Der Gesetzesinitiative vorausgegangen war ein Modellprojekt, das zwischen 2002 und 2006 in sieben Städten erprobt und anschließend teilweise verlängert worden war. Die Ergebnisse einer in diesem Zusammenhang durchgeführten Studie sprächen dafür, nun deutschlandweit "eine Behandlung mit Diamorphin für eine klar begrenzte Zielgruppe zu ermöglichen," heißt es in dem Gesetz, das von den Abgeordneten Carola Reimann (SPD), Detlef Parr (FDP) und Frank Spieth (Linke) in den Bundestag eingebracht worden war. Schwerstabhängige können das synthetische Heroin künftig als verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel erhalten. Allerdings sind daran enge Bedingungen geknüpft. An einer Diamorphin-Behandlung teilnehmen dürfen nur Schwerstabhängige, "die zuvor ernsthafte Behandlungsversuche mit herkömmlichen Substitutionsmitteln [wie z.B. Methadon] unternommen haben," heißt es in dem Gesetzentwurf. Konkret bedeutet dies: Ein Patient muss mindestens fünf Jahre opiatabhängig sein, mindestens zwei erfolglose Therapien hinter sich haben und 23 Jahre oder älter sein. Durch das "Gesetz zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung", so der offizielle Name, sollen "die negativen Folgen der Drogenabhängigkeit für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abgemildert" werden. Im Gegensatz zu SPD und Opposition will die Union das Modellprojekt zunächst noch weiterführen, da einige Fragen bislang ungeklärt seien. CDU und CSU verweisen u.a. auf den bislang ungeklärten Beitrag der psychosozialen Betreuung zum Erfolg einer Behandlung. Der Modellversuch habe gezeigt, dass bei einer optimalen psychosozialen Begleitung durchaus gute Therapieergebnisse auch bei einer Methadonsubstitution erzielt würden.
Weiterführende Links: Gesetzentwurf zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung (pdf)
Kommentare
In eigener Sache: Warum Abgeordnetenwatch die Kommentar-Funktion abgeschaltet hat
Christian Schütt am 04.06.2009 um 15:16 Uhr
PermalinkBei dieser Abstimmung ist etwas passiert, was bemerkenswert ist. Die SPD hat mit Stimmen der Grünen und der Linkspartei eine Mehrheit erreicht. Wenn sich die SPD beeilt könnte sie bis zur Bundestagwahl zeigen wie sozial sie wirklich. Ohne Koalitionsverträge werden Grüne und die Linke den Gesetzen zustimmen, denn sie fordern ja sehr oft das Gleiche. Endlich könnte es mal auf Inhalte ankommen. So sollte Politik immer gehen. Ich hoffe dass Herr Müntefering das hier liest, nutzen sie diese Möglichkeit denn sie wird ungenutzt nur bis September gehen. Die Medien und die Schafe sind für die kapitalorientierten Rechtsparteien, die so unglaubwürdig sind das sie selbst ihr Deutschland für ein machtüberschäumendes Europa aufgeben werden. Momentan sind die Umfragen ca. 50/50, doch glaubt die Mehrheit in Deutschland das die für die Finanzkrise mitverantwortlichen Parteien die Krise meistern werden. Die SPD soll sich endlich zur Linkspartei konkret äußern. Deutschland und auch Herr Obama brauchen eine Linke, grüne und demokratische Mehrheit in Deutschland. Schwarz-Gelb wäre wie der Bush Clan in Germany.
Heike Schmidt am 04.06.2009 um 23:55 Uhr
PermalinkWerden die Krankenkassen dann demnächst auch den Alkohol für die Alkoholkranken und das Nikotin für den Abhängigen übernehmen? Wohin soll das führen?
Diese Abhängigen haben sich selbst in die Sucht begeben, warum muß die Allgemeinheit nun auch dafür zahlen? Ein Schwerkranker, der seine Krankheit nicht selbst ausgesucht hat und an einer seltenen Krankheit leidet, geht meist leer aus, wenn die Krankenkasse nicht mitspielt.
