultur etablieren und Rassismus und Rechtsextremismus bekämpfen
und unsere Demokratie verteidigen. Außerdem sehe ich Investitionen in eine
ökologische und nachhaltige Wirtschaft als besonders wichtig für unsere
Region. Der Unstrut-Hainich-Kreis ist beispielsweise aufgrund seiner
Geographie prädestiniert für den weiteren Ausbau von Windkraft und auch in
der Solarenergieerzeugung sehe ich noch viel Potenzial. Außerdem sollten
wir uns mehr dem naturnahen und sanften Tourismus widmen. Mit dem
Nationalpark Hainich vor der Haustür haben da schon einiges, aber da geht
sicherlich noch mehr.

Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Mühlhausen wieder Hochschulstandort
wird? (Sachsen macht es vor mit 100Mio€ für einen neuen Standort einer
Dresdner Nebenstelle)

Thüringen hat als relativ kleines Bundesland bereits eine leaborierte
Hochschullandschaft. Dass es in Mühlhausen wieder eine Hochschule gibt bzw.
eine Außenstelle einer Hochschule halte ich derzeit - auch angesichts der
Entwicklung von Studierendenzahlen - für unrealistisch. Wenn es jedoch
Initiativen gibt, die eine Ansiedlung wissenschaftlicher Einrichtungen
ernsthaft beabsichtigen, unterstütze ich diese gern.

Würden Sie vor Ort sein und dafür werben, dass Mühlhausen und seine
Umfeldgemeinden sich zu einem Oberzentrum zusammenfinden? (s. Südthüringen)

Eine stärkere Kooperation von Mühlhausen mit seinen Umfeldgemeinden
unterstütze ich voll. Ich bin der Auffassung, dass eine moderne,
einheitliche und bürgerfreundliche Verwaltung im digitalen Zeitalter besser
gemeinsam umgesetzt werden kann. Ob dies in einem gemeinsamen Oberzentrum
geschehen sollte, müssen die Gemeinden untereinander klären. Ich setze hier
auf Freiwilligkeit der Kommunen. Zusammenschlüsse und Kooperation sollen
finanziell unterstützt werden.

Sehen Sie sich als der Vertreter der Wählerinnen und Wähler der Region
Ihres Wahlkreises, oder als der Ihrer Partei

Ich halte nichts von einem solchen Parteienbashing. Aufgabe von Politik ist
es schließlich, die unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen zu
guten politischen Lösungen zusammenzubringen. Parteien wirken gemäß Artikel
21 Grundgesetz an der politischen Willensbildung mit. Ich bin Mitglied der
Grünen, weil deren Programm am ehesten meinen eigenen politischen
Einstellungen entspricht. Auch als Parteimitglied sehe ich mich zudem als
mündigen Bürger der eigene Entscheidungen trifft. Als Abgeordneter im
Landtag werde ich natürlich die Interessen meines Wahlkreises vertreten.
Allerdings gilt auch hier, dass ich zu meinen politischen Grundsätzen und
Einstellungen stehe und diese glaubwürdig vertreten werde.