Frage an Bernhard Seidenath bezüglich Gesundheit

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Bernhard Seidenath
CSU
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Frage von Chris S. •

Frage an Bernhard Seidenath von Chris S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Seidenath,

Ich habe eine Liste von Fragen an Sie.

1. Warum machen Sie ein so sensibles Thema wie Organhandel zum Thema im Wahlkampf? Denken Sie nicht, daß die Gefahr einer emotionalen Debatte besteht, in der betroffene beider Lager in ihrer Würde und ihren Gefühlen verletzt werden können und ein rationaler ruhiger Dialog verhindert wird?

2. Sind sie selbst bereit Ihre Organe zu spenden?

3. Wie verträgt sich ihre marktwirtschaftliche Orientierung mit dem Anspruch - den ich Ihnen einfach mal unterstelle - einer Gesundheit für alle? Es sei denn, daß die gespendeten Organe nur den Reichen zur Verfügung stehen sollen. Schon jetzt zeigt sich, daß eine volle staatliche Kontrolle über den Bereich Organverteilung angebracht ist. Organe sind beretis trotz aller halbherzigen staatlichen Einflußnahmen eine Marktware geworden.

4. Wie Gedenken Sie in Dachau den "Kreuzzug gegen die Partei von Oskar Lafontaine" (E. Huber) zu führen? Mit welchen Methoden will die CSU "verhindern, daß DIE LINKE in Bayern einen Fuß auf den Boden bekommt." (Haderthauer) Gerade einen Dachauer mit seiner Wahlgeschichte interessiert das besonders.

MfG

Chris Sedlmair, Dachau

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Antwort von
CSU

Sehr geehrte(r) Frau/Herr Sedlmair,

vielen Dank für Ihre Fragen und Ihr Interesse an meinen Positionen.

Das Thema Organspende und Transplantation ist in der Tat ein sehr sensibles. Von 1997 bis 2000 habe ich mich drei Jahre lang im Bayerischen Sozialministerium intensiv mit ihm befasst, habe in dieser Zeit am Entstehen des Transplantationsgesetzes auf Bundesebene mitgewirkt, das Bayerische Ausführungsgesetz zum Transplantationsgesetz mit erarbeitet und einen Kommentar zu den "Transplantationsgesetzen des Bundes und der Länder" mit verfasst, der im Kommunal- und Schul-Verlag Wiesbaden erschienen ist. In dieser Zeit bin ich in Kontakt mit sehr vielen Betroffenen, mit Angehörigen, mit transplantierenden Medizinern und mit Selbsthilfegruppen gekommen und habe die gesamte Emotionalität des Themas hautnah gespürt - eines Themas, das mich bis heute nicht losgelassen hat und das mich auch weiter beschäftigen wird.

Ich habe dieses Thema angesprochen, weil dies den Hintergrund und das Motiv für meine Landtagskandidatur zum Ausdruck bringt: Durch die Einsetzung von Transplantationsbeauftragten in jedem bayerischen Krankenhaus, das über Intensivbetten verfügt, haben wir es nämlich geschafft, dass der schon sprichwörtliche Organmangel in unserem Land abgemildert werden konnte. Dies hat den Betroffenen und deren Angehörigen zumindest Hoffnung, manchmal sogar, nach einer erfolgreichen Transplantation, wieder ein Leben in weitgehender Normalität gebracht. So möchte ich auch im Landtag für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Dachau wirken: Ich möchte helfen, ich möchte mich der Sorgen und Nöte annehmen, ich möchte zu einem (noch) besseren Leben aller beitragen.

Das Thema "Organhandel" habe ich dabei nicht angesprochen. "Organhandel", also die Spende von Organen gegen Entgelt, lehne ich strikt ab. Sie ist in Deutschland auch - durch die oben beschriebenen Gesetze - vollkommen zurecht verboten. Der Organmangel kann nach meiner festen Überzeugung nicht durch entgeltliche Spenden gemildert werden, im Gegenteil: Die Bereitschaft jedes einzelnen, im Fall des Falles, nämlich nach seinem Tod, Organe zu spenden, wird am höchsten sein, wenn der gesamte Komplex "Organspende und Transplantation" allein von alturistischen Beweggründen geleitet wird. Finanzielle Interessen jeglicher Art führen nur zu einem Beigeschmack, der sich bei der Organspendebereitschaft sofort negativ bemerkbar machen würde. Deswegen muss jede Form des Organhandels unterbunden werden, ohne Wenn und Aber.

