Marc Degen gilt als enger politischer Vertrauter, Berater und Spin-Doctor des CDU-Politikers Jens Spahn. Acht Jahre lang arbeitete er in dessen Abgeordnetenbüro, bevor er 2018 mit Spahn ins Gesundheitsministerium wechselte und stellvertretender Leiter der Leitungsabteilung wurde. Im März 2021 beendete er seine dortige Tätigkeit aus familiären Gründen.
Seit Monatsbeginn ist Degen als "Special Advisor" bei Miller & Meier Consulting in Berlin tätig, wie das Fachportal Politik & Kommunikation berichtet. Die Agentur beschreibt sich auf ihrer Website als eine der "größten inhabergeführten Beratungen für Strategie und Lobbying in Deutschland", die auch über Büros in Brüssel, Paris und Washington verfügt.
Zu einem der Schwerpunktthemen von Miller & Meier gehört der Bereich Gesundheit & Medizintechnik, geleitet wird sie von einem früheren Bundestagsmitarbeiter von Sigmar Gabriel. Laut Lobbyregister ist die Agentur für zahlreiche Konzerne aus der Gesundheits- und Medizinbranche tätig. In ihrem Registereintrag führt Miller & Meier unter anderem die Pharmakonzerne Lilly Deutschland GmbH, Merck Sharp & Dohme (MSD) und Indivior Deutschland GmbH als Auftraggeber auf.
Im April gründete Degen mit zwei Partnern außerdem ein Beratungsunternehmen namens ordiungo Advisory GmbH. Vom Firmensitz in Wien aus sei man in ganz Europa, "und insbesondere in Deutschland", tätig, heißt es auf der Firmen-Homepage. "Die inhaltliche Expertise von ordiungo erstreckt sich vom fundierten Knowhow über die praktischen Begegnungsebenen von öffentlicher Verwaltung, Politik und Wirtschaft über inhaltliche Schwerpunkte im Gesundheits-, Finanz- sowie Sicherheits- bis hin zum IT- und Energiesektor." Der Fokus liege auf der Unterstützung der Unternehmensentwicklung durch Vernetzung, Beratung und Coaching. "Die Partner verfügen über langjährige und vielseitige Erfahrung sowie ein internationales Netzwerk aus unterschiedlichen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen."
Profunde Kenntnisse über das Gesundheitsministerium
Degen dürfte als früherer Vizeabteilungsleiter über profunde Kenntnisse des Gesundheitsministeriums verfügen. Teil der Leitungsabteilung unter Spahn waren neben dem Ministerbüro die Referate für Strategische Planung und Parlament- und Kabinettangelegenheiten (unter Minister Lauterbach hat sich die Struktur geändert).
Degen wird derzeit nicht im Lobbyregister geführt, weder für die Agentur Miller & Meier noch als freier Berater. Kontaktaufnahmen mit Kabinettsmitgliedern, hohen Beamtinnen und Beamten sowie Abgeordneten des Deutschen Bundestags sind ihm deswegen nicht gestattet. Für Kontakte zu Fachreferentinnen und -referenten in den Ministerien gilt die Regierungspflicht im Lobbyregister nicht.
Unternehmen oder Verbände nehmen immer wieder Vertraute von einflussreichen Fachpolitiker:innen unter Vertrag. Die Investmentlobby etwa verpflichtete vor einiger Zeit den Büroleiter eines CDU-Finanzexperten, auch die Transport- und Digitallobby rekrutierte enge Mitarbeiter von Abgeordneten.
Kommentare
In eigener Sache: Warum Abgeordnetenwatch die Kommentar-Funktion abgeschaltet hat
Angela Begoll am 28.04.2022 um 14:43 Uhr
PermalinkSeit einer Stunde lese ich, was ich alles schreiben und nachfragen wollte. Es ist alles gesagt, nichts ist lukrativer als in den Bundestag zu kommen. Dann hat man ausgesorgt egal welche Ausbildung man hat, Beziehung ist alles.
Die " Grünen " wollten aufräumen. ich warte noch immer.
Michael M. Kochen am 15.05.2022 um 15:56 Uhr
Antwort auf Seit einer Stunde lese ich, … von Angela Begoll
PermalinkDie " Grünen " wollten aufräumen. ich warte noch immer.
Aha, das Aufräumen sollte in weniger als 6 Monaten Regierungszeit gehen, am besten in weniger als zwei Wochen, noch besser als alleinregierende Partei. Irgendein Bezug zur reellen Machbarkeit in Zeiten des Krieges??? Angesichts solcher sinnentleerter Kommentare macht man sich Sorgen um die mentale Verfasstheit mancher Kommentatorinnen.
Heinz Ballinski am 01.05.2022 um 10:22 Uhr
PermalinkIch verstehe wirklich nicht, was Sie eigentlich wollen. Ja, Degen war Mitarbeiter im Gesundheitsministerium. Soll er deshalb nicht mehr in dem Feld tätig sein dürfen? Man sollte hier wirklich anfangen auch mal die Kirche im Dorf zu lassen und nicht alles versuchen, zu skandalisieren.
Heinz Ballinski am 08.05.2022 um 16:47 Uhr
PermalinkWas ja scheinbar niemand interessiert, dass die SPD-Politikerin Bas seit einem halben Jahr entgegen ihren Verpflichtungen keine Lobbyangaben bei den Abgeordnetenprofilen mehr veröffentlicht ... weil angeblich die Änderungen vom September l.J. Unklarheiten lässt
Udo Hartmann am 24.07.2022 um 12:01 Uhr
PermalinkDanke an Ageordnetenwatch, dass Ihr darüber berichtet, welche sog. "Vertraute" oder einflussreiche Fachpolitiker:innen immer wieder von Unternehmen oder Verbänden unter Vertrag genommen werden. Der Diensteid eines Bundesbeanten lautet: „Ich schwöre, das Grundgesetz und alle in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“