Wieso keine Fachhochschulreife nach 13 Jahren Gymnasium in NDS?

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Adis Ahmetovic
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Frage von Paul K. •

Wieso keine Fachhochschulreife nach 13 Jahren Gymnasium in NDS?

Sehr geehrter Herr Ahmetovic,
wieso wird einem Gymnasiasten nach 13 Jahren Gymnasium (Niedersachsen) ohne bestandenes Abitur nicht die vollständige Fachhochschulreife gewährt, sondern nur der schulische Teil, den man bereits nach 12 Jahren Gymnasium erhält. Während es möglich ist die vollständige Fachhochschulreife nach 12 Jahren + 1 Jahr FSJ zu erlangen. Wäre es nicht genauso sinnvoll, jemanden der 13 Jahre das Gymnasium besucht die vollständige Fachhochschulreife zu gewähren?

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Sehr geehrter Herr K.,

vielen Dank für Ihre Frage, auf die ich gerne antworten möchte.

Die verschiedenen Hochschulzugangsberechtigungen befinden sich in der Kompetenz der einzelnen Bundesländer und sind nicht Gegenstand von Beratungen im Bundestag, daher kann ich Ihnen hierzu lediglich eine persönliche Einschätzung anbieten.

Die Fachhochschulreife verlangt einen schulischen Teil und einen Praxisteil, der in Niedersachsen durch eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung, durch ein mindestens einjähriges geleitetes berufsbezogenes Praktikum oder - wie Sie treffend schrieben - durch Ableistung eines mindestens einjährigen Freiwilligendienstes nach dem Jugendfreiwilligendienstgesetz oder dem Bundesfreiwilligendienstgesetz oder eines mindestens einjährigen freiwilligen Wehrdienstes abgeleistet werden kann.

Der Besuch der 13. Klasse ist aus meiner Sicht nicht mit den oben genannten als Praxisteil anerkannten Alternativen gleichzusetzen, daher würde ich es nicht befürworten, diesen durch den Besuch der 13. Klasse zu ersetzen.

Wichtig ist jedoch, dass junge Menschen für den Fall, dass am Ende der 13. Klasse das Abitur nicht bestanden worden ist, wertschätzend und umfassend über ihre Perspektiven und Chancen aufgeklärt und in ihrem individuellen Weg bestärkt werden.

Das Leben ist keine grade Linie und ich habe den Eindruck, dass junge Menschen derzeit einem hohen Druck ausgesetzt sind, alles im ersten Anlauf schaffen zu müssen und möglichst wenig von einer imaginären Ideallinie abzuweichen.

Freiwilligendienste, eine Ausbildung oder ein Praktikum sind eine Bereicherung und die hier gewonnenen Werte und Fähigkeiten sind für junge Menschen und die Gesellschaft, in der sie leben, von hohem Wert.

Diese Wertschätzung geht uns zulasten weniger positiv bewerteter Perspektiven verloren.

Was nicht passieren darf ist, dass junge Menschen den Mut verlieren.

Mit freundlichen Grüßen

Adis Ahmetović, MdB

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