Frage an Angelika Weikert bezüglich Bildung und Erziehung

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Angelika Weikert
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Frage von Christel P. •

Frage an Angelika Weikert von Christel P. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Weikert,

Ganztagsschulen sind gerade sehr gefragt. Naja, im Grunde sind es ja immer nur einzelne Klassen, die ganztägig sind.

Meine Frage: was bringen Ganztagsschulen, ist es nicht schwierig für die Kinder, so lange in der Schule zu sein? Was bedeutet das für die Familien, wenn alle Kinder immer erst gegen Abend heimkommen?

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Sehr geehrte Frau Popp,

die allermeisten Kinder, die eine gebundene Ganztagsschule besuchen, fühlen sich dort sehr wohl. In den Familien wird das Thema Schule entspannter gehandhabt, denn der Kampf um die Hausaufgaben entfällt.

Die echte Ganztagsschule ist mehr als Schule von 8 - 13 Uhr und danach noch Basteln bis um 15 Uhr.
Es geht darum, einen Ort für das Lernen zu schaffen, der sich nicht nur auf Schule im herkömmlichen Sinn beschränkt. Einen Ort, an dem "Bildung" möglich wird und Wissen ein Baustein dafür.
Für mich heißt Bildung denken und urteilen können, selbstständig handeln und entscheiden lernen, als mündige Bürger in einer demokratischen Gesellschaft Verantwortung für sich und für andere übernehmen. Ein erweiterter Bildungsbegriff umfasst auch Persönlichkeitsbildung, soziales Lernen, einen guten Platz im Leben finden. Kinder und Jugendliche sollen täglich erfahren, dass sie in ihrer Individualität heraus gefordert und gefördert werden. Sie sollen im Alltag erleben, dass das, was sie tun, für andere bedeutungsvoll ist, dass sie dafür von Erwachsenen und anderen jungen Menschen ernst genommen und respektiert werden, dass sie sozial bedeutsam sind und etwas bewirken können.

Der größte Unterschied zur Halbtagsschule ist: Zeit. Wenn man den Unterricht in Abwechslung mit Spiel- und Erholungspausen von 8 - 16:30 streckt, ist endlich einmal genug Zeit, um auf alle Kinder einzugehen. Es ist Zeit, um ein Problem zu durchdenken und von verschiedenen Seiten zu betrachten. Es ist Zeit für Spiel und Bewegung, zum Reden, zum Nachfragen. Es ist auch Zeit für den Einsatz von Menschen an der Schule, die keine Lehrer sind, z.B. Handwerker, Künstler, Trainer, Sozialpädagogen. Es ist Zeit, gemeinsam eine ordentliche Mahlzeit zu essen.

Ein typischer Tagesablauf an einer gebundenen Ganztagsschule sieht so aus: ab 07:40 werden die Kinder betreut, bis 08:15 müssen alle da sein. Unterricht (meist 60 min) und Pausen wechseln sich ab. Mittags wird gemeinsam gegessen. Am Nachmittag findet auch noch Unterricht statt, aber auch individuelle Förderung, Lernzeit und Kurse wie Sport, Theater, etc.

Damit Sie mich nicht falsch verstehen: ich will die Halbtagsschule nicht abschaffen, sondern ich möchte allen Eltern die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden. Im Moment gibt es so wenige Ganztagsschulangebote, dass Eltern keine Wahl haben. Ich will die Halbtagsschulen auch nicht schlechtreden. Aber nicht alle Familien können und wollen sich ihr Leben so organisieren, dass nur ein Elternteil berufstätig ist.

Sie finden ausführliche Informationen hier:

www.ganztaegig-lernen.org.

Wenn Sie weitere Informationen wünschen, können Sie gerne in meinem Büro anrufen oder eine Email schreiben.

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Weikert