Bernhard Peter Lengersdorf am 02.03.2020 um 06:48 Uhr
Antwort auf von Heike Schmidt
PermalinkOh je wie kurzsichtig kann man sein? Entschuldigen Sie bitte das ich mir meine Eltern nicht aussuchen konnte und ich in meiner Jugend nicht die gleichen Chancen hatte wie Sie. Denn ich bin lieber freiwillig ins Heim gegangen um nicht weiter dem Psychoterror meines Stiefvaters ausgesetzt zu sein. Und Entschuldigungen Sie das ich in meinem Leben lieber irgendwann zu Heroin gegriffen habe als mich selbst zu töten. Im übrigen ist es günstiger einem Heroin Kranken reinem Stoff zu geben als die üblichen Begleiterkrankungen zu behandeln die entstehen wenn Strassen-Heroin konsumiert wird. Und was labberst Du es werden genauso Ersatz Medikamente für Alkoholiker wie für Raucher von den Kassen bezahlt ? Und bitte nicht antworten ich kenne euch und auch euer krankes Denken von daher spar es Dir einfach. M.f.G. Ach ja und geführt hat es dazu das ich seit drei Jahren wie ein Normaler Mensch leben darf ,keinen Beikonsum mehr habe was in 20 Jahren Methadon u. Polamidon nicht so wahr. Und ja ich werde bestimmt in Zukunft auch einer einfachen Tätigkeit nach gehen können. So viel dazu noch wohin das führt.
Tobias Müller am 05.06.2009 um 18:50 Uhr
Permalink",Diese Abhängigen haben sich selbst in die Sucht begeben, warum muß die Allgemeinheit nun auch dafür zahlen?",
Weil die Alternative wäre, Heroinsüchtige einfach verrecken zu lassen und das im höchsten Maße menschenverachtend wäre (Ja, auch Drogensüchtige sind Menschen).
Übrigens kosten Gesundheitsschäden und Strafvollzug (als Folge von Beschaffungskriminalität) die Allgemeinheit schon lange Geld, nicht erst ",nun",.
helmut am 07.06.2009 um 12:33 Uhr
PermalinkNun -diamorphion ist nun praktisch identisch mit Heroin.
Man wird nun zwar wegen der psychisc he Effekte ( u A Verfolgungswahn) wohl nicht auch noch Kokainabhängige substituieren , aber die Zahl von Konsumenten der ursprünglichen ",Reichendroge Kokain könnte inzwischen die Zahl der Heroinabhängigen überschreiten. diese beiden härtesten illegalen Drogen werden heute von den Rauschgiftsyndikaten rücksichtslos unters gemeine Volk gebracht, wo sie natürlich auch noch desaströse soziale Folgen haben und nun auch arme Familien zerstören. Den verzweifelten Müttern aus der Unterschicht zu helfen, wenn ihre Kinder in solche, durch die Illegalität und das BtmG eher protegierte, als bekämpfte Kreise geraten oder Mädchen von Drogengangs ",angefixt werden um dann als Prostituierte missbraucht zu werden ( ohne dass jemand dagegen ernsthaft was unternimmt !!) rechtfertigt die Verschreibungsfähigkeit und das Geschäft der z. T. brutalen intern Drogenorganisationen zu zerstören, rechtfertigt diese Substitution.
Man versucht dann mit langsamen Absetzen der endorphin subsitution durch die Morphine den Körper dazu zu bringen , das Endorphin wieder selbst herzustellen ( Abhängigkeitssyndrom). Diamorphin ist aber ein sozusagen raffiniertes Produkt , das synthetisch oder aus Opium hergestellt werden kann und hat deswegen ein höheres Abhängigkeitspotential als z BG . Rohopium dessen Wirkung aus mindestens 4 Alkaloiden zugleich entsteht- und es ist fraglich ob die Entwöhnung damit gelingt
Das Motiv für Heroinkonsum ist - ähnlich wie beim Alkohol Betäubung- denn auch Heroin wirkt als Narkotikum.
Heroin ist wie alle Morphindderivate sozusagen ein konzentriertes chemisches Produkt - eine Fehlentwicklung mit WIrkungen welche die der naturbelassener Ursubstanzen aus denen sie hergestellt werden noch um ein weites übertreffen.
