Wie haben Sie als Aufsichtsratsmitglied in der Frage der Millionen-Boni an DB-Manager gestimmt und wie begründen Sie Ihre Entscheidung bzw. ist das dem Kunden vermittelbar?

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Bernd Reuther
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Frage von Dyrk G. •

Wie haben Sie als Aufsichtsratsmitglied in der Frage der Millionen-Boni an DB-Manager gestimmt und wie begründen Sie Ihre Entscheidung bzw. ist das dem Kunden vermittelbar?

Sehr geehrter Herr Reuther, als die Reichs- mit der Bundesbahn 1994 vereinigt wurde, standen große Pläne und Zielvorgaben auf der zukünftigen Agenda – am Bspl. des Güterverkehrsaufkommen lässt sich der Erfolg zusammenfassen. Mit 600 Schließungen von weitestgehend historischen Bahnhöfen und 2700 km Schienen-Stillegungen gehört die DB damit zu den größten Vernichtern nationaler Kulturgüter in Friedenszeiten.
Belohnt wird das mit vom Aufsichtsrat genehmigten Millionen-Boni an DB-Manager in Größenordnungen, die ein einzelner Mensch durch tatsächliche Leistung nicht fähig ist zu „erarbeiten“, einzig die vorhandene Möglichkeit an der Quelle schafft die Tatsache der Bereicherung.
Den DB-Kunden lässt sich dagegen schlecht vermitteln, sollte sich das 49,- Euro-Ticket in diesem Jahr tatsächlich verteuern, so gut wie jeden Tag mit übervollen Züge, Verspätungen und Ausfällen konfrontiert zu werden und somit die konkreten Ergebnisse dieser 30 Jahre Fehlentscheidungen hinzunehmen.

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Sehr geehrter Herr G.,

in der Tat liegt bei der DB Einiges im Argen. Viel zu lange wurde die Bahninfrastruktur vernachlässigt und auf Verschleiß gefahren. Das rächt sich jetzt, wie man an den unzähligen Baustellen, den Zugausfällen und Verspätungen immer wieder sieht. Es ist klar, dass die Bahn wieder pünktlicher, zuverlässiger und einfach besser werden muss.

Ich bin darum dankbar für Rückmeldungen wie die Ihre und platziere sie auch immer gerne in meinen Gesprächen mit Vertretern der Deutschen Bahn, des Bundesverkehrsministeriums und auch im Aufsichtsrat der Bahn. Während die marode Infrastruktur unter der unionsgeführten Bundesregierung bis 2021 noch schöngeredet und wegdiskutiert wurde, ist nun allen Beteiligten klar, dass es so nicht weitergehen kann. Als Ampel-Regierung investieren wir erstmals mehr in die Bahninfrastruktur als in die Straße. Mit den Korridorsanierungen hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing einen Paradigmenwechsel angestoßen. So werden jetzt die meistbefahrenen Bahnstrecken in einer einzigen Maßnahme kernsaniert und damit auf die Qualität einer Neubaustrecke gehoben. Damit steigt die Zuverlässigkeit der Strecke und auf Jahre hinaus werden keine größeren Baustellen mehr nötig sein. Weitere große Errungenschaften der FDP sind, dass wir die Planungs- und Genehmigungsverfahren wichtiger Verkehrsprojekte deutlich beschleunigen, und dass die Infrastruktursparte der Deutschen Bahn seit dem Jahreswechsel dem Gemeinwohl – und nicht mehr den finanziellen Interessen des DB-Konzerns – verpflichtet ist.

Die jahrzehntelangen eisenbahnpolitischen Versäumnisse der Vorgängerregierungen können wir leider nicht von heute auf morgen beheben. In den letzten zwei Jahren sind uns aber wichtige Weichenstellungen gelungen, sodass wir jetzt auf dem Weg der Besserung sind.

Die von Ihnen angesprochenen Boni-Zahlungen für den Vorstand der Deutschen Bahn AG beziehen sich auf das Jahr 2022. Diese Vereinbarungen wurden deutlich vor meiner Ernennung als Aufsichtsrat getroffen.

Freundliche Grüße

Bernd Reuther MdB

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