Das Thema Organspende ist ein emotionales Thema, da haben Sie völlig recht. Man kann es aber sachlich diskutieren. Genau das möchte ich. Ich sehe hier auch keine "zwei Lager", sondern allein das Interesse, Menschen, die lebensbedrohlich erkrankt sind, zu helfen. Ich sehe deshalb auch nicht, inwieweit eine solche Diskussion die Würde von Patienten und Gefühle verletzen sollte. Im Gegenteil: Ich halte es für eine gesellschaftliche Aufgabe, stets auf die Nöte von Patienten hinzuweisen, die auf der Warteliste für eine Transplantion stehen, sowie auf die Vorteile, die eine Organübertragung für sie und deren Leben haben würde. Vielen von uns ist nämlich nicht bewusst, welch im wahren Sinne lebenswichtige Tat sie durch das Ausfüllen eines Organspendeausweises leisten. Wir müssen die Themenfelder Organspende und Transplantation mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein rücken. Dazu möchte ich beitragen.

Zu Ihrer zweiten Frage: Ja. Ich habe die Bereitschaft, nach meinem Tod Organe zu spenden, seit mehr als zehn Jahren in einem Organspendeausweis dokumentiert, den ich auch immer bei mir trage.

Auf Ihre dritte Frage bin ich bereits oben teilweise eingegangen: Es gibt keinen "Markt" für Organe und es darf keinen geben! Organe sind keine "Marktware" und dürfen dies nicht sein! Ich bin zwar marktwirtschaftlich orientiert, da haben Sie recht, aber für Organspende und Transplantation gelten die Gesetze der Dringlichkeit, der exakten Gewebeübereinstimmung, aber keinesfalls die des Marktes! Die Organverteilung wird in Deutschland durch die Stiftung Eurotransplant eben nach den Kriterien Dringlichkeit und Gewebeübereinstimmung durchgeführt. Dies hat sich bewährt. Ich sehe keinen Anlass, an der Lauterkeit und Neutralität von Eurotransplant zu zweifeln. Finanzmittel spielen bei der Frage des Empfängers keine Rolle - und dürfen dies aus den oben ausgeführten Gründen auch nicht.

Zu Ihrer vierten Frage: In Versammlungen weise ich stets darauf hin, dass jeder, der nicht zur Wahl geht, damit automatisch die Linkspartei unterstützt, da deren Stimmen dann mehr Gewicht erhalten. Aus meiner Erfahrung einer mehr als zwanzigjährigen freundschaftlichen Verbindung nach Jena heraus ist es mein politisches Credo, dass die Nachfolger derer, die für das Schreckensregime in der DDR verantwortlich waren, in unserem Land nichts mehr zu sagen haben dürfen: nicht in Deutschland und erst recht nicht in Bayern. Deswegen weise ich auch darauf hin, dass die Linkspartei je nach Ausgang der Landtagswahlen in Bayern über die Person des Bundespräsidenten mitbestimmen kann. Mit dem hessischen CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg, der letzte Woche zu Besuch in Dachau war und der die Folgen einer möglichen Koalition der SPD mit der Linkspartei in Hessen hautnah erlebt, bin ich mir da völlig einig. Ich führe keinen "Kreuzzug" gegen die Linkspartei. Wir sollten uns jedoch bewusst sein, dass die Wahl vom 28. September eine Richtungswahl für Bayern ist. Dies gilt insbesondere für die christliche Prägung unseres Landes, für deren Erhalt ich mich mit Nachdruck einsetze: Laut Wahlprogramm der Grünen haben Kruzifixe "in Klassenzimmern nichts zu suchen". Sie stellen nun ja auch das Konkordat in Frage. Hier droht sich das Antlitz Bayerns zu verändern!
Ich stehe dafür, dass Bayern, dass unser Landkreis Dachau liebenswerte Heimat bleibt. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass diese meine Argumente gehört werden.

So verbleibe ich mit freundlichen Grüßen und allen guten Wünschen

Bernhard Seidenath

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