Nur Aufklärungkann Menschen davor abhalten nicht aber Strafandrohung. Dole war gegen delare gedacht. Bestraft werden aber fast immer nur die kleinen abhängigen . Vor den auch bewaffneten Organisationen aber hat man schon lange kapituliert.
DaDe am 08.06.2009 um 22:26 Uhr
PermalinkIch finde es auch erstaunlich was für eine Mehrheit sich da gebildet hat.
Ich finde es ansonsten sehr schade und auch Weltfremd, dass die CDU das Gesetz abgelehnt hat. AUs dem Großstädten kommen fast ausschließlich positive Rückmeldungen zu dem Gesetz.
Daniel Bender am 13.06.2009 um 13:42 Uhr
Permalink1. Krankheit ist Krankheit und jeder hat das Recht auf die beste Medizin.
2. Es gibt Leute die nicht verstehen können warum die Allgemeinheit dafür bezahlen soll. Aber es geht um viel mehr. Das ist meiner Meinung nach der erste vernünftige Schritt zur Bekämpfung des weltweiten Drogenhandel. Drogen werden benutzt um verschiedene Staaten von inner her anzugreifen. Als in den 80 Jahren in München der erste Arzt über 100 Patienten mit Methadon substituiert hat, ist kurzweilig der komplette Heroinmarkt zusammengebrochen. Grund: keine Nachfrage. Ich finde es richtig diesen Schritt zu gehen.
Jörg am 15.06.2009 um 14:39 Uhr
Permalinkmanchmal kann ich mich über die weltfremdheit der politiker nur wundern. da wird diamorphin auf kassenrezept zugelassen, nur um ein paar leichen von der straße zu bekommen. nur damit ich nicht falsch verstanden werde, ich bin selber jahrelang heroinabh. gewesen, bekomme ein anderes medikament ( codein) um mit meiner sucht fertig zu werden. ich habe 3 entgiftungen stationär durchlaufen, mehrere male zu hause entgiftet ( ziemlich hart) und habe mehrere substitutionsgeschichten hinter mir ua. mit metadon und codein. metadon werde ich nicht mehr anrühren, obwohl es billiger ist ( jaaa man muß den ganzen kram selber zahlen, bei einigen ärzten sogar die behandelung) weil das suchtpotenzial entschieden höher ist als beim heroin, und ich auf dem zeug meinen beruf als bäcker kaum noch ausüben kann. codein bekommt mir am besten. bei einem verdienst, der statistisch als gering eingestuft wird ist es ein verdammter batzen geld den ich für das medikament zahlen muß ( ca. 250€ im monat. nun beschließen doch ein paar weltfremde politiker das es diamorphin auf rezept gibt und die kasse das übernimmt. ich fordere sie auf, entweder das diamorphin wie alles andere auf privatkosten umzustellen, oder die anderen medikamente auch auf kasse umstellen zu lassen. alles andere ist unzumutbar.
mit freundlichem gruß
ein abhängiger.
an heike schmidt ( komentar vom 04.06.2009) medikamente für alkoholiker gibt es auf kassenrezept. würde mich freuen wenn sich menschen mal etwas informieren und dann erst drauflos schreiben. sucht ist eine anerkannte krankheit, die behandelt werden kann und sollte. sonst kostet es den staat mehr als die behandelung.
wie gesagt, mfg.
40J. abhängig am 17.06.2009 um 13:27 Uhr
PermalinkUrsel am 20.06.2009 um 22:15 Uhr
PermalinkMich interessiert die Gegenleistung der Empfänger. Wie hoch ist die Zuzahlung? Welche solidarischen Leistungen werden erbracht? Wir müssen auch zuzahlen und zahlen unsere Beiträge.
Anke Schengber am 22.06.2009 um 13:19 Uhr
PermalinkIch bin seit 30 Jahren Opiatabhängig. Habe zwei Therapien durchlaufen, Methadonprogramm, hat alles nichts gebracht. Jetzt habe ich doch noch Hoffnung.
