Sehr geehrter Herr Kretschmann.

Auch 2012 habe ich überzeugt grün gewählt. Ihre Arbeit als Ministerpräsident und Sie als Persönlichkeit schätze ich sehr. Dass in der Schulpolitik die Hauptschullehrer keine Rolle mehr spielen, darf ich nun schmerzhalft erfahren. Das Sterben der Hauptschule hat schon unter den vorherigen Landesregierungen eingesetzt, der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung hat diesen Prozess eindeutig beschleunigt. Die Hauptschule wurde gesellschaftlich und politisch nicht mehr gewollt. Mit dieser Tatsache muss ich mich abfinden. Das einzig beruhigende an dieser Entwicklung ist, dass ich verbeamtet bin. Meine Existenz ist gesichert. Aber wo arbeite ich in Zukunft - an einer Gemeinschaftschule oder Realschule plus?
Dieses Jahr habe ich mich deshalb bei einer Fortbildung zum Thema "Qualifikation der Werkrealschullehrer" in Bad Wildbad beworben. Der Lehrgang ist voll, mir wurde abgesagt. Schon der Titel dieser Fortbildung habe ich als "Schlag ins Gesicht" empfunden. Dass ich seit über 15 Jahren Hauptschullehrer bin und zum Teil lernschwache bzw. verhaltensauffällige Schüler unterrichtet habe - ist nicht Qualifikation genug, um mich für eine Realschule plus oder Gemeinschaftsschule zu bewerben. Wie ich erfahren habe, sind die Kurse in Bad Wildbad die nächsten beiden Jahre ausgebucht. Wie kann ich mich dann qualifizieren?
Werde ich dann an eine andere Schule abgeordnet und wenn ein studierter Sekundarstufenlehrer mit meinen Fächern sich dann an derselben Schule bewirbt, werde ich dann weiter versetzt? Ich bin ja dann weniger qualifiziert? Es bleiben viele Fragen und Ängste bei mir offen, aber "Wertschätzung" oder "Fürsorgepflicht" empfinde ich gerade überhaupt nicht von meinem Arbeitgeber - dem Land Baden-Württemberg.
Nun meine Frage: Was passiert mit dem "Rest" der alten Werkrealschullehrern?

Hoffnungslos hoffnungsvoll mit den besten Wünschen für Sie!
S. K.