Frage an Andreas Schockenhoff bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Andreas Schockenhoff
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Frage an Andreas Schockenhoff von Maren S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Schockenhoff,

nachdem in diesem Monat bereits Bayern einen Gesetzesentwurf vorgelegt hat, der sich mit der Thematik "Gewalt in Computerspielen" befasst, hat nun auch das Bundesfamilienministerium nachgezogen und ebenfalls Vorschläge für eine Verschärfung des Jugendschutzes vorgebracht.

Ich habe die diesen Entwürfen zugrunde liegende Diskussion, die sich nach der schlimmen Tat von Emsdetten entfaltet hat, mit einiger Besorgnis verfolgt.

Es hätte eine Diskussion über Schulklima, Mobbing, Gruppendruck, Integration von Außenseitern, Früherkennung von Problemfällen und Gewaltpotenzialen in den Schulen, sowie über Einrichtung und Verbesserung von Hilfsangeboten für Problemschüler geben können. Aber stattdessen gab es nur eine regelrechte Hatz gegen Computerspieler.

Fakt ist, dass Deutschland bereits den weltweit verbindlichsten Jugendschutz hat. Brutale Spiele sind bereits jetzt nicht für Kinder und Jugendliche erhältlich.

Die bestehenden Regelungen weiter zu verschärfen, empfinde ich aus mehreren Gründen als problematisch. Zum einem werden hier Abneigungen und bestimmte moralische Vorgaben für Kunst in Verbote umgemünzt. Freiheit, auch auf dem Gebiet der Kunst (zu der Computerspiele ebenso wie Filme, Bücher und Bilder gehören) ist ein grundlegender Bestandteil unserer Demokratie. Zum zweiten gibt es auf dem Gebiet der Wirkungsforschung keine eindeutigen Ergebnisse, die ein Verbot rechtfertigen würden. Und zu guter Letzt bleibt noch anzumerken, dass die Kontroverse um Computerspiele erstaunliche Parallelen zu den früheren Auseinandersetzungen um Romane, Swing oder Rock hat und damit ein Generationskonflikt ist. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Verbote hier keine Probleme lösen.

Herr Schockenhoff, werden Sie, so Sie gefragt sind, in dieser Sache rational urteilen und auf die tatsächlichen Ursachen von Gewalttaten wie die von Emsdetten eingehen, oder denken Sie, mit Verboten ist es hier getan?

Mit freundlichen Grüßen,
Maren Schillo

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CDU

Sehr geehrte Frau Schillo,

vielen Dank für Ihre Anfrage über Abgeordnetenwatch. Ich bin auf jeden Fall für eine Stärkung des Jugendmedienschutzes. Unsere geltendes Recht gibt dazu schon eine gute Handhabe, vorausgesetzt, wir achten darauf, dass es auch ausgeschöpft wird. Erst dann sollte über Rechtsverschärfungen nachgedacht werden. Überregulierungen wären wenig hilfreich. Der Bundestag und auch ich mache mir daher die Entscheidung in der Sache nicht leicht.

Expertengespräche im Unterausschuss Neue Medien zu gewaltverherrlichenden Computerspielen haben ergeben, dass ein Verbot nicht sinnvoll ist, weil derzeit keine wissenschaftlich untermauerten Belege für den Zusammenhang zwischen dem Spielen am Computer und Gewaltbereitschaft vorhanden sind. Sie haben vor diesem Hintergrund sehr Recht mit Ihrer Forderung, dass es vielmehr einer breiten Diskussion und Information über die wachsende Gewaltbereitschaft Jugendlicher bei uns bedarf. In dieser Diskussion befindet sich derzeit auch die Politik. Seien Sie daher versichert, dass ich Ihre Argumente gegen das Verbot von Killerspielen sorgfältig für mich abwäge.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Andres Schockenhoff MdB