Frage an Bernhard Suttner bezüglich Gesundheit

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Bernhard Suttner
ÖDP
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Frage von Florian D. •

Frage an Bernhard Suttner von Florian D. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Suttner,

Der Friedensnobelpreisträger IPPNW schreibt:
"Die am 1. August 2001 in Kraft getretene rot-grüne Strahlenschutzverordnung erlaubt die unbegrenzte Freisetzung radioaktiver Abfälle in die Umwelt. Alte stillgelegte Atommeiler können abgerissen und der strahlende Bauschutt schlichtweg auf der nächsten Hausmülldeponie abgeladen werden. Dr. Sebastian Pflugbeil, Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz, rechnet mit zigtausend Strahlentoten aufgrund der neuen Verordnung."
Beleg:
http://www.ippnw.de/atomenergie/atomenergie_und_gesundheit/index.html?expand=683&cHash=3b059a74a5

1.
Ist die Information von IPPNW zutreffend?

2.
haben Sie gewußt, daß bei einem sog. Super-Gau in der Bundesrepublik Deutschland nach seriösen Kalkulationen für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) Gesamtschäden von ca. 10 700 Mrd. DM erwartet werden?

3.
Ist durch das seit dem 11. September 2001 zusätzlich mögliche Terror - Risiko der Betrieb von Atomkraftwerken nicht geradezu kriminell?

4.
Ist das Atomkraftwerk Biblis vor allem deshalb noch am Netz, weil DIE ROTGRÜNEN ihre Regierungszeit vertrödelt und alle Chancen zur Stillegung versiebt haben? Wollten weder Jürgen Trittin als ROTGRÜNER Bundesumweltminister noch Priska Hinz, seine heutige Kollegin in der Bundestagsfraktion von Bündnis `90 / DIE GRÜNEN, das Atomkraftwerk Biblis ernsthaft abschalten? Schoß Priska Hinz als damalige ROTGRÜNE "Ministerin für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Hessen" nicht den Vogel ab, als sie medienwirksam eine Stillegungsverfügung der Öffentlichkeit präsentierte und dann "vergaß", diese Stillegungsverfügung auch dem Nuklearkonzern RWE als Betreiber zuzustellen?

5.
Was werden Sie gegen diese vom Friedensnobelpreisträger IPPNW kritisierten und oben weiter ausgeführten unhaltbaren Zustände unternehmen?

Mit freundlichen Grüßen

Florian Dengler

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Dengler,

zu Ihren sehr interessanten Frage mit erschütternden Fakten nehme ich wie folgt Stellung:

1. Ich habe keinen Zweifel an der Sachdarstellung des IPPNW hinsichtlich der Strahlenschutzverordnung von 2001. Vor allem die Aufweichungen beim Schutz von schwangeren Frauen und ungebornen Kindern sind nicht akzeptabel. Ganz offensichtlich stand die Neufassung der Strahlen-"schutz"-Verordnung damals im Zusammenhang mit dem sog. "Atomausstiegsvertrag": Die Atomkonzerne haben eine Reihe von komfortablen Erleichterungen für ihre Unterschrift bekommen - unter anderem die Erlaubnis, den Atommüll direkt neben den Reaktoren zu lagern und so die Entsorgungspflicbt praktisch zu umgehen! Wahrscheinlich war auch die von Ihnen geschilderte Entschärfung des Strahlenschutzes Teil des Gesamtpakets... Zudem bestand der sog. "Ausstieg" nur darin, für jedes AKW eine garantierte Strommenge zu definieren, die dort produziert werden kann. Genau genommen haben wir also unter der rot-grünen Bundesregierung einen Atomstrom-Mengen-Vertrag erhalten und dafür Verschlechterungen im Atomrecht akzeptieren müssen.

2. Ja, ein großer Atom-Unfall mitten im dichtbesiedelten Deutschland würde unvorstellbare Schäden verursachen. Weite Teile des Landes wären unbewohnbar. Die genannte Summe ist realistisch.Wichtiger ist aber, dass unvorstellbares Leid über die Menschen käme. Empörend ist, dass nach wie vor die Betreiber nicht in voller Höhe für angerichtete Schäden haften müssen. Müssten sie sich dagegen versichern, wäre Atomstrom unbezahlbar teuer und schon längst vom Markt verschwunden.

3. Ein terroristischer Anschlag mit großen Flugzeugen auf eine Atomanlage könnte wohl nicht verhindert werden, wenn er von einer zu allem fähigen Gruppe geplant würde. Dies ist der Grund, warum ich und meine Partei für das sofortige Ende des AKW-Betriebes eintreten. Sie verwenden den Begriff "kriminell". Ich sage dazu: Es ist unverantwortlich, ein solches Risiko sehenden Auges fortbestehen zu lassen.

4. Die von Ihnen geschilderten Vorgänge hinsichtlich des AKW Biblis während der rot-grünen Regierungszeit kann ich im Detail nicht prüfen und werde sie deshalb auch nicht kommentieren.

5. Was muss getan werden? Aufklären! Keine Parteien wählen, die das Atomrisiko fortsetzen wollen! Stromverträge mit Atomstromanteilen kündigen und zu zertifizierten Ökostromanbietern wechseln! Energie sparen, die Effizienz aller Anlagen steigern und das realisierbare Ziel einer zu 100% aus erneuerbaren Quellen gespeisten Energieversorgung vorantreiben!

Mit freundlichenGrüßen
Bernhard Suttner