Frage an Christine Haderthauer bezüglich Familie

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Christine Haderthauer
CSU
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Frage von Kai B. •

Frage an Christine Haderthauer von Kai B. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Haderthauer,

kürzlich sagten Sie im Interview mit dem DLF am 18.07.2011 folgendes:

„Das liegt doch auf der Hand! Wir investieren immer mehr Geld in Bildungseinrichtungen außerhalb der Familie und gleichzeitig geht es unseren Kindern immer schlechter. Wir hatten noch nie so viele ADHS-Fälle, Autismusfälle, Kinder mit Sprachstörungen und Übergewicht und allgemein ein erschreckend sinkendes Bildungsniveau, und daran sieht man ja, das liegt nicht daran, dass Einrichtungen schlechte Leistungen bringen, sondern dass sie eben die Grundlage nicht legen können.”

Darf ich daraus schlussfolgern, dass Sie behaupten ADHS, Autismus, Sprachstörungen und Übergewicht sind eine Folge der Einrichtungen wie Krippen und Kindergärten?

Mit freundlichem Gruß

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Bojens,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage vom 18. Juli 2011. Mir ging es in der von Ihnen zitierten Äußerung nicht um Ursachenforschung bezüglich der erwähnten Krankheitsbilder. Es ist mir durchaus bewusst, dass sich monokausale Erklärungsansätze im Hinblick auf diese Krankheitsbilder bzw. Störungen verbieten. Insofern kann ich Ihre Frage mit einem eindeutigen nein beantworten.

Im Kern geht es mir darum, die Leistung und Verantwortung, die Eltern für ein gesundes und gedeihliches Aufwachsen ihrer Kinder tragen, in den Mittelpunkt der Wahrnehmung zu rücken. Ich nehme wahr, dass diese fundamentale Bedeutung der Eltern zunehmend aus dem Blick gerät. Ich nehme auch eine extrem verunsicherte Elterngeneration wahr, der von vielen Seiten die Botschaft vermittelt wird, Erziehung sei nur etwas für Profis und das Beste was man für die Entwicklung seines Kindes tun könne ist, sie möglichst früh in Fremdbetreuung zu geben. Eine solche Botschaft halte ich für verhängnisvoll und falsch. Wenn elterliche Zuwendung und Wertevermittlung in unserer Gesellschaft nicht mehr gefragt sind oder gar herabgewürdigt werden, dann werden sie auch nicht mehr stattfinden.

Die Frage, was uns unsere Kinder wert sind, kann man auch daran ablesen, was uns die Lebensplanung von Eltern wert ist, die sich Zeit für ihre Kinder nehmen. Der Staat wird mit fachlich noch so qualifizierter Fremdbetreuung und mit einem idealen Betreuungsschlüssel niemals das leisten können, was das Gros der Eltern leistet. Mir geht es dabei nicht um eine Abqualifizierung der Fremdbetreuung. Wir brauchen einen Ausbau an qualifizierten Betreuungsplätzen für Kinder unter 3 Jahren. Bayern engagiert sich hier in besonderer Weise. Derzeit stehen bereits für 25 % der Kinder unter 3 Jahren Plätze in Kindertageseinrichtungen und Tagespflege zur Verfügung. Davon auszugehen, dass professionelle Kräfte alles besser machen als Eltern, ist genauso falsch wie eine überkommene Idealisierung von Elternschaft. Wenn wir aber in eine Richtung steuern, in der Eltern das Gefühl für ihre eigene Bedeutung nach und nach verlieren, sich selbst immer weniger zutrauen und sich aus der Elternaufgabe zunehmend verabschieden, so wäre es für die Zukunft unserer Kinder äußerst verhängnisvoll.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Haderthauer