Endlich ein Schritt in die richtige Richtung !
ziorai am 19.07.2009 um 20:36 Uhr
PermalinkWarum ist eigentlich das Heroin (nicht auf künstlicher Basis) eigentlich so teuer (daraus resultiert die Beschaffungskriminalität)? Die Produktions ist relativ einfach, die Basisstoffe verfügbar. Der hohe Preis auf dem illegalen Markt wird nur dadurch erzielt, weil das Heroin verboten ist. (Risikozuschlag)
herojunkie am 23.07.2009 um 16:10 Uhr
PermalinkEcht geil,
jetzt kann ich mich endlich auf kosten anderer zudrönen....
weiter so
A.Z am 28.07.2009 um 09:51 Uhr
PermalinkEndlich.........!!!!!!
Hoffe das auch genug Ärzte bereit sind, so etwas zu machen.
Es sollte dann auch ein Port ( künstlicher Venenzugang direkt unter dem Schlüsselbein ), wie bei einer Chemotherapie ) gelegt werden. Stöpsel auf, und dann rein mit dem Diamorphin. Das gute ist, das der Port nie mehr raus muß und man Ihn nicht sieht. Sonst muß man sich ja weiter die Arme, Beine, Hals, Füße usw. traktieren. Manche Leute kommen ja nirgendwo mehr rein.
Gruß, Hoffnungsschimmer
Betroffener am 03.08.2009 um 04:23 Uhr
PermalinkDas ist mal wieder typisch kleinkariertes Spiessbürgertum......von nix ne Ahnung ,holt sich ab und an Ihre paar Arzneimittel vom Arzt und dann so nen Spruch.
Ich kann Dir aus Erfahrung erzählen,das Ich jahrelang verarscht bin ,von nem Krankenkassenmitarbeiter,der meine chronische Krankheit nicht anerkannt hat(Sucht,Depressionen und Hep C und noch ein paar Sachen,die im Raum stehen,weil man immer noch nicht durchblickt!).
Anderer Sachbearbeiter,Chance ergriffen und siehe da...auf einmal wars ne Sache von 10 Minuten!!!
Weiterhin gibts keine Fahrkarten mehr und auch keine Zusatzleistungen für spezielle Ernährung ,obwohl ausdrücklich von der Landesregierung empfohlen.
Ich weiss noch nicht,ob Ich es probieren werde.fakt ist,das Ich mittlerweile schon wieder auf 19 ml(90 mg ) Pola bin und jede Woche nicht auskomm,weil Ich immer noch Schussgeil bin und mir fast immer meine komplette Polamidonration von 1 Woche in 2 Tagen reinhau und das i.v..
Ich sitz manchmal heulend aufm Klo und bete nach Gott,das Ich endlich was treffe.
Ihr habt ja keine Ahnung!!!Therapien sind die reine Geldverschwendung für mich(wie sollen 30 Junkies plötzlich miteinander auskommen und dann noch Zeit finden an sich zu arbeiten.Da gehts nur um die Oberfläche und vielleicht etwas Sozialempfinden zu entwickeln,aber das hilft den wenigsten.
Vor allem ,wenns wieder ohne Super Psychosoziale Betreuung zurück geht und dafür hat keine Stadt mehr Geld.
Mein ",Betreuer", hat minimum 50 andere und ist froh,wenn er mich nicht sieht.
Ich bin jetzt 44 und wenn überhaupt,kann mir das evtl. noch helfen.Wenn nicht,kann Ich wenigstens evtl. in Würde mein Besteck abgeben!!!
Gruss,Tom!
Betroffener! am 03.08.2009 um 04:27 Uhr
PermalinkSry,meinte Ursels blöden Kommentar!
Ihr Name am 03.08.2009 um 04:49 Uhr
PermalinkAn Jörg!
Also bei Dir frag Ich mich allen Ernstes auch,was Du mit Deinem Satement bezwecken willst.......
Zahl selber und Du kannst einigermassen die Regeln mitbestimmen,so is das nun mal.
Und erzähl mir nich Codein ",bekommt", Dir am besten,damit dröhnst Du Dich wenigstens noch einigermassen zu.
Was Du dann aber gegen das Diamorphin hast,frag Ich mich......
