Frage an Andreas Severidt bezüglich Deutsche Einheit / Innerdeutsche Beziehungen (bis 1990)

Andreas Severidt
DIE LINKE
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Frage von Dr. Wolfgang M. •

Frage an Andreas Severidt von Dr. Wolfgang M. bezüglich Deutsche Einheit / Innerdeutsche Beziehungen (bis 1990)

Sehr geehrter Herr Severidt,

Ihre Wähler werden sich aus Anhängern von Ideologien der Vorwendezeit incl. des noch immer vorhandenen Potentials ehemaliger SED- und Stasi-Kader rekrutieren. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass viele Menschen aufgrund ihrer miserablen Lebenssituation besonders im Osten den Argumenten Lafontaines und Gysis Glauben schenken.

Auf der Ostalgiewelle schwimmend kümmert es nicht mehr, wie sich in 40 Jahren Diktatur eine Funktionärskaste mit dem Machtapparat der Staatssicherheit menschenverachtend in Szene setzte. Diese verweigerte nicht nur Reisefreiheit und Demokratie. Sie ließ auf Menschen schießen, die ihr Land verlassen wollten. Menschen, die nicht einmal die Verhältnisse grundlegend ändern wollten, sondern nur ein Mindestmaß an Demokratie und Selbstbestimmung einforderten, wurden jahrelang eingekerkert. Weit über tausend Tote und eine Viertelmillion politische Häftlinge waren die Schreckensbilanz jener menschenverachtenden Diktatur. Der PDS-Vorgänger ließ die innerdeutsche Grenze verminen und Selbstschussanlagen installieren, deren quaderförmigen, scharfkantigen Projektile nicht bloß schlimme Wunden rissen und Menschen, die nichts als die Freiheit suchten, fürchterlich verstümmelten oder sogar töteten. Nur Dumme können all dies vergessen. Gewissenlose vergessen nicht, sie verdrängen!

Meine Fragen:
1) Wann hat Ihre Partei, die Nachfolgepartei der SED jemals Verantwortung für diese Menschenrechtsverletzungen übernommen?
2) Hat sie all ihren Opfern Gerechtigkeit widerfahren lassen?
3) Haben Sie sich bspw. für die Renten der geschundenen SED-Opfer eingesetzt, wie das Ihre Parteifreunde-Ost für sich selbst mit Erfolg getan haben?

Und, verehrter Herr Severidt, meinen Sie als logisch denkender Mensch nicht auch, dass der Einfluss politisch derart vorbelasteter, von Ihnen tolerierter Kandidaten nicht bloß Ihre Partei, sondern auch Sie persönlich unglaubwürdig macht?

Mit freundlichen Grüßen -
Dr. phil. Wolfgang Mayer

Antwort von
DIE LINKE

Lieber Dr. Wolfgang Mayer

zu Ihrer Frage 4) Wenn falsche Leute richtiges sagen, wird richtiges dadurch nicht falsch.
Die Linke ist momentan die einzige Partei, die für die Existenz eines Sozialstaates eintritt und glaubhafte Konzepte für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat.
Ich bin seit meiner Geburt 1961 Bürger der Bundesrepublik Deutschland.
Sie vielleicht erst seit kurzem oder Sie haben ein paar systematische Zusammenhänge in der BRD nicht verstanden.
Zu Ihrer Kenntnis:
In der Bundesrepublik gibt es ein Rechtssystem, das
A) die Unschuldigkeit von jedem festlegt, der nicht von einem Gericht für schuldig befunden wurde und
B) die Rehabilitation jedem zurück gibt, der seine ihm auferlegte Strafe beglichen hat.

Dass sich dieses Land nie der intensiven Aufarbeitung seiner totalitärer Systeme gewidmet hat, finde ich ähnlich schade wie vielleicht Sie, aber wir beide müssen es als eine für uns getroffene Entscheidung akzeptieren..
Die BRD hat festgelegt: "Es gibt keine Schuldigen mehr."
Wenn Sie anderer Meinung sind, steht Ihnen der Rechtsweg offen.

Zu Ihren anderen Fragen:
Ich kann für die Taten von Bürgern der DDR nicht mal Mitverantwortung übernehmen, weil ich kein Bürger der DDR war.

Ich kann auch von einer Partei, die sich in ihrer Programmatik und Zusammensetzung geändert hat, verlangen für etwas Verantwortung zu übernehmen, was nur noch einen Teil der Mitglieder in außerparteilichen Zusammenhängen betrifft.

Ich hoffe, Ihnen insoweit philosophisch auf die Sprünge geholfen zu haben..

Andreas Severidt