Frage an Claudia Roth von Jan K. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrte Frau Roth,
sie schreiben in ihrer Antwort vom 29.04.2009 an Herrn Richter und Herrn Stephan:
"...Das Monstrum der illegalen Waffen ist kein Argument, mehr Waffen zuzulassen oder auf notwendige Einschränkungen und Abrüstung zu verzichten..."
In diesem Punkt stimme ich ihnen voll und ganz zu. Es stellt sich für mich an dieser Stelle jedoch die Frage, wie Sie gedenken, der illegalen Waffen Herr zu werden? Welche konkreten Schritte, abgesehen von den in ihrem Antrag im Bundestag bereits angeführten, sehen Sie vor?
Einen Amoklauf würde ein totales Verbot von Schußwaffen nicht verhindern, ebenso wenig wie die legalen Schußwaffen in Deutschland eine ernstzunehmende Gefahr für die innere Sicherheit der BRD darstellen. Fachleute sind nahezu einhellig dieser Ansicht.
(Quellen: Forum Waffenrecht www.fwr.de, sowie die letzte Polizeiliche Kriminalstatistik des BKA, abrufbar unter http://www.bka.de/pks/pks2007/download/pks-jb_2007_bka.pdf )
Ein Verbot von großkalibrigen Waffen ist wenig sinnvoll, da eine kleinkalibrige Waffe, Kaliber .22 lfB, ebenso tödlich und durch kleinere Bauweise noch leichter am Körper zu verstecken ist.
Wie wollen sie diese Problematik lösen? Was gedenken Sie zu tun, um derart schreckliche Taten wie Erfurt, Emsdetten, Winnenden oder Eislingen zukünftig zu unterbinden?
Tatsache ist, daß der Schießsport in Deutschland eine lange Tradition hat, und daß Schützenvereine in Bundesländern wie Baden-Württemberg, Bayern oder Nordrhein-Westfalen teilweise mehr Mitglieder haben als die Fußballvereine. Es wäre schade, wenn Sie den Schützenvereinen die Grundlage ihres Daseins entzögen. Obendrein wäre ein Entwicklung wie in England wahrscheinlich, dort wurden 1997 klein- wie großkalibrige Schußwaffen generell verboten.
Zum Ende möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen:
Was planen Sie um die Ursachen von Amokläufen, wie z.B. Perspektivelosigkeit, zu bekämpfen?
Ich freue mich auf ihre Antwort zu meinen Fragen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Jan Kreisel
Sehr geehrter Herr Kreisel,
ähnliche Fragen haben wir schon ausführlich auf diesem Forum beantwortet. Auch unsere Antworten auf die Nachfragen von Herrn Stephan und Herrn Richter können Sie hier nachlesen.
Einen Amoklauf würde ein totales Verbot von Schusswaffen natürlich nicht verhindern. Denn eine absolute und hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Daraus zu schließen, dass das Waffenrecht so bleiben sollte, wie es ist, ist unverantwortlich. Die meisten Amokläufe haben so viele Menschenleben gekostet, weil die Täter einen leichten Zugang zu legal erworbenen Waffen hatten und weil sie jahrelang die Gelegenheit hatten, den Umgang mit den tödlichen Waffen zu lernen.
Für den Schießsport braucht man keine großkalibrigen Waffen, deshalb ist ein Verbot von solchen Waffen angemessen und sinnvoll. Dass auch kleinere Waffen, ja sogar Messer tödlich sind bzw. sein können, ist kein Argument für die Zulassung und Duldung von großkalibrigen Waffen. Die lange Tradition des Schießsportes ist nicht an die Nutzung großkalibriger Waffen oder die Erlaubnis, dass ein einzelner Schütze mehrere Waffen besitzen darf, geknüpft. Schützenvereine können weiter existieren, ohne mit immer größeren und gefährlicheren Waffen schießen zu müssen.
Wie man die Ursachen von Amokläufen bekämpfen kann, haben Bildungsexperten, Soziologen, Sicherheitsexperten und Psychologen themenbezogen zu beantworten versucht. Die Politik hat kein Allheilmittel gegen das Zustandekommen von Amokläufen, sie kann aber in den Bereichen schnell und überzeugend aktiv werden und Maßnahmen ergreifen, die einen Amoklauf wie in Winnenden deutlich erschweren. Dazu gehört eine radikale Änderung des geltenden Waffenrechts und eine überfällige Abrüstung in deutschen Haushalten.
Mit freundlichen Grüßen
Das Büro-Team von Claudia Roth