Ich hab keinen Bock ,wenn Ich mal wieder runter müsste ein halbes oder 1 Jahr lang nich pennen zu können(auch deswegen nehm ich es i.v.,weil die Halbwertzeit kürzer ist und Ich mir den Affen abtrainieren kann,so als nette Begleiterscheinung.
Du willst mir doch nicht sagen,das Du sehr wahrscheinlich auf Dein Codein besser klar kommst,als auf das Diamorphin......???
Da kenn Ich aber ganz andere Erfahrungswerte(obwohl Ich auch schon vieles gehört hab,aber viel ist eben auch Gerede,um den eigentlichen Beweggrund zu verschleiern.)
Auf guter Schore hab Ich nie nen grossen Affen geschoben,nur sowas bekommt man ja heute im Inland aufgrund der Geldgier der Dealer und des Konsumentenverhaltens nicht mehr.Jeder will nen 5er und das für ganz kleines.....und wenn man mehr investiert isses der gleiche Sch..... und Du wirst abgelattet.Is klar das Ich mit 44 und mehrjähriger Knasterfahrung nich mehr täglich auf der Platte rumrennen will!
Ich würde an Deiner Stelle,wenn Du so wirklich am besten klar kommst und Dein substituierender Arzt/evtl. ne Untersuchung bei nem Professor an ner -Uni oder so anleiern)Dir das bescheinigt ,aber trotzdem die Rezepte sammeln und mal einen Antrag bei der Kasse auf Übernahme stellen.Ich hab das zumindestens früher,als Codein noch öfter als Substitut verschrieben wurde,öfter gehört,das es da Ausnahmegenehmigungen gegeben hat!
Gruss,Tom!
LJ am 11.08.2009 um 13:18 Uhr
PermalinkIhr Kommentar
LJ am 11.08.2009 um 13:31 Uhr
PermalinkDa sieht man mal, dass die Politiker mit zu den Dealern gehören.....
...schämt euch....
Die derzeitige Regierung gehört von Ihren Stühlen geworfen!
Ich habe selbst die ganze Palette an angeblichen verbotenen Genusssubstanzen ausprobiert, brauchte weder eine Kur - sondern nur einen starken Willen!
Heute konsumiere ich seid neun Jahren gar nichts mehr!
Wenn Ihr schon so legal mit dem Zeugs umgeht, dann ist es sinnvoller, dass jeder Bürger sich die Substanzen sich über eine gewisse Menge sich in der Apotheke besorgen kann!!
Tino Walser am 13.08.2009 um 03:24 Uhr
PermalinkIch möchte allen Abgeordneten die zugestimmt haben, insbesondere aber denen von CDU/CSU gratulieren, dass sie sich gegen fehlinformierte Stammtischparolen, gegen Ausgrenzung und gegen die Kriminalisierung von Kranken gestellt haben. Die Qualitäten einer Gesellschaft zeigen sich doch vor allem daran wie sie sich zu ihren schwächeren Elementen stellt. Wenn ich mir manche der Kommentare hier und in anderen Medien anschaue die dem ",gesunden Volkszorn", Luft machen bin ich froh dass die Sachpolitik in Deutschland von und mit Experten gemacht wird und nicht in jeder Frage das Fähnchen nach dem Wind gehängt wird.
anonym am 15.08.2009 um 17:02 Uhr
PermalinkEnde der 90-ziger Jahre entschloss ich mich meine schwere Abhängigkeit zu beenden. Ich informierte mich über Schnellentzug, Substitution, Entgiftung in einer Klinik und den kalten Entzug zu Haus.
