Wann wird Longcovid Betroffenen geholfen?

Torsten Herbst
Torsten Herbst
FDP
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Frage von Karolin W. •

Wann wird Longcovid Betroffenen geholfen?

Sehr geehrter Herr Herbst,
ich bin seit Januar 2022 von Longcovid betroffen, nachdem ich mich im Dezember mit dem Coronavirus infiziert habe. Ich bin 27 Jahre jung und kann aufgrund der Beschwerden nicht arbeiten. In Dresden gibt es derzeit 3 Selbsthilfegruppen mit Menschen, denen es genau so geht wie mir. Alle waren zuvor gesund und arbeitsfähig. Es gibt derzeit keine Therapien oder Medikamente. Eine Reha hilft meist nicht, zumeist verschlechtert sie den Zustand sogar. An Frau Köpping habe ich im Namen der Selbsthilfegruppe bereits geschrieben. Ich bitte Sie, sich stark für uns Betroffene zu machen. Wir sind nicht Wenige und brauchen dringend medizinische Versorgung. Forschung, Anerkennung und Aufklärung der Krankheit ist so wichtig. Wir brauchen Unterstützung und Perspektiven.

Freundliche Grüße, Karolin W.

Torsten Herbst
Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau W.,

gegenwärtig trägt das Bundesforschungsministerium (BMBF) mit vielfältigen Maßnahmen dazu bei, Wissenslücken zu Long- und Post-Covid schnellstmöglich zu schließen. Denn wie Sie sicher wissen, gibt es bislang nur wenige wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu den Spätfolgen bzw. ihren Risikofaktoren, Krankheitsmechanismen oder Behandlungsmöglichkeiten. Das BMBF fördert daher seit Mai 2021 zehn Forschungsverbünde, die diese Wissenslücken schließen sollen. Für die Förderung stellt das BMBF 6,5 Millionen Euro bereit.

Die geförderten Forschungsverbünde haben alle bereits Zugang zu Patientinnen und Patienten, Daten und Proben. Das ist wichtig, da vielerorts bereits Informationen über Long-Covid gesammelt werden. Die Forschenden bündeln diese teilweise nur lokal erhobenen Erkenntnisse und Daten und werten sie aus, damit sie möglichst schnell in die Versorgung der Menschen einfließen können.

Die Projekte adressieren eine Vielzahl von Aspekten, angefangen von den molekularen Veränderungen, die die beobachteten Symptome verursachen, über vielversprechende Behandlungsansätze wie zum Beispiel medikamentöse Therapien, Ergotherapie oder auch ein individuell zugeschnittenes Bewegungsprogramm. Wieder andere Projekte zielen darauf ab, die spezifischen Versorgungsbedarfe von bestimmten Patientengruppen genauer zu charakterisieren und künftige Angebote noch besser zuschneiden zu können. Erste Ergebnisse aus den Projekten könnten Ende 2022 vorliegen.

Innerhalb des vom BMBF geförderten Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) wird auch das Thema „Post-COVID-19-Erkrankung“ bearbeitet, u.a. durch die Kohorten des Teilvorhabens „Nationales Pandemie Kohorten Netz“ (NAPKON). Insbesondere die Kohorte, die Patientinnen und Patienten mit einer PCR-bestätigten SARS-CoV-2 Infektion rekrutiert, wird durch die tiefe klinische und molekulare Phänotypisierung zu unterschiedlichen Zeitpunkten wichtige Daten in Bezug auf die Post-COVID-19-Erkrankung liefern.

Die vom BMBF geförderte NAKO Gesundheitsstudie stellt mit der Erstuntersuchung vor der Pandemie, der während der Pandemie laufenden Zweituntersuchung und der nach der Pandemie geplanten Drittuntersuchung eine einzigartige Datenquelle dar, die es Forschenden erlauben wird, Fragestellungen in Bezug auf eine Post-COVID-19-Erkrankung zu untersuchen. Insbesondere zu der Frage, ob eine Post-COVID-19-Erkrankung alleine durch eine SARS-CoV-2-Infektion ausgelöst wird oder ob auch andere Faktoren dazu beitragen.

Auch an den Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung gibt es verschiedene Forschungsprojekte zur Post-COVID-19-Erkrankung, zum Beispiel am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), oder auch im Rahmen der institutionellen Förderung am Berlin Institute of Health (BIH).

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Torsten Herbst
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