Der Schnellentzug bot eine Entgiftung, die erstens: schwere Nebenwirkungen (bis Eintritt des Todes) und zweitens: hohe Kosten (6000-8000 DM, selbst zu tragen). Zum Dritten war es kaum vorstellbar nach 2Tagen in einem Krankenhaus vollständig entgiftet und voll gesellschaftsfähig zu sein. Die Substitution(Codein, Methadon) wurde von mehreren Ärzte einfach abgelehnt. Begründet wurde dies mit der Überlaufenheit der Programme. Ich konsultierte Ärzte, die mir wortwörtlich bescheinigten niemals clean zu werden. Ziemlich hoffnungslos wendete ich mich an eine Entzugsklinik. Dort erklärte man mir,dass ich mit vielen anderen schwer abhängigen Menschen, ohne jeden Kontakt mit der Außenwelt entgiften sollte. Für mich war diese Variante niemals praktikabel. Ich konnte mir genau vorstellen, wie diese Therapie abläuft. Man lernt neue Leute aus der ", Scene", kennen, die nach der Therapie alle nacheinander wieder ",umfallen",. Man gerät in einen Strudel und ohnes es zu bemerken ist man schnell wieder dort wo man begonnen hat. Drogenfreundschaften hatte ich genug. Ich entschloss mich zu einem kalten Entzug zu Haus. Ein Freund informierte sich bei einem Arzt, welche Konsequenzen es für ihn haben könnte, wenn er sich bereit erklärt bei mir zu bleiben und meinen Gesundheitszustand zu überwachen. Die Antwort lautete, dass er sich strafbar machen würde wenn mir etwas zustossen würde. Er entschied sich diese Konsequenzen zu tragen. Dafür bin ich ihm bis heute sehr dankbar. Fazit, egal welche Methode es wird Süchtigen sehr schwer gemacht wieder in ein ",normales", Leben zurückzukehren. Nach der Entgiftung war ich sehr schwach (körperlich). Ich zog aus meinem Stadtteil fort und brach alle Kontakt zu früheren Bekannten ab. Ohne die Hilfe zweier Freunde die mit Drogen und Millieu niemals in Berührung kamen, hätte ich diesen Schritt nicht gehen können. Niemand kann beurteilen wie einsam eine Drogensucht jemanden machen kann. Es dauerte monatelang bis ich beginnen konnte mich um Arbeit oder Ausbildung zu kümmern. Mit 20 Jahren befand mich das Arbeitsamt für nicht würdig eine Ausbildungsstelle anzunehmen. Hilfstätigkeiten dagegen wären für mich angemessen. Ich schrieb Bewerbung um Bewerbung, absolvierte Praktika und erhielt zum Schluss allein durch mein Engagement eine Lehrstelle. Der Staat in Form von Sachbearbeitern tat nichts dazu. Die Zeit, in der eine sinnvolle Beschäftigung meine Zeit in Anspruch nahm, war aus heutiger Sicht mein Garant nicht wieder in alte Strukturen zurückzukehren.
Selbstverständlich ist mein Arbeitgeber über meine frühere Abhängigkeit informiert und war bereit mir trotz allem eine Chance zu geben.
Die Gesellschaft ist nicht bereit Fehler die man in Kindheit oder Jugend macht zu vergeben. Auch in einigen Kommentaren die hier abgegeben wurden klingt durch, dass Abhängige sich selber helfen sollen und im Grunde Schmarotzer sind, die die Gesellschaft belasten. Das Problem ist nur dass die Gesellschaft krank ist. Sie akzeptiert dass ihre Kinder auf der Strasse leben, sich prostituieren und letztlich ohne Beistand auf irgendeiner Bahnhofstoilette zu Grunde gehen. Ferner ist es einfach für gutsituierte Bürger mit stabilem Familienhintergrund, andere denen es in ihrem Leben von Anfang an schlecht ergangen ist zu verurteilen.
Meine ", Beschaffungskriminalität",, im Alter von 15 Jahren, wurde von mindesten 5 Männern täglich zur Triebabfuhr benutzt. Familienväter oder alleinstehende Männer mit bisweilen abartigen Wünschen und Sehnsüchten, die ihre Frauen ihnen nicht erfüllen wollten oder konnten. Sie gingen nicht etwa naiv auf den Strassenstrich. 99 Prozent dieser Männer wussten sehr wohl, dass die Mädchen dort drogenabhängig sind.
Kein Politiker der ein Programm zur Substiution von schwerabhängigen Menschen ablehnt, macht sich eine Vorstellung von dem menschlichen Leid, welches eine Abhängigkeit mit sich bringt. Drogenabhängig, geschlagen von Freiern, vergewaltigt, ausgeraubt, benutzt und das alles von Menschen die nicht abhängig sind. Und wenn jemand versucht aus dem Kreis auszubrechen wird es so unendlich schwer gemacht, dass viele einfach nicht die Kraft, das Durchhaltevermögen oder das Geld haben an ihrer Situation etwas zu ändern.
Vor ein paar Jahren wurde in Berlin ein Programm zur Substitution schwer Abhängiger eingestellt, weil es 3 millionen Mark gekostet hat.
Man rechne sich doch einmal durch, wie wenig dies für eine Stadt wie Berlin ist. Man zahlt lieber die Sozialhilfe für alle Abhängigen, nimmt Drogenhandel und dadurch immer neue Abhängige in Kauf, lehnt aber in fast allen Fällen eine persönliche Betreuung oder zumindest eine Begleitung beim Weg in ein drogenfreies Leben ab. Ferner bezahlt man Gerichtsverfahren, Strafvollzug und Therapien, die nicht zum Erfolg führen, weil man die Menschen sich selbst überläßt und ihnen nach dem Entzug keine Perspektive bietet.
Unseren Politikern fehlt einfach die Vorstellungskraft, wie es ihnen ergangen wäre, wenn sie in einem anderen Umfeld unter anderen Voraussetzeungen ihr Leben hätten beginnen müssen.
In unserer Verfassung steht die Würde des Menschen ist unantasstbar aber sie wird in Frage gestellt, jeden Tag. Auf den Strassenstrichen jeder Großstadt. Die Politik sieht zu.
tut nichts zur sache am 17.08.2009 um 02:17 Uhr
Permalinkich glaube wenn eines der kinder des abgeortneten, der dagegen gestimmt hat, über 10 jahre Heroinsüchtig mit mehreren erfolglssen therapieversuchen wär .........
dann wüste dieser ignorant, wieviel elend und leid hiter dieser krankheit steht!
kein elternteil will sein eigen fleisch und blut vor sich hinsichen sehn, weil es gezwungen ist verstrektes heroin auf der straße zu kaufen und deswegen im knast landet ODER stirbt!!!!
das gesetz zur vergabe von diamorphin soll den DROGENTOD verhindern den NIEMAND verdient hat!
zum gedenken an die DROGENTOTE der letzten jahere ( R . I . P .)
noob am 20.08.2009 um 05:21 Uhr
PermalinkIch kann kaum verstehen, wie es Menschen geben kann, die gegen ein solches Gesetzt stimmen könne, diese Menschen leiden unter extremen Realitätsverlust oder können sich einfach nicht in die Lage von Menschen versetzten die in eine Situation gekommen sind, in der sie Heroin konsumieren!
Den Mitglieder der CDU und vorallem der CSU die für Ja gestimmt haben, zoll ich hier meine Respekt, weil sie meist von Stammtischparolen und der Dämonisierung von allem was nicht ",alkoholisch", ist und eine Bewusstseinsveränderung herrvorruft geblendet sind.
hinzke am 12.09.2009 um 05:36 Uhr
Permalinkwelch weltfremdes bild, liebe cdu, so körperverletzungen an kranken menschen zu betreiben! den leuten ist nicht geholfen durch konservative drogenpolitik, gemacht von leute die nur bier in der öffentlichkeit trinken, sondern durch menschen und auch politkern, die ahnung von der substanz haben und auch dementsprechend handeln! wenn einer keine ahnung von drogen- und auch sozialpoitik hat, dann ist es die cdu! gute nacht mein liebes deutschland!
ich wähle nicht links, sondern nach verstand! und diese poltik der cdu/csu ist nur widerlich!
Jörn B. am 20.09.2009 um 20:56 Uhr
PermalinkHallo,
an die Frau der so wenig vom Staat geholfen wurde um ihre Abhänigkeit zu beenden zolle ich höchsten Respekt... Ich hoffe dein Leben wird sich gut entwickeln und es ist eine Schande dass Menschen die gewillt sind aufzuhören mit sowas, nicht geholfen wird. Und dieses Abstimmungergebnis ist sehr sehr sehr armseelig